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Nas – Illmatic (Klassiker)

Mit „Illmatic“ verarbeitete Nas seine Kindheit und Jugend in den sozialen Brennpunkten von Queens. Bis heute gilt das Album als Maßstab für hochwertigen Hip-Hop – sowohl textlich als auch musikalisch.

Geht es um Musiker, die sich immer wieder an ihrem Debütalbum messen lassen müssen, führt kein Weg an Nas vorbei. Mit „Illmatic“ veröffentlichte der damals 20-Jährige eine Platte, die seiner Karriere einen Kickstart und der Hip-Hop-Welt ein neues Maß an Qualität verpasste. 1994 war das. Nas kam immer wieder nah heran, aber einen ebenbürtigen Nachfolger nahm er nie auf.

I switched my motto / Instead of sayin’ ‘Fuck tomorrow’ / That buck that bought a bottle / Could have struck the lotto„, rappt der New Yorker auf „Life’s A Bitch“. „Illmatic“ klingt hart, gewinnt diese Härte aber nicht aus Gangsta-Rap-typischen Überhöhungen und Glorifizierungen, sondern aus schonungslosen Beschreibungen, die auf der Realitität fußen. All das verpackt Nas in komplexe Texte, die durch innovative Wortspiele sowie Binnen- und Doppelreime bis dato unbekannte Möglichkeiten offenbarten.

Nas stammt aus Queensbridge. Die Sozialwohnungssiedlung an der Queensboro Bridge verbindet den Stadtteil Queens mit Manhatten. Dieser für Hip-Hop so geschichtsträchtige Ort brachte zahlreiche Rapper wie Mobb Deep, MC Shan und Capone-N-Norega hervor. „Illmatic“ klingt nach einem New York, das es in dieser Form nicht mehr gibt. Ein New York, das noch den Ton im Hip-Hop angab und nichts von Gentrifizierung wusste. Dafür reichten Nas zehn Lieder, die er nicht einmal auf 40 Minuten verteilte.

Nas‘ unbestreitbares Talent als Rapper wäre vermutlich untergegangen, hätte er sich nicht auf die richtigen Produzenten verlassen. Entgegen des Label-Wunsches engagierte Nas nicht einen, sondern fünf Beatbastler. Mit Large Professor, DJ Premier, Pete Rock, L.E.S. und Q-Tip holte er sich die damalige Elite des Boombap-Sounds ins Studio. Sie schneiderten Nas Instrumentale auf den Leib, die noch heute Massenhysterie in den Konzerthallen erzeugen.

Als „Illmatic“ am 19. April 1994 erschien, blieb das Album hinter den kommerziellen Erwartungen zurück. Über den zwölften Platz in den Billboard Charts kam die Platte nicht hinaus. Erst 1996 wurde sie mit Gold ausgezeichnet. Dennoch können sich Hip-Hop-Fans vermutlich auf keinen Klassiker so sehr einigen wie „Illmatic“. Nas ist der Nostalgie mittlerweile überdrüssig, was er 2019 in einem Interview mit Haute Living zum Ausdruck brachte: „I’m tired of celebrating it.“

Die Fantastischen Vier (Foto: Mumpi / Monsterpics)
Act des Monats: Die Fantastischen Vier

 

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