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Blondie – Parallel Lines (Klassiker)

Das dritte Album von Blondie ist ein echter Klassiker des New Wave: Rotzig, rockig und dabei unverschämt catchy.

Blondie - Parallel Lines (Album Cover)
Blondie – Parallel Lines (Album Cover)

Das Album beginnt stürmisch mit „Hanging On The Telephone“, das eine Coverversion der Band The Nerves ist, in deren Original der Song jedoch paradoxerweise wie ein müder Abklatsch von Blondies Neu-Interpretation klingt.

Und auf „Parallel Lines“ macht die Band so einiges neu und anders als davor: Der frühe Art-Punk weicht einem coolen Disco-Sound, unübertroffen zu hören in der Hit-Single „Heart Of Glass“, einer Verbeugung vor Giorgio Moroder, dessen Italo-Disco-Sound Sängerin Debbie Harry liebt und hier in Donna-Summer-Manier vorantreibt. Die ursprüngliche Zeile „Once I had a love, it was a gas. Soon turned out, it was a pain in the ass“, musste zugunsten prüder Radio-Stationen geändert werden, so dass schließlich der ikonische Text „Soon turned out, had a heart of glass“  herauskam.

Doch das Album wäre kein Klassiker, wenn man es auf diesen einen Hit herunter brechen könnte, vielmehr reiht sich ein großartiger Song an den nächsten: Die damaligen Fans, die Blondie wegen diesen leichtfüßigen Popsongs einen „Sell Out“ vorwarfen, haben offenbar „Parallel Lines“ nicht richtig angehört. Hier reihen sich parallel Songs aneinander, die mit sämtlichen Stilrichtungen spielen. Düsteres wie „Fade Away And Radiate“ findet sich darauf genauso wie der Sonnenscheintrack „Sunday Girl“ – schwarz neben weiß eben, so wie auch auf dem mittlerweile ikonischen Plattencover die gesamte Band zu sehen ist.

Die freche Vielfältigkeit von „Parallel Lines“ ist es auch, die Blondie zu einer der einflussreichsten Bands der 70er Jahre macht: Der starke Sound des Albums, gekoppelt mit der selbstbewussten Sexiness einer Debbie Harry ermöglichten irgendwann Acts wie Madonna, Pulp oder Franz Ferdinand – um nur einige zu nennen: „One way or another I’m gonna get ya“

So wie auf „Parallel Lines“ ein Song nach dem anderen durchgepeitscht wird, macht das auch beim heutigen Hören noch atemlos: Rock, Post-Punk, Art-Pop, Disco, Sixties-Sound, Reggae, Bubblegum und New Wave wechseln sich atemberaubendem Takt ab, Debbie Harry singt dazu mal verführerisch sowie variabel, mal rau sowie rotzig und wirkt trotz all ihrer unbestrittenen Erotik wie der Kumpel von nebenan.

All das macht aus der Schwarz-Weiß-Optik des Covers ein äußerst lebendiges, liebenswertes sowie leidenschaftliches Album im Inneren: Kontrast und Kontrolle im Image treffen hier auf smarte Subversion in der Musik.

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