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Zehn Jahre nach den Anschlägen auf das Pariser Bataclan

Vor zehn Jahren, am 13. November 2015 erschütterten eine Reihe dschihadistischer Terroranschläge die französische Hauptstadt Paris und den Club Bataclan.

Am Abend des 13. November 2015 wurde Paris zum Schauplatz eines der schwersten islamistischen Terroranschläge in der Geschichte Europas. Die koordinierten Attacken trafen die französische Hauptstadt mitten ins Herz: 130 Menschen starben, hunderte wurden verletzt, viele von ihnen schwer. Zehn Jahre später bleibt das kollektive Trauma spürbar.

Der Angriff begann gegen 21 Uhr. Während eines Konzerts der US-Rockband Eagles of Death Metal im Bataclan, einer traditionsreichen Konzerthalle im 11. Arrondissement, stürmten drei schwer bewaffnete Terroristen das Gebäude. Mit automatischen Waffen schossen sie wahllos in die Menge, warfen Handgranaten und nahmen Besucher als Geiseln. Die Angreifer hatten sich auf einen langen Kampf vorbereitet, der in einem blutigen Massaker endete: 89 Menschen starben allein im Bataclan.

Parallel dazu verübten weitere Täter Anschläge auf Cafés, Restaurants und das Umfeld des Stade de France, wo gerade das Länderspiel zwischen Frankreich und Deutschland stattfand. Auch dort explodierten Sprengsätze. Die französischen Sicherheitskräfte griffen schnell ein, dennoch konnten sieben der Attentäter sich mit Sprengstoffgürteln selbst töten. Der mutmaßliche Drahtzieher Abdelhamid Abaaoud, ein belgischer IS-Kämpfer, wurde fünf Tage später bei einer Polizeiaktion in Saint-Denis erschossen.

Die Anschläge wurden von der Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) als gezielte Aktion gegen die „Feinde des Kalifats“ bezeichnet. Paris, in den Worten der Terroristen, sei die „Hauptstadt des Lasters“. Das Bataclan als Ort, an dem viele Menschen gemeinsam Musik feiern, wurde deshalb symbolisch ausgewählt.

Dass das Bataclan diesen schwarzen Tag überlebt hat und ein Jahr später wieder Konzerte veranstaltet hat, ist ein wichtiges Zeichen des Widerstands gegen den Terror. Noch heute berichten viele Konzertbesucher, dass sie der Ort nachdenklich macht, aber auch, dass die Stimmung im Bataclan dennoch durchweg wieder sehr positiv sei.

Sting eröffnete das Bataclan ein Jahr nach dem Anschlag mit einer klaren Botschaft: der Terror hat nicht gewonnen.

Die Anschläge hatten damals verstärkte Kontrollen und Sicherheitsmaßnahmen in Clubs und Konzertarenen zur Folge und sorgte eine zeitlang auch dafür, dass manche Menschen gar nicht mehr in größere Veranstaltungen gehen wollten. Heute bewegen wir uns wieder frei und unbesorgt in solchen Umgebungen.

Zum zehnten Jahrestag der Anschläge hat die Stadt Paris einen neuen Gedenkort eingerichtet. Ein Garten in der Nähe des Rathauses soll künftig an die Opfer und Überlebenden erinnern. Die sechs Orte der damaligen Anschläge werden dort symbolisch dargestellt, die Namen der Getöteten sichtbar gemacht. Es ist ein Versuch, dem individuellen und kollektiven Gedächtnis Raum zu geben.

Auch am Bataclan selbst wird an diesem Tag wieder eine Gedenkzeremonie stattfinden. Angehörige, Überlebende und Vertreter der Stadt werden gemeinsam an die Toten erinnern.

Gleichzeitig bleibt der Umgang mit dieser Bedrohung eine Gratwanderung. Die ehemalige Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger warnte bereits 2023 davor, im Namen der Sicherheit die Grundrechte auszuhöhlen. „Auch ein Rechtsstaat, der seine Grundlagen aufgeben würde, könnte keine absolute Sicherheit gewähren“, sagte sie damals. Der Blick in autoritäre Staaten zeige, dass Repression keine verlässliche Antwort auf Terrorismus ist.

Die Rolle des IS: Radikalisierung und ihre Spuren

Die Anschläge von Paris standen im Kontext der damaligen Ausbreitung des sogenannten Islamischen Staates in Syrien und im Irak. In der Rückschau war 2015 der Höhepunkt der territorialen Macht des IS und zugleich der Beginn seines strategischen Schwenks zu Anschlägen in Europa. Der Angriff auf das Bataclan war dabei nicht nur ein Akt symbolischer Gewalt, sondern Teil eines kalkulierten Plans, Angst und Misstrauen in offenen Gesellschaften zu säen.

Von den neun direkt beteiligten Attentätern wurden sieben während der Tat oder unmittelbar danach getötet, zwei überlebten und wurden in Belgien festgenommen. Der überlebende Täter, Salah Abdeslam, wurde 2022 in Paris zu lebenslanger Haft ohne Möglichkeit auf vorzeitige Entlassung verurteilt, die höchste Strafe im französischen Recht.


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