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Pet Shop Boys – Actually (Klassiker)

Perfekter Pop spiegelt nicht nur den Zeitgeist, er reflektiert ihn auch: Auf „Actually“ der Pet Shop Boys passiert beides auf unterkühlte und unerreichte britische Weise sowie Coolness.

Das zweite Studioalbum von Neil Tennant und Chris Lowe steckt nicht nur voller Hits wie „It’s a Sin“, „Rent“, „What Have I Done to Deserve This?“ oder „Heart“, sondern brilliert auch mit genialen Songs wie „King’s Cross“ gegen den grassierenden Thatcherismus im Land oder dem zusammen mit Ennio Morricone geschriebenen schwelgerischen „It Couldn’t Happen Here“.

Als Non-Album-Track sollte dann noch die Elvis-Presley-Coverversion „Always On My Mind“ später dazu kommen, die in ihrer Interpretation so klingt als hätte das Synthie-Pop-Duo sie sowieso von vornherein geschrieben.

Nur auf Chartserfolge lässt sich „Actually“ jedoch nicht reduzieren, zu sehr ist den Pet Shop Boys die Vereinbarkeit von Kunst und Pop ein Anliegen. Allein das Cover stellt dabei in den knallbunten Achtzigern eine Provokation abseits vom dominierenden Glamour und Sex dar, denn das eine Bandmitglied schaut grimmig drein, das andere gähnt.

Heute ist das Album-Foto ikonisch und auch die Album-Texte über alltäglich Triviales, katholische Schuldgefühle und banale Langeweile gehören zu den smartesten der Popgeschichte. Dass die Pet Shop Boys darüber extrem tanzbare Disco-Beats legten, beweist einmal mehr ihre sublime Genialität.

Das Faszinierende an „Actually“ ist neben all diesen Aspekten zudem die Zusammenarbeit mit Künstlern, die so gar nicht zu dem Elektropop des Duos passen wollen. David Lynchs Haus-Komponist Angelo Badalamenti orchestriert zum Beispiel die opulente Ballade „It Couldn’t Happen Here“ und beim unwiderstehlichen Duett „What Have I Done To Deserve This?“ verhelfen sie der damals zu Unrecht vergessenen Dusty Springfield zum Comeback.

Die Engländer verwenden den Begriff „Actually“ ziemlich gerne, um Dinge „eigentlich“, aber auch „tatsächlich“ klar zu stellen: Den Pet Shop Boys gelang mit ihrem zweiten Album nach dem Debüt „Please“ eigentlich und auch tatsächlich ein Meilenstein des Pops.