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Astral Bakers veröffentlichen zweites Studioalbum “Vertical Life”

Das zweite Album “Vertical Life” der französischen Soft-Grunge-Band Astral Bakers erschien am 10. Oktober 2025 via Sage Music. Mit verschachtelten Gitarren Riffs und verspielten Melodien machen sie klar, dass sie zu Recht als eine der vielversprechendsten Indie-Bands Frankreichs gepriesen werden.

Mit ihrem Debütalbum “The Whole Story” legten Astral Bakers im Jahr 2024 das Fundament für ihren charakteristischen Soft-Grunge-Sound – irgendwo zwischen nebligem Folk und schwerelosem, atmosphärischem Rock. Auf “Vertical Life”, über insgesamt zwölf Tracks, zeigt die Band, dass sie mehr sind als ein spontanes Projekt. Sie sind eine Band im Wandel – und auf dem besten Weg, ihre ganz eigene musikalische Sprache zu formen.

Im neuen Album tritt die Band als geschlossenes Kollektiv auf, in dem jede Stimme zählt und jeder Beitrag das Klangbild entscheidend mitprägt. Während bei “The Whole Story” noch einzelne Persönlichkeiten im Vordergrund standen, fühlt sich “Vertical Life” wie ein chorales Werk an – ein ständiger Dialog zwischen Ambroise, Theodora, Nico und Zoé. Die Rollen vermischen sich, die Stimmen verweben sich, und die Band wird zum Instrument, das sich selbst zu spielen lernt.

Aufgenommen wurde das neue Album in den USA mit Produzent Sam Evian (Big Thief, Blonde Redhead u. a.). Es fängt die rohe Energie und kreative Freiheit des Quartetts ein – ohne übertriebene Perfektion, dafür mit viel Authentizität. Fehler werden zur Textur, kleine Unsauberkeiten zur Signatur. Jeder Song wirkt wie ein akustisches Tagebuchblatt, das neue Facetten der Band offenbart.

Texturierte Gitarren – mal seidig, mal kratzend – treffen auf verspielte FuzzSchwaden. Theodoras Bass verleiht den Songs eine cineastische Schwere, während Zoés fließendes, zurückgenommenes Schlagzeug einen traumhaften, fast nachtaktiven Groove schafft. Und über allem schweben die Stimmen: zart und kraftvoll zugleich, immer zwischen Flüstern und Aufschrei, zwischen introspektivem Indie und grungiger Wucht.

Credit: Louise Desnos

Der erste Song “Healing” eröffnet das Album mit sanften Celloklängen und schafft damit einen behutsamen Einstieg in die Klangwelt von Astral Bakers. Nach und nach setzen dezente Schlagzeugrhythmen und eine warme, ruhige Stimme ein – ein entspannter, grooviger Sound entfaltet sich, der sofort eine wohltuende Atmosphäre erzeugt. Es fühlt sich an, als würde man mit einem guten Freund über die eigenen Sorgen und Gefühle sprechen. Die Frage „What’s the story of your heart?“ bildet den emotionalen Auftakt einer Erzählung über Herzschmerz – und darüber, wie neue Gefühle entstehen können, wenn man die Vergangenheit hinter sich lässt. Das Album-Outro nimmt die Melodie aus “Healing” wieder auf, womit diese der melodische Rahmen des gesamten Albums wird.

Der dritte Track “Mirror” beginnt mit einem disharmonischen und verzerrten Gitarren-Akkord. Es wird besonders in den Strophen eine unangenehme, fast gruselige Stimmung erzeugt, die thematisch zur Erzählung von innerer Unruhe und dem Gefühl, im eigenen Leben irgendwie fehl am Platz zu sein, passt: „And as I’m waiting for the future to pass I think I’m living someone else’s life“. Als würde man nur zuschauen, statt wirklich dabei zu sein. Gedanken kreisen, Ängste bleiben unausgesprochen, und trotzdem gibt es da jemanden, der einen wirklich sieht. Dieser Gedankenwechsel führt zu einem energievolleren Sound im Chorus mit kräftigen Gitarren und choralen Vocals die an The Beatles erinnern. „You hold the mirror when I come home | When I don’t know where I belong | You see me whoever I am“ steht für Nähe und Verständnis: Jemand hält einem den Spiegel vor, erkennt einen hinter allen Fassaden – sogar dann, wenn man sich selbst nicht ganz greifen kann. Der Song changiert gekonnt zwischen Höhen und Tiefen und kreiert einen besonderen Moment auf Vertical Life.

Der Titeltrack “Vertical Life” (VÖ: 26.06.2025) – Nummer 7 des Albums – erzählt von einem typischen Morgen, an dem man eigentlich aufstehen sollte, aber noch im Halbschlaf festhängt. Statt sich direkt ins Leben zu stürzen, bleibt man lieber noch kurz in der Traumwelt. Doch dann kommt der Moment, in dem man sich aufrafft – „I’ll be living the vertical life“ heißt hier: wieder aufrecht durchs Leben gehen, rausgehen, Leute treffen, Musik machen. Es geht um das Zurückfinden ins echte Leben, Schritt für Schritt, aber mit einem guten Gefühl. Der Sound der Single unterstreicht dieses Bild. Verzerrte Gitarren, der gleichmäßige Bass und die Drums entwickeln sich von einem gemächlichen Intro zu einem Gute-Laune-Chorus. “Vertical Life” ist gleichermaßen ein Appell ans Leben wie eine Hymne an die Langsamkeit. Die Außenwelt ist zu laut, zu schnell – das Bett wird zum sicheren Hafen und ein Ort zum Träumen. Doch wer aufrecht leben und wirklich jemand sein will, muss sich erheben – und das schnell.

Die im April erschienene Single “A Dog in a Manger” folgt chronologisch auf dem Album. Der Titel – dessen Redewendung als Metapher zu lesen ist – beschreibt Eifersucht und Sturheit als toxische Kombination. Dennoch ist der Song von einer unerwarteten Leichtigkeit geprägt: Mit klarem Blick und einem Hauch Ironie erzählt die Band eine Geschichte über menschliche Eigenheiten und gesellschaftliche Widersprüche. Der Sound bewegt sich zwischen Indie-, Pop-Rock und Soft-Grunge: Verwebte Gitarrenlinien treffen auf atmosphärische Bässe, sanfte Melancholie kollidiert mit treibenden Rhythmen.

In “My Eyes Won’t Lie” handelt es von einer schwierigen Kindheit, die man nach außen versucht hinter einem Lächeln zu verstecken: „I come from a home / Where No one ever tells the truth, it’s understood / You care for yourself / Never for each other if there’s nothing to expect“. Doch die Menschen, die einen wirklich kennen, können einem an den Augen ablesen was wirklich in einem vorgeht. Der Chorus überzeugt mit gesanglichen Harmonien der Band und einer eingängigen Melodie, die wohlig in die Riffs und Akkorde der unterschiedlichen Gitarren eingebettet ist. So lassen Astral Bakers eine Mischung aus Melancholie und guter Laune entstehen.


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