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Hip-Hop als Kultur: Ursprünge, Genres, Mode

Hip-Hop ist viel mehr als nur eine Musikrichtung. Zu der Kultur gehören verschiedene Bereiche und Aktivitäten wie bestimmte Kleidungsstile oder die Graffiti-Kunst. Über die letzten Jahrzehnte hat das Genre sich immer wieder entwickelt und Trends gesetzt. Wir geben einen kleinen Überblick über Historisches und Aktuelles.

Hip-Hop: Verschiedene Stile eines Genres

Der Rap oder auch das MCing ist der vielleicht wichtigste Teil der Hip-Hop-Kultur. Begleitend zum DJing, auf das später noch zu sprechen sein wird, sprachen bereits in den 1970er Jahren die ersten Künstler Texte auf die Beats vieler DJs ein. Dabei ging es in den allerersten Raptexten meist darum, die DJs vorzustellen, den Partygästen einzuheizen oder sich über sich selbst lustig zu machen.

Die Hauptbewegung des Rap kam dabei stets aus Problemvierteln New Yorks und insbesondere der South Bronx sowie aus Teilen Brooklyns. Jugendgangs erkannten den Rap als Chance, sich, statt in gewaltsamen Auseinandersetzungen, mit Worten zu messen. Bis heute hält sich gerade in den USA die Erzählung, dass Rap als eine Form der musikalischen Kreativität gilt, die es auch Menschen aus marginalisierten sozialen Bevölkerungsschichten ermöglicht, soziale Anerkennung und ökonomische Unabhängigkeit zu erreichen.

Im Laufe der Zeit entstanden verschiedene Stile des Rap-Genres. Fünf der vielleicht wichtigsten wollen wir kurz vorstellen.

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Boombap

Der Begriff „Boombap“ ist angelehnt an die Kick-Drum eines Hip-Hop-Beats sowie die auf sie folgende Snare. Dabei soll das „Boom“ die Kick-Drum lautmalerisch darstellen und das „Bap“ die Snare. Gerade bei Boombap-Tracks tritt, selbst bei Hörern, die sich mit Rap kaum befassen, schnell das „Kopfnicker-Phänomen“ auf. Die Art, wie der Beat gestaltet ist, zwingt förmlich dazu, im Rhythmus mitzunicken.

Boombap war einer der ersten Stile des Rap-Genres. Allerdings führte ihn offiziell erst der Rapper „T La Rocks“ in seinem Outro auf dem Track „It’s Yours“, auf dem er gemeinsam mit „Jazzy Jay“ vertreten ist, ein. New Yorker Größen wir „Large Professor“, „Pete Rock“ oder auch „DJ Premier“ sollten schließlich den Boombap Sound in seiner Essenz definieren und für alle Zeiten in der Kultur festigen.

Westcoast-Rap

Der Westcoast-Rap entstand in den 1980er Jahren, wie der Name bereits verrät, an der Westküste der USA. Durch seine eigenen musikalischen Besonderheiten stellt er eine Art Gegengewicht zum Rap aus New York und allgemein zur Eastcoast der USA dar.

Die Ursprünge hat der Westcoast-Rap bei Rappern wie „Ice-T“ oder der „World Class Wreckin’ Cru“, und „Arabian Prince“. Sie erfanden einen Stil, bei dem Electro mit Rap kombiniert wurde – eine damals vollkommen neue Sache. Der Kern dieses neuen Stils war, dass er als eingängige Tanzmusik durchging und so auch konzipiert wurde. Wie zu erwarten, kritisierten viele Musiker der Hip-Hop-Szene diesen Stil.

Allerdings stammt auch der heute als Hardcore-Gangsta-Rap zu bezeichnende Hip-Hop-Stil von der Westcoast. Rapper wie „Toddy Tee“ oder später vor allem auch „N.W.A“ mit ihrem Erfolgsalbum „Straight Outta Compton“ machten die Westcoast als ein weiteres Rap-Mekka neben New York groß. Später kam mit dem „G-Funk“, geprägt durch „Dr. Dre“ eine weitere Ausprägung des Westcoast-Rap dazu.

Gangsta-Rap

Im Mittelpunkt des Gangsta-Rap steht die Behandlung von Themen rund um das Dasein eines Gangstas. Dabei kann, muss der Rapper selbst aber natürlich nicht selbst auch Gangsta sein. Innerhalb der Szene allerdings gilt schnell als Blender, wer sich als Gangsta-Rapper verkauft, aber die Erfahrungen „auf der Straße“, von denen er in seinen Tracks erzählt, nicht selbst gemacht hat.

Bis heute diskutieren Kritiker des Gangsta-Rap immer wieder darüber, was der Stil eigentlich möchte. Die einen verteufeln des Gangsta-Rap dafür, dass er moralisch fragwürdige Lebensentwürfe und -entscheidungen glorifiziere, die anderen heben seine Bedeutung als authentisches Abbild des Straßenlebens als Folge gesellschaftlich- und politisch-struktureller Probleme hervor.

Auf das Gang-Leben verwies schon im Jahr 1986 das Album „PSK“ von „Schooly D“ und kann somit als eines der ersten Gangsta-Rap-Alben genannt werden. Doch auch „Dr. Dre“, „Tupac Shakur“, „Nas“, „50 Cent“ und viele weitere Künstler lassen sich dem Stil zuordnen.

Conscious Rap

Auch der Conscious Rap lässt sich, wie der Gangsta Rap, weniger über Besonderheiten der Beats als solche der Texte definieren. Conscious Rapper reflektieren, im Vergleich zu anderen Rappern oder zumindest Tracks anderer Stile, tiefer über diverse Standards ihrer Zeit, kulturelle Besonderheiten ihrer Musik oder gesellschaftliche Entwicklungen.

Kümstler wie „Akala“, „Boots Riley“ oder auch „Talib Kweli“ sind drei der vielleicht bekanntesten Rapper des Genres. In den frühen 1990er Jahren war „Public Enemy“ mit ihren Reflexionen über rassenpolitisches Denken vielleicht die Crew des Conscious Rap schlechthin. Heute wiederum lassen sich Rapper wie „Kendrick Lamar“ dem Stil zuordnen.

Trap

Die vermeintlich jüngste Ausprägung des Rap ist der „Trap“. Er hat sich erst ab 2010 entwickelt, das Jahr, in dem das vielleicht stilprägendste Trap-Album „Flockaveli“ von „Waka Flocka Flame“ herauskam.

„Trap“ als Begriff kommt aus Atlanta und wurde hier schon in den 80er und 90er-Jahren genutzt. Der Begriff bezeichnet im Slang ein Haus, in welchem Drogen verkauft werden. Bereits „T.I.“ und „Gucci Mane“ legten die ersten Grundsteine des Trap-Stils, der (bis) heute eines der meistgehörten Genres des Hip-Hops ist.

Hip-Hop und Kleidungsstile

Die Hip-Hop-Kultur hat im Laufe der Jahre ganz bestimmte Kleidungsstile hervorgebracht und andere verändert und geprägt. Inzwischen sind die Stile fluider geworden. Es lässt sich dennoch ganz klar feststellen, dass die Hip-Hop-Kultur heutige Kleidungsstile gerade vieler junger Menschen stark geprägt hat. Verschiedene Einflüsse lassen sich in der heutigen Streetwear eindeutig erkennen. Der Hip-Hop hat sich hier also aus seiner Nische herausgearbeitet und seine Ausprägungen haben Anklang bei einer breiten Masse gefunden.

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Die Ursprünge der Hip-Hop-Mode

Doch werfen wir zunächst einen Blick zurück. In den späten 1970er und frühen 1980er Jahren wurde die Mode im Hip-Hop von der New Yorker B-Boy-Kultur dominiert. Bei B-Boys handelte es sich um Breakdancer (zu diesem Element des Hip-Hops an späterer Stelle mehr). Die B-Boys trugen unter anderem Trainingsanzüge, Ketten und sogenannte Kangol-Hüte. Nach und nach griffen Vertreter anderer Hip-Hop-Elemente den Stil auf, sodass er sich bald nicht mehr nur den Breakdancern zuordnen ließ, sondern das gesamte Bild zumindest der New Yorker Hip-Hop-Szene dominierte.

Die Rapper-Crew, die den „Street-Look“ des Hip-Hops am deutlichsten in der großen Welt der Mode etablierte, war schließlich „Run-DMC“. Ihr Markenzeichen waren Adidas-Trainingsanzüge und schnürsenkellose Shell Toe Sneakers – am bekanntesten die Adidas Superstar. Der Straßenlook der Crew verabschiedete sich vom eher glamourösen Look der frühen Hip-Hop-Szene wie jenem „Afrika Bambaataas“ oder „DJ Grandmaster Flashs“. Bald übernahmen viele andere Rapper wie „LL Cool J“ die von Run-DMC gesetzten Trends. Der Streetstyle wurde dadurch erstmals einem Mainstream-Publikum zugänglich gemacht.

Im Jahr 1985 bekannte sich Run-DMC mit ihrem Hit „My Adidas“ sogar zur Marke Adidas selbst – obwohl der Kleidungskonzern den Rappern bis dahin kein Geld gegeben hatte. Der Erfolg des Songs aber führte schließlich zu einem offiziellen Werbevertrag zwischen Adidas und Run-DMC. Sowas hatte es bisher in der Hip-Hop-Szene nicht gegeben. Ab diesem Zeitpunkt allerdings war eine bis heute anhaltende Verbindung zwischen Sportbekleidung und der Hip-Hop-Kultur hergestellt.

Hip-Hop-Mode und Empowerment

Mit der Weiterentwicklung des Hip-Hops entwickelte sich auch der Modestil. In den späten 1980er und frühen 1990er Jahren begannen Hip-Hop-Künstler wie „Public Enemy“ oder „Queen Latifah“ militaristischere Looks, Dreadlocks und leuchtendes Rot, Gelb, Schwarz und Grün zu tragen – Farben, die mit schwarzen empowernden Bewegungen assoziiert wurden.

Die 1990er – Das Jahrzehnt der Hip-Hop-Mode schlechthin

Mitte der 90er Jahre, als sich mit Hip-Hop – und vor allem mit Rap – schon deutlich leichter und in größerem Stil Geld verdienen ließ, begannen Rapper Designerkleidung zu tragen. Künstler wie „2Pac“, „P. Diddy“ oder auch „Notorious B.I.G“. zeichneten sich optisch durch Looks aus, die von denen der Gangster der alten Schule inspiriert waren. Heute nennt sich dieser Stil „Ghetto Fabulous“. Doppelreihigen Designeranzüge, Bowler-Hüten und Fedoras, Schuhe aus Alligatorleder und Designer-Sonnenbrillen sah man nicht selten. Gleichzeitig begannen Rapper hier auch erstmals, teure Kleidung und Designermarken textlich aufzugreifen und lobzupreisen.

Die späten 90er-Jahre gelten schließlich als die vielleicht prägendste Zeit für die Hip-Hop-Mode schlechthin. Weit geschnittene, weniger designorientierte Looks etablierten sich hier. Die Outfits aus dieser Zeit waren geprägt von Sneakers, Baggy-Jeans, flachen Baseballkappen und Sporttrikots. Außerdem durfte der Hoodie nicht fehlen. Heute gilt er, im Gegensatz etwa zu Baggys oder Sporttrikots, als Allround-Piece und kann auf verschiedene Art und Weise gut kombiniert werden. Während ihn in den 90ern vornehmlich Hip-Hopper trugen, kann ein Hoodie heute selbst zu einem Business Casual Look getragen werden und wird damit gar bürotauglich.

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Hip-Hop-Mode heute

Der Look der 1990er Jahre schwappte in die 2000er über und manifestierte sich dadurch vollends in der Modewelt. Doch seitdem hat sich die Hip-Hop-Mode noch einmal etwas verändert.

Aktuell sind wieder Designermarken, wie Louis Vuitton, Gucci oder Balenciaga hoch im Kurs. Auffällig ist vor allem auch, dass sie in fast allen Texten mainstreamtauglicher Rapperinnen und Rapper auftauchen. So rappt etwa „Cardi B“ in ihrer Single „Bodak Yellow“: „These is red bottoms, these is bloody shoes“. Sie bezieht sich damit auf Christian Loubotin High Heels, die unter Modefans als Krone der High Heels gelten. Auch aktuell angesagte deutsche Interpretinnen und Interpreten greifen in vielen Texten Modemarken auf.

Hip-Hop-Künstler wie „Kanye West“ oder „Tyler, the Creator“ sind heute sogar selbst erfolgreiche Designer. Kein Wunder, dass Streetwear das Bild der Jugendkultur dominiert und Hip-Hop-Mode inzwischen fester Bestandteil der Modeszene im Allgemeinen ist.

DJing und Beat-Making als Teil des Hip-Hops

Wir haben es im Rahmen des Rap bereits erwähnt: Das DJing, das die musikalische Grundlage für den Sprechgesang der MCs bildet. Manche würden behaupten, dass es ohne das DJing nie zur Entstehung der heute so viel breitgefächerteren Hip-Hop-Kultur hätte kommen können.

Denn als die ersten DJs begannen zu scratchen und Beats zu mischen, dienten die MCs eigentlich nur als Unterstützer der DJs. Wie bereits eingangs beschrieben, heizten sie die Menge ein – diese sollte den DJs huldigen, Lärm für sie machen und auf deren Skills an den Turntables abfeiern. Erst später übernahmen die MCs als Rapper eine immer wichtigere Rolle, bis sich ihre Texte und Stimmen zu einer unzertrennbaren Einheit mit den Beats der DJs verbanden.

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Neben dem DJing ist das Beat-Making, das etwas später entstand, ein ganz entscheidender Teil der Hip-Hop-Kultur. Heute ist es wichtiger geworden als das DJing, da mit echten Vinyls kaum noch DJs auftreten – und wenn, dann eher im Bereich des Techno, bzw. der elektronischen Tanzmusik.

Beat-Making bezeichnet, vereinfacht gesagt, den Prozess der Produktion von Beats – sie stellen die musikalische Grundlage für den Sprechgesang der Rapper im Hip-Hop dar. Bis in die 2000er Jahre hinein bewegten sich die meisten Beat-Produzenten eher im Hintergrund und führten ein Schattendasein hinter den im Rampenlicht stehenden Rapkünstlern. Heute ist das anders. Inzwischen genießen einige Beat-Produzenten ähnlich viel Ruhm, wie die Rapper und verewigen sich in ihren Beats sogar durch sogenannte „Producer Tags“. In deutschen Rapsongs laufen einem beispielsweise immer wieder folgende Namen über den Weg:

  • KitschKrieg
  • Miksu
  • Macloud
  • Minhtendo
  • Young Mesh

Breakdance

Zu Hip-Hop-Beats und Raptracks lässt sich nicht nur mit dem Kopf nicken. Viele Hip-Hopper stellten schnell fest, dass die teilweise abgehackt wirkenden Reime und Betaparts nach einer eigenen Form des Tanzens riefen. Dieser Tanz, der Breakdance, ist ebenfalls ein wichtiges Element des Hip-Hops.

Breakdance umfasst teilweise sehr komplizierte Körperbewegungen sowie eine Menge Koordination, Stil und eine eigene Ästhetik. Die Tänzerinnen und Tänzer des Breakdance werden als B-Girls bekannt oder B-Boys oder einfach als Breakdancer/innen bezeichnet.

Breakdance hat seine Ursprünge schon in den 1970er Jahren in der Bronx. Dabei gehen die musikalischen Inspirationen auf die energiegeladenen Auftritte des Funk-Maestros James Brown zurück. Um bestimmte Breakdance-Moves zu präsentieren, wurden in das DJing der ersten Stunde Breaks, also bestimmte instrumentale Teile eingebaut, die der DJ loopen konnte. Diese Wiederholung nutzen die Tänzer, um auf den Beat ihre Moves auszuführen.

Beliebte und bekannte Breakdance Moves sind etwa:

  • Footwork
  • Headspins
  • Toprock
  • Windmills
  • Air Flares
  • Dizzy run
  • Applejack
  • Swipe
  • Suicides
  • Handglide

In den späten 1960er Jahren erkannte „Afrika Bambaataa“, dass Breakdance nicht nur eine Form des Tanzes ist, sondern eine Ausdrucksform des Hip-Hop als kulturelle Bewegung. Bambaataa gründete eine der ersten Breaker-Crews, die „Zulu Kings“. Die Crew wurde schnell auch außerhalb der Hip-Hop-Kreise als talentierte Tänzergruppe bekannt.

Die „Rock Steady Crew“, das wohl wichtigste Breakdance-Kollektiv in der Geschichte des Hip-Hop, fügte der Kunst schließlich innovative akrobatische Bewegungen hinzu. Breakdance entwickelte sich von einfachen Headspins und Backspins zu ausgefeilten Power-Moves, wie dem oben bereits genannten Air Flare oder dem Handglide.

Die Graffiti-Kultur

Schließlich brachte der Hip-Hop auch noch eine bildende künstlerische Ausdrucksform mit sich, die Graffiti-Kultur. Sie hat, anders als erwartet, ihren Ursprung nicht erst in den 1970er Jahren und nicht einmal in diesem Jahrhundert oder Jahrtausend. Denn schon vor vielen tausenden Jahren malten Menschen an die Wände von Höhlen. Strenggenommen waren das die ersten Graffitis der Geschichte. Später dann schrieben die alten Römer und Griechen ihre Namen oder etwa Protestgedichte auf Gebäudefassaden. Auch dies lässt sich als Graffitikunst bezeichnen.

Das moderne Graffiti aber tauchte Anfang der 1960er Jahre in Philadelphia auf und erreichte in den späten Sechzigern New York. In den 1970er Jahren, in denen alle Elemente des Hip-Hop an Relevanz gewannen, nahm auch Graffiti so richtig Fahrt auf.

Unterschiedliche „Artists“ begannen, ihre Namen oder „Tags“, meist in Form von Künstlerpseudonymen, auf Gebäude in der ganzen Stadt zu schreiben. Auch U-Bahnen, Stromkästen, Laternenpfähle oder Verkehrsschilder wurden beschrieben.

Anfangs waren viele der Tagger Mitglieder von Straßenbanden, die mit den Sprayereien ihr Revier markieren wollten. Sie arbeiteten in Gruppen, die als „Crews“ bezeichnet wurden, und nannten das, was sie taten, „Writing“. Der Begriff „Graffiti“ wurde dann erstmals von der New York Times und dem Romanautor Norman Mailer verwendet.

In den frühen siebziger Jahren bereits erkannte der Kunstmarkt das Potenzial von Graffiti. Kunstgalerien in New York kauften bereits Graffiti-Kunst ein und kommerzialisierten die Ausdrucksform des Hip-Hops. Doch zur gleichen Zeit begann auch ein Krieg gegen Graffiti im öffentlichen Raum. Schon in den 1980er Jahren konnten Writer sich kaum noch auf der Straße austoben, ohne sich Polizisten auf den Hals zu hetzen. Aus diesem Grund begannen viele Graffiti-Künstler schon damals, Gebäudedächer, wo sie weniger einfach erwischt wurden, als „Leinwand“ zu nutzen. Alternativ wurde die Kunst einfach in einen legalen Rahmen übersetzt, indem tatsächliche, echte Leinwände bemalt oder besprüht wurden.

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Die Debatte darüber, ob Graffiti Kunst oder Vandalismus ist, wird heute immer noch geführt. Fest steht, dass Sprayern diverse Strafen bei unterschiedlichen Vergehen im öffentlichen Raum drohen. Viele Menschen sind der Meinung, dass Graffiti, die mit Genehmigung angefertigt werden, Kunst sein können. Werden sie ohne Genehmigung auf fremdem Eigentum angebracht, handelt es sich um Verbrechen, das bestraft werden sollte.

Gerade viele Künstler der alten Schule sind dagegen der Meinung, dass sich Straßenkünstler wie Graffiti-Artists die Städte zurückerobern und sie für die Öffentlichkeit von den Werbetreibenden befreien sollten. Graffiti, so hört man als Argument immer wieder, bedeutet außerdem Freiheit, Kunst überall und für jeden sichtbar zu machen. Zudem machen die Graffiti gerade viele graue, triste Großstädte ein Stück weit lebendiger.

Obwohl es nicht ganz so leicht ist wie mit Rap, lässt sich auch mit Graffiti oder Weiterentwicklungen der Kunstform gutes Geld verdienen. Der Künstler „Jean-Michel Basquiat“ beispielsweise begann in den 1970er Jahren zunächst auf der Straße zu sprühen. Schon in den 80er Jahren gelang ihm dann der Durchbruch und er wurde zu einem angesehenen Künstler und bemalte riesige Leinwände, die in den angesehensten Galerien weltweit ausgestellt wurden und bis heute werden. Der Franzose „Blek le Rat“ sowie der britische Künstler „Banksy“ – der vielleicht bekannteste Sprayer überhaupt – erlangten in den späten 80ern und späten 90ern internationale Berühmtheit. Sie sprühten komplexe Werke mit Schablonen an diverse Orte in Städten und verbreiteten dabei meist, politische oder humoristische Botschaften. Heute werden Werke Banksys für horrende Summen verkauft

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