Sie heißen Ticketbande, Viagogo, Tickettube oder GetMeIn und machen mit dem Wiederverkauf von Konzerttickets das große Geschäft. Auf Kosten von Fans und Künstlern.
In letzter Zeit macht sich Unmut breit gegen inoffizielle Tickethändler, die zu massiv überhöhten Preisen Tickets anbieten. Die Abzocker heißen Ticketbande, Viagogo, Tickettube oder GetMeIn. Künstler und Konzertveranstalter raten vom Kauf solcher Tickets dringend ab!
Wer bei ihrer letzten Tour nach Adele Tickets suchte, rieb sich verdutzt die Augen: die Ticketpreise auf der Seite Adele-Tickets.de starteten bei ca. 200 Euro für die schlechtesten Plätze und gingen bis zu sagenhaften 1000 Euro für Sitzplätze im Innenraum. Und das vor dem offiziellen Vorverkaufsstart!
Die Tickets für die Adele-Tour kosteten im offiziellen Vorverkauf „nur“ zwischen 63 und 178 Euro und waren innerhalb weniger Minuten ausverkauft.
Wie kommt es zu solchen Ticket-Wucherpreisen?
Bei Anbietern wie Ticketbande (der die nur scheinbar offizielle Seite adele-tickets betreibt), Fansale oder Viagogo handelt es sich um Ticketbörsen, in denen unverkaufte oder zurück gegebene Tickets gehandelt werden. Es sind keine offizielle Vorverkaufsstellen.
Die Anbieter haben also selbst noch keine Tickets und spekulieren lediglich auf den Preis und darauf, dass sie Tickets in ausreichender Zahl anbieten können. Dafür lassen sie sich vom Käufer vorab Geld überweisen, mit dem sie dann monatelang arbeiten können und irgendwie versuchen, an die bestellten Tickets zu kommen. Das ist zwar nicht illegal, aber erhöht die regulären Preise, weil jemand völlig Unbeteiligtes am Erfolg der Künstler mitverdienen möchte.
Wie das genau funktioniert, erklärt dieses Video.
Video: Der Milliarden-Deal
Scumeck Sabottka, Chef der Berliner MCT Agentur und Tourorganisator von Bands wie Rammstein oder Kraftwerk, erklärt in der Wirtschaftswoche das Geschäftsmodell der Ticketbörsen so: „Wenn ich als Veranstalter 10.500 Tickets für ein bestimmtes Konzert verkaufen kann, erkläre ich die Veranstaltung nach 7500 Karten für ausverkauft. Die verbleibenden 3000 Karten gebe ich einem Zweitverwerter. Somit kassiere ich noch einmal über die Wucherpreise des Wiederverkäufers tüchtig mit. Der Kunde bekommt das gar nicht mit.“
Die Gewinne würden dann zwischen den diversen Partnern geteilt. So lässt sich mit ausverkauften Konzerten oder Sportveranstaltungen der Umsatz nochmal steigern und das Maximum herausquetschen. Und viele Leute zahlen auch astronomische Ticketpreise für ihre Lieblingskünstler.
Ist das legal?
„In Deutschland ist Wucher in § 138 Abs. 2 BGB geregelt. Nichtig ist demnach ein zweiseitiges Rechtsgeschäft, durch das jemand unter Ausbeutung der Zwangslage, der Unerfahrenheit, des Mangels an Urteilsvermögen oder der erheblichen Willensschwäche eines anderen sich oder einem Dritten für eine Leistung Vermögensvorteile versprechen oder gewähren lässt, die in einem auffälligen Missverhältnis zu der Leistung stehen.“ (Quelle: Wikipedia)
Wucher ist in Deutschland zwar verboten, aber offenbar nutzen diese Anbieter eine rechtliche Grauzone, denn sie sind bereits seit fast 10 Jahren auf dem Markt und die Geschäfte scheinen glänzend zu laufen, auch wenn in zahlreichen Foren inzwischen ausdrücklich davor gewarnt wird.
Die gekauften Tickets werden meist erst kurz vor dem Konzert zugestellt, wenn der Käufer nicht mehr viel dagegen unternehmen kann, dass der aufgedruckte Preis wesentlich niedriger ist als der tatsächlich bezahlte.
Der niederländische Anbieter Ticketbande nutzt auch Foren wie Verbraucherschutz.de, um durch ein so genanntes „Serviceversprechen“-Siegel Seriosität vorzugaukeln. Allerdings ist auch diese vermeintliche Verbraucher-Plattform den Verbraucherzentralen schon länger ein Dorn im Auge, da sich Firmen dort gegen eine monatliche Gebühr einkaufen können. Es handelt sich also vielmehr um einen Firmenschutz als echten Verbraucherschutz.
Wer überteuerte Tickets gekauft hat und sie nun zurück geben möchte, hat leider auch schlechte Aussichten: für Konzerttickets gibt es, genauso wie für Flugtickets oder andere Dienstleistungen, die sich auf einen konkreten Termin beziehen, kein gesetzliches Widerrufsrecht!
Adele Konzerte sind zwar nicht billig, aber 1000 Euro sind definitiv zu viel.
Fazit: Tickets im offiziellen Vorverkauf sichern
Wir empfehlen: Finger weg von dubiosen Ticketbörsen und überteuerten Tickets und lieber frühzeitig im offiziellen Vorverkauf die Tickets sichern. Die offiziellen Vorverkaufsstellen stehen immer auf der Homepage des jeweiligen Künstlers. Ihr solltet also gar nicht erst googlen, wo es Tickets gibt, denn genauso gelangt ihr in die Fänge der Abzocker, die massiv Werbung schalten und so immer auf den ersten Plätzen bei Google auftauchen.