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Bela B. – Scharnow (Hörbuch)

Unter dem Namen Bela B Felsenheimer hat der Ärzte-Schlagzeuger seinen ersten Roman namens „Scharnow“ herausgebracht, in dem es vor skurrilen Figuren und bizarren Begebenheiten nur so wimmelt. Dort können scheinbar Bücher morden und Scharfschützen Agenten einer Weltmacht erlegen.


Das Hörbuch dazu wird als inszenierte Lesung natürlich von Bela B selbst vertont, hat er doch als Sprecher bereits Erfahrung: Und so lauschen wir einer Geschichte, die als Metapher für den aktuellen Zustand der „deutschen Seele“ gelten soll. Als Personal im fiktiven brandenburgischen Örtchen Scharnow bei Berlin treten unter anderem Verschwörungstheoretiker, Literaturblogger, Pornodarstellerinnen, Arbeitslose, alte weiße Männer, syrische Flüchtlinge, Filialleiterinnnen und der ehemalige Kater von Gregor Gysi auf.

„Scharnow“ ist in lakonischem Erzählton verfasst, der zwischen Plauderton und Alltagstalk angelegt ist: Die verschiedenen Portraitierten unterscheiden sich dabei nicht groß in ihrer Sprache, der Literaturblogger und der Syrer, teilen sich alle ziemlich gleich. Aber da man sowieso immer Belas Stimme im Ohr hat, tut dies dem amüsanten Inhalt keinen Abbruch und so ist man auch gewillt, die plötzlich auftauchenden abstrusen Ereignisse zu glauben, wie zum Beispiel, dass ein Mensch einfach so in den Himmel fliegen oder ein Buch Menschen ermorden kann.

Ein bisschen erinnert das Sammelsurium in der brandenburgischen Provinzen an das Universum eines Douglas Adams, aber Bela B hat auch ein paar Dinge eingebaut, die Reflexionen über das eigene Berufsfeld rund um Musik und (Hör-)Bücher sind: Wie um sich zum Beispiel vorab von snobistischen Kritikern zu schützen, stellt er diese im Buch als arrogant oder gierig dar: Der Literaturblogger überfliegt nur den Klappentext und bekommt Geld von den großen Verlagshäusern, weil er als „Influencer“ gilt: „Das Geschäft, wenn man es so nennen wollte, lief gut“. Zur Strafe lässt ihn der Autor dann von einem Buch namens „Horror Vacui“ töten. Der Begriff stammt von Aristoteles und bezeichnet die Angst vor der Leere und laut dem Philosophen kennt die Natur kein Vakuum. Auf die Kunst übertragen geht es darum, alle leeren Flächen zu füllen.

„Musiknazis“ bekommen auch ihr Fett weg: Spezielle Subgenre-Fans, die ein elitäres Geheimwissen in punkto Musik vertreten, werden als Heuchler entlarvt. Ein Mädchen, dass bei Hardcore-Gothicfans die zu sehr bekannten The Cure oder Joy Division mag, wird ausgeschlossen. „Derartige Reglementierungen nervten sie, und sie wandte sich von der Szene ab“ und der Manga-Szene zu, heißt es über die 17-Jährige, die sich in den syrischen Geflüchteten verliebt.

Die Liebe ist also auch noch in „Scharnow“ zu finden, darüber hinaus jede Menge Spaß zwischen Albernheiten und Abstraktionen – abseits sämtlicher Reglementierungen. 

Act des Monats: Leoniden

 

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