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Lil Nas X meldet sich nach Festnahme zu Wort

Nach seiner Festnahme in den frühen Morgenstunden des 21. August hat sich Lil Nas X erstmals öffentlich zu dem Vorfall geäußert.

In einer Instagram-Story sprach der 26-jährige Musiker offen über die Ereignisse der vergangenen Tage. „Your girl will be ok“, sagt er in die Kamera, um dann ernster zu werden: „Das war verdammt beängstigend. Die letzten vier Tage waren verdammt beängstigend. Aber ich komme klar.“

Die Reaktion folgt auf eine Anklage wegen mehrerer Körperverletzungen gegen Polizeibeamte sowie Widerstand gegen die Staatsgewalt. Laut Polizeiangaben war der Musiker, mit bürgerlichem Namen Montero Lamar Hill, gegen 6 Uhr morgens in Unterwäsche auf dem Ventura Boulevard in Los Angeles unterwegs, als er von Beamten angesprochen wurde. Daraufhin soll er, so die Darstellung der Polizei, auf die Beamten zugelaufen sein, woraufhin er festgenommen wurde.

Aufgrund des Verdachts auf Drogengebrauchs wurde Lil Nas X zunächst in ein Krankenhaus gebracht, später erfolgte die Überstellung in Untersuchungshaft. Die Kaution wurde auf 75.000 Dollar festgesetzt, unter der Auflage, ein Drogenrehabilitationsprogramm zu beginnen.

Am Montag trat Hill vor Gericht auf und plädierte auf nicht schuldig. Die Anklage umfasst drei Fälle von Körperverletzung mit Verletzungsfolge gegen Polizeibeamte sowie eine Anklage wegen Widerstands gegen einen Vollstreckungsbeamten – Letzteres ein schweres Vergehen im Bundesstaat Kalifornien. Die zuständige Staatsanwaltschaft bewertet die Vorwürfe als gravierend. „Angriffe auf Polizeibeamte sind nicht nur Straftaten gegen Einzelpersonen, sondern ein direkter Angriff auf die öffentliche Sicherheit“, erklärte Bezirksstaatsanwalt Nathan J. Hochman in einer Mitteilung.

Die Verteidigung versucht derweil, das Bild eines Einzelfalls zu zeichnen. Hills Anwältin Christy O’Connor erklärte vor Gericht, dies sei ein absoluter Ausnahmefall im Leben ihres Mandanten. „So etwas ist ihm noch nie passiert.“

Auch Hills Vater, Robert Stafford, stellte sich öffentlich vor seinen Sohn. Auf Nachfrage von Reportern, ob Drogen bei dem Vorfall eine Rolle gespielt hätten, antwortete er entschieden: „Absolut nicht.“ Hill sei bei klarem Verstand und in guter Verfassung. „Er ist sehr niedergeschlagen über das, was passiert ist“, sagte Stafford. „Aber er ist okay.“

Lil Nas X ist einer der bekanntesten Popstars der letzten Jahre. Mit „Old Town Road“, seiner Mischung aus Country und Trap, landete er 2019 einen historischen Hit, der sich 19 Wochen lang an der Spitze der US-Charts hielt – ein Rekord. Es folgten weitere kommerzielle Erfolge wie „Industry Baby“ mit Jack Harlow oder „Montero (Call Me by Your Name)“, mit dem er nicht nur musikalisch, sondern auch visuell und inhaltlich neue Maßstäbe im Mainstream setzte. Offen schwul, provokant und popkulturell stets am Puls der Zeit, wurde Lil Nas X zum Symbol einer neuen Generation von Künstler:innen, die sich nicht länger einordnen lassen wollen.

Die aktuellen Vorwürfe stehen damit in scharfem Kontrast zur bisherigen öffentlichen Wahrnehmung des Künstlers. Zwar hat sich Lil Nas X nie gescheut, Konventionen zu brechen und mit Tabus zu spielen, doch das Bild eines gewalttätigen Übergriffs passt kaum zu seinem bisherigen Auftreten. Umso größer ist die Aufmerksamkeit, mit der die Entwicklung nun verfolgt wird.

Wie es weitergeht, ist noch offen. Das Verfahren steht am Anfang, ein Urteil dürfte noch auf sich warten lassen. Währenddessen bleibt die Frage im Raum, was genau in jener Nacht passiert ist und was der Fall über den Umgang der Öffentlichkeit mit Popstars in Ausnahmesituationen erzählt. In sozialen Medien wird bereits spekuliert, ob die Polizei möglicherweise überreagiert habe oder ob psychische Gesundheit eine Rolle gespielt haben könnte.

Was man in den bislang kursierenden Videos sieht, ist der nur in weißer Unterwäsche gekleidete Künstler, wie er ruhig und gelassen eine Straße entlang geht und von einem Polizeiwagen verfolgt wird. Einige seiner Follower vermuten deshalb einen homophoben Hintergrund bei der Verhaftung. Offizielle Stellungnahmen dazu liegen bislang nicht vor.


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