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Miserable Monday: Playlist von Fabian Simon & The Moon Machine

Die Playlist zum Start in die neue Woche. Heute mit Musik von Patti Smith, Molly Drake und Nina Simone.

© Christopher Ratter

Fabian Simon ist ein Musiker aus Tübingen, der mittlerweile in Berlin lebt und seit vielen Jahren auf den Bühnen des Landes unterwegs ist. So viel zu den hard facts. Was nirgendwo steht, ist, dass Fabian Simon eigentlich in LA, oder zumindest in New York zuhause sein sollte. Die Coolness und Abgeklärtheit, mit der er seine verzaubernden, beschwingten und manchmal auch schmerzlichen Melodien rauspfeffert, erinnern dann doch an Künstler wie Father John Misty oder Mark ‚E‘ Everett. Wäre er in LA oder NY zuhause, würde man ihn sicher öfter mit einem der beiden beim Tee trinken sehen.

Nun sind Tübingen und Berlin aber nicht LA oder NY und vielleicht ist das auch ok so. Letztlich ist es doch super, dass wir hier einen Songwriter im Land haben, der seit Jahren unaufgeregt große Musik abliefert. 

Zu seinem letzten Album „Coconut Dreams“ (2020) hat sich Fabian Simon mit The Moon Machine zusammengetan und seine Stücke damit in ein Bandgewand gekleidet. Am Freitag erschien nun mit „Slap Back Baby“ das nächste Album von Fabian Simon & The Moon Machine auf dem tollen Berliner Label Listenrecords. Eine Platte für Fans von Psychedelic, Folk, Kammerpop und dem Lebensgefühl von Father John Misty. 

Fabian Simon & The Moon Machine sind auf Tour:

04.05.22 Leipzig – Horns Erben
05.05.22 Berlin – Badehaus
06.05.22 Nürnberg – KV 
07.05.22 München – Heppel & Ettlich 
09.05.22 Reutlingen – Franz K. 
10.05.22 Mainz – Schon Schön 
11.05.22 Stuttgart – Galao 
13.05.22 Freiburg – Raeng Teng Teng 
19.05.22 Würzburg – Cairo 
20.05.22 Köln – Jaki 
22.05.22 Münster – Pension Schmidt 
24.05.22 Haldern – PopBar
25.05.22 Bremen – Litfass
26.05.22 Hamburg – Astrastube 
27.05.22 Hannover – Lux
28.05.22 Oberhausen – Gdanska X

DIE PLAYLIST

Nick Lowe – The Beast In Me

Das Lied kenne ich eigentlich als Coverversion aus dem Spätwerk von Johnny Cash; Das Original hab ich erst kürzlich für mich entdeckt. Welcher Ausdruck, was ein Text!

Molly Drake – I Remember 
Molly Drake ist die Mutter von Nick Drake. Sie ist kaum bekannt, war aber eine großartige Songschreiberin. Ich mag, wie bescheiden und sanft sie singt. Und ich finde Lo-Fi Aufnahmen wie diese haben ihren ganz eigenen Klang und Charme – oft hör ich mir sowas lieber an, als riesig aufgeblasene Pop Produktionen. Wir kommen ihr so nah dabei!

Connie Converse – Two Tall Mountains
Connie Converse ist im Jahr 1974 verschollen. In den 50er Jahren hat sie, genau wie Molly Drake einige wenige Lo-Fi Aufnahmen auf einer Bandmaschine gemacht – mit verstimmter Gitarre, Hintergrundgeräuschen und abgebrochenen Takes. Lange bevor der Begriff „Singer-Songwriter“ gebraucht wurde, hat sie mit ihrer originalen Stimme und Handschrift einige unglaublich schöne Lieder geschrieben. Ich spiel das Lied manchmal live als Zugabe.

Patti Smith – A Hard Rain’s A-Gonna Fall
Leider gibt es auf Spotify nicht die Liveversion dieses Stücks, die Patti Smith bei der Vergabe des Literaturnobelpreises für Dylan gesungen hat (die gibt’s aber hier: https://www.youtube.com/watch?v=941PHEJHCwU). Sie versingt sich dabei, vergisst den Text, unterbricht ihre Performance, bittet das Publikum um Entschuldigung („Sorry, I’m so nervous-“) und singt das Lied dann zu Ende. Ich finde es unfassbar rührend, wie sie mit der Situation umgeht, und auch, wie das Publikum mit ihr umgeht. 

Judy Henske – High Flying Bird
Das Lied kenne ich aus meiner Jugend als Liverversion von Jefferson Airplane, erst vor einigen Jahren hab ich das Original von Judy Henske kennen und lieben gelernt. Was hat sie nur für eine unfassbar starke, aufgekratzte Stimme? Ich liebe auch das Album, das sie 1969 mit Jerry Yester zusammen gemacht hat: „Farewell, Aldebaran“. Wer auch nur im Entferntesten an Freak-Folk interessiert ist, sollte sich das mal anhören.

Nina Simone – I Wish I Knew How It Would Feel To Be Free

Was soll ich sagen- so beschwingt und leicht dieses Lied beginnt, es läuft mir einfach eiskalt den Rücken runter, wenn sie singt: „Cause if we ain’t free, we’re murderers“. Ich glaube, in diesen Momenten ihren Schmerz und den ganzen Schmerz ihrer Community spüren zu können. Gleichzeitig macht es mir eine ungemeine Freude, dieser grandiosen Performerin zu lauschen.

Mira Mann – Du bist auch traurig

Dieses Lied von Mira Mann hat mir ein Freund empfohlen, und meinte wegen dieser „ultra dichten Atmosphäre, die irgendwie so spezifisch emotional ist“ musste er sehr an mich denken. Wie recht er doch hat! Es ist einfach nur großartig.

Smog – Rock Bottom Riser

Das ganze Album „A River Ain’t Much To Love“ von Smog aka Bill Callahan war eine immens wichtige Inspiration, als ich angefangen habe, auf der akustischen Gitarre zu schreiben. Wir haben eine ähnliche Stimmlage (Bass-Bariton), weswegen mir oft Leute sagen, dass wir uns ähneln. Ich finde das ein großes Kompliment. 

Schosta – Achtes Streichquartett Largo (letzter Satz)

Puh, der Finalsatz des berühmten 8. Streichquartetts. Bleischwere Traurigkeit. Ich liebe Schostakowitsch, er schreibt einfach vollkommen unverwechselbar und hier hört man ihn in jedem einzelnen Ton. Ich hab gelesen, dass dieses Quartett so etwas wie eine Autobiografie darstellen soll, ein Schlussstrich unter sein Leben gewissermaßen, gespickt mit diversen Selbstzitaten. Der ganze Satz baut eigentlich auf dem D-S-C-H Motiv (seine Initialen als Töne) auf, er hat sich also in die Noten hinein geschrieben. Das ganze Quartett (wie seine Quartette überhaupt!) ist der absolute Wahnsinn.

Cheam Chansovannary – Oh! Phnom Penh

Dieses Lied kenne ich aus dem sehr guten Film „Don’t think I’ve forgotten“, der die blühende Musikkultur Kambodschas in den 60/70er Jahren, vor dem Genozid der roten Khmer, dokumentiert. Im Zuge des „Agrarkommunismus“ wurden die Bewohner der Hauptstadt Phnom Penh gezwungen, die Stadt zu verlassen und auf dem Land zu arbeiten. Viele der im Film portraitierten Musiker*innen wurden grausam getötet. Dieses Lied ist eine Liebeserklärung an die verlorene Heimat in der Stadt. Selten habe ich etwas so schönes und trauriges gehört.