Mit Lana Del Rey will man ja eigentlich eher ungern in die Flitterwochen fahren. Die 30-Jährige würde bestimmt ein tropisches Paradies als Reiseziel wählen, nur um sich dann unter einem riesigen Schlapphut und hinter einer noch riesigeren Sonnenbrille zu verstecken, den ganzen Tag mit Cocktail in der Hand und frisch lackierten Fingernägeln ermattet am Swimmingpool zu liegen und ab und zu hörbar zu seufzen.
Video: Lana Del Rey – „Summertime Sadness“
„God knows I tried“, haucht einem Lana Del Rey resigniert zu, nuckelt demonstrativ am Strohhalm ihres halbleeren Tequila Sunrise und beobachtet gelangweilt ein paar von Wassertropfen glänzende Adonisse auf der anderen Poolseite. Von irgendwoher schallen leise schwermütige Vintage-Easy-Listening-Klänge herüber, die die drückende Hitze perfekt widerspiegeln.
Beim Strandspaziergang kommt dann die kleine Sportzigarette zum Einsatz, die sich die in bunt gemusterte, leichte Stoffe gehüllte New Yorkerin direkt bei der Ankunft von einem zwielichtigen Einheimischen besorgt oder vielleicht sogar selbst im Handgepäck mitgeschmuggelt hat, und nach ein paar Zügen lässt sich Lana vielleicht doch noch zu etwas Kultur überreden. Ein Museumsbesuch vielleicht, ein Rundgang über den Marktplatz oder die Besichtigung einer örtlichen Kapelle.
Video: Lana Del Rey – „High By The Beach“
Dann geht’s aber wieder zurück zum Pool, um bis weit nach Sonnenuntergang an Cocktails zu nippen, Kette zu rauchen und melancholisch den eigenen Gedanken nachzuhängen. Ob die Frischangetraute wohl gerade an „Terrence“, „Norton“ oder „Salvatore“ denkt, fragt man sich ein ums andere Mal, verdrängt den Gedanken aber ganz schnell wieder. Immerhin ist man in den Flitterwochen und wusste bei Lana im Vorhinein ganz genau, worauf man sich da einlässt.
Außerdem kann man sich nicht helfen: Irgendwie liebt man es ja doch, dieses sepiafarbene Universum aus wohliger Trunkenheit, Katerkopfweh und bittersüßer Nostalgie, diese ebenso schwer fassbare wie zeitlose Mischung aus Melancholie und Leichtigkeit, Drogenromantik und Herzschmerzlyrik, die dumpf und dunkel rollenden Drums, die vielfach gelayerten und doch ätherisch-elfenhaften Vocals, die sich nicht selten im tiefen Dickicht der Streicher und zart angezupften Gitarrensaiten verlieren.
ACT DES MONATS
Ein eigentlich simples Konzept, an dem man sich trotzdem auch beim dritten Mal auf Albumlänge kaum satthören kann. Schnell mal checken, ob die Antidepressiva noch oben im Koffer sind…