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De La Soul – Cabin in the Sky (2025): Comeback der Legenden

Nach über einem Jahrzehnt veröffentlichen De La Soul im November 2025 ein neues Studioalbum mit dem Titel Cabin in the Sky.

Es ist das erste Album der legendären HipHop-Formation aus Long Island seit dem Tod von Gründungsmitglied David Jude Jolicoeur alias Trugoy the Dove im Februar 2023, er litt seit Jahren an einer Herzkrankheit. Das Werk steht sowohl in musikalischer als auch emotionaler Hinsicht in einem größeren Zusammenhang: als Vermächtnis und als Neuanfang.

Cabin in the Sky wurde über mehrere Jahre hinweg konzipiert und war bereits vor dem Tod Trugoys in Arbeit. Viele seiner Vocals stammen aus früheren Sessions, teilweise aus dem Archiv, einige Beiträge wurden aber auch erst kurz vor seinem Tod aufgenommen. Die Produktion übernahmen unter anderem Supa Dave West, Pete Rock und DJ Prince Paul, der bereits das Debütalbum 3 Feet High and Rising (1989) produziert hatte und nun nach langer Pause zur Gruppe zurückkehrte.

De La Soul versuchen auf dem neuen Album ihren Sound behutsam weiterzuentwickeln, ohne die eigene DNA zu verleugnen. Schon der Titel verweist auf spirituelle Motive.

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Cabin in the Sky ist ein Verweis auf den gleichnamigen MGM-Film aus dem Jahr 1943, einer der ersten Hollywoodfilme mit ausschließlich afroamerikanischer Besetzung. In diesem Kontext bedeutet die “Kabine im Himmel” ein Ort der Ruhe, der Erinnerung und des Übergangs.

Musikalisch bleibt das Trio – nun formal ein Duo – bei seinem Markenzeichen: samplelastiger Boom Bap mit viel Soul, Jazz und Funk. Die Beats sind deutlich entschleunigt, die Klangästhetik wirkt organisch und detailverliebt. Viele Kritiker betonen die Wärme des Sounds, der sich stark von heutigen Trap-lastigen Produktionen abhebt.

Pete Rock steuert zwei Produktionen bei, darunter “Vinyl Skies”, ein jazzig-lässiger Track, der an die goldene Ära erinnert. Supa Dave West, seit den frühen 2000ern regelmäßig für De La Soul aktiv, liefert mit “Halfway Heaven” ein Highlight, das durch einen gospelartigen Chor getragen wird.

Die Kritiken zu Cabin in the Sky fallen überwiegend positiv aus: De La Soul gelingt ein würdiges, reifes Werk, das dem verstorbenen Trugoy gerecht wird, ohne sich ausschließlich in Trauer zu verlieren. Dass man von einer Band, die 1987 gegründet wurde und den frühen HipHop maßgeblich mitgeprägt hat, nicht die Neuerfindung des Rades erwarten darf, versteht sich von selbst.

Biografie De La Soul

De La Soul zählen zu den einflussreichsten Formationen des US-amerikanischen HipHop. Gegründet 1987 in Long Island, New York, veränderte das Trio bestehend aus Kelvin Mercer (Posdnuos), David Jude Jolicoeur (Trugoy the Dove) und Vincent Mason (DJ Maseo) mit seinem Debütalbum 3 Feet High and Rising nachhaltig die Vorstellung davon, was HipHop sein kann. Während Gangsta Rap zur dominanten Kraft aufstieg, setzten De La Soul auf verspielte Samples, komplexe Reime und einen bewusst humorvollen, intelligenten Gegenentwurf zur Härte des Mainstreams.

Long Island, Ende der 1980er

Die drei Mitglieder von De La Soul lernen sich in der Highschool im Amityville District auf Long Island kennen. Gemeinsam entwickeln sie ein Interesse an Rap, DJing und Sampling, inspiriert von lokalen Sounds und frühen East-Coast-Vorbildern. Die entscheidende Wendung kommt, als sie ein Demotape mit dem Song „Plug Tunin’“ aufnehmen und an Prince Paul schicken, Mitglied der legendären Stetsasonic-Crew. Paul erkennt das Potenzial der Gruppe sofort und beginnt, mit ihnen an einem Debütalbum zu arbeiten.

3 Feet High and Rising (1989)

Musikalisch baut das Trio mit Prince Paul eine völlig neue Klangwelt: ungewöhnliche Samples (unter anderem von Hall & Oates, Steely Dan oder französischem Sprachunterricht), verspielte Zwischenstücke, Interview-Snippets und Wortspiele. Statt harter Realitäten geht es um Fantasie, Absurdität, Alltag, Liebe, aber auch um kritische Reflektionen, etwa zu Rassismus oder Medienbildern.

Der Song „Me Myself and I“ wird zum weltweiten Hit. Das Album prägt maßgeblich den Begriff des „Daisy Age“, einer ironischen Selbstbezeichnung, die bald auch zur Projektionsfläche für Medien wird, die im Conscious Rap eine weichgespülte Alternative zum Gangsta-Rap erkennen wollen, ein Bild, gegen das sich die Gruppe zunehmend wehrt.

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De La Soul is Dead (1991)

Statt an den Erfolg des Debüts anzuknüpfen, gehen De La Soul mit De La Soul Is Dead (1991) bewusst auf Distanz zur „Daisy Age“-Euphorie. Die Platte ist härter, komplexer, ernster, ein künstlerisch ambitioniertes Werk, das sich kritisch mit den Mechanismen des Musikmarkts und der eigenen Rolle darin auseinandersetzt.

In den folgenden Jahren entwickelt die Gruppe ein eigenes erzählerisches Universum, das sich durch intertextuelle Bezüge, fortlaufende Storylines und eine ausgeprägte Affinität zur Popkultur auszeichnet. Mit Alben wie Buhloone Mindstate (1993) und Stakes Is High (1996) festigen De La Soul ihren Ruf als intellektuelle Avantgarde des HipHop, wenn auch mit sinkenden Verkaufszahlen. Gerade Stakes Is High, ohne Prince Paul produziert, gilt vielen als das persönlichste und politisch schärfste Werk der Gruppe.

Independent-Phase und neue Wege

Nach dem Ende ihres Vertrags mit Tommy Boy schlagen De La Soul in den 2000er-Jahren einen eigenständigeren Weg ein. Sie veröffentlichen die sogenannte Art Official Intelligence-Trilogie, von der allerdings nur zwei Teile (Mosaic Thump, 2000, und Bionix, 2001) erscheinen. Die Serie zeigt die Gruppe experimentierfreudig, mit zahlreichen Gastbeiträgen und einem breiteren stilistischen Spektrum.

Parallel entwickeln sie sich zu einer gefragten Liveband und touren regelmäßig durch die USA und Europa. Ein neuer Karrierehöhepunkt gelingt 2005 mit dem Hit „Feel Good Inc.“, einer Zusammenarbeit mit den Gorillaz, die weltweit hohe Chartplatzierungen erreicht und De La Soul einer neuen Generation von Hörerinnen und Hörern bekannt macht.

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…And the Anonymous Nobody (2016)

Im Jahr 2015 starten De La Soul eine Kickstarter-Kampagne zur Finanzierung eines neuen Albums. Innerhalb kürzester Zeit sammeln ihre Fans über 600.000 US-Dollar dafür ein. Das daraus entstehende Album …And the Anonymous Nobody erscheint 2016 und vereint Einflüsse aus Funk, Rock und Soul mit Gästen wie Damon Albarn, Snoop Dogg und David Byrne.

Die Platte zeigt eine gereifte Band, die sich künstlerisch unabhängig bewegt und keine Rücksicht auf Radioformate oder Trends nimmt. Kritiker loben den Mut zur Vielschichtigkeit, auch wenn das Album weniger zugänglich ist als frühere Werke.

Rechteprobleme und digitale Unsichtbarkeit

Ein zentrales Problem begleitet De La Soul über Jahrzehnte: die Frage der Musikrechte. Aufgrund komplizierter Sample-Clearing-Verfahren und juristischer Streitigkeiten mit Tommy Boy Records war der komplette Backkatalog der Gruppe über Jahre hinweg nicht auf Streaming-Plattformen verfügbar. Erst 2023, nach dem Erwerb der Rechte durch Reservoir Media, konnten alle Alben von 3 Feet High and Rising bis AOI: Bionix digital veröffentlicht werden – ein Meilenstein, der nicht nur für die Band, sondern für viele Hörer ein längst überfälliger Schritt war.

Der Tod von Trugoy the Dove

Am 12. Februar 2023 stirbt David Jude Jolicoeur alias Trugoy the Dove im Alter von 54 Jahren an den Folgen einer langjährigen Herzerkrankung. Er hatte bereits in den Jahren zuvor aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr regelmäßig live auftreten können. Sein Tod löst weltweit Trauer aus, nicht nur in der HipHop-Community. Viele Weggefährten wie Questlove, Q-Tip oder Chuck D würdigen ihn als stilbildenden MC und warmherzigen Menschen.

Die übrigen Mitglieder von De La Soul kündigen an, das musikalische Erbe gemeinsam weiterzutragen und lösen das Versprechen mit dem neuen Album “Cabin In The Sky” 2025 ein.