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Peter Wittkamp: Für mich soll es Neurosen regnen

Frei nach dem berühmten Hildegard-Knef-Song widmet sich der Autor und Jan Böhmermanns Gagschreiber Peter Wittkamp in seinem Buch „Für mich soll es Neurosen regnen“ der seltsamen wie skurrilen Welt der Zwangsstörungen, unter denen er selbst leidet.

Menschen mit Zwangsstörungen werden in Film oft als sonderliche, aber geniale Kauze dargestellt, im Alltag fühlen sich Menschen mit diesem Leiden aber oftmals weniger filmreif und leiden unter diesen Neurosen: Auch Peter Wittkamp ist einer dieser Menschen, nur dass er seine Zwangsstörungen durchaus film- bzw. buchreif schildern kann.

In seinem unterhaltsamen Werk „Für mich soll es Neurosen regnen“ berichtet er nicht nur über seinen Zwang, sich andauern die Hände waschen zu müssen, sondern erklärt auch den Unterschied zwischen Neurosen und Zwängen und wann ein harmloser Spleen letztendlich doch zur Zwangsstörung mutiert. Auch der Gang zur Therapie wird thematisiert und damit die Frage, wie man einen Zwang loswird oder wenigstens austricksen kann. Und so ging es bei Wittkamp los:

Peter Wittkamp liest aus „Für mich soll es Neurosen regnen“

Neben den Zwängen ist auch der hartnäckige Verwandte „Magisches Denken“ bei Wittkamp präsent: Zu diesen gehören beispielsweise Verknüpfungen wie diese: Wenn ich die Zigarette nicht fünfmal ausdrücke, gibt es bald einen Brand in meiner Wohnung. Und auch Wittkamp hat solche Gedanken, die man eigentlich als Kreativität oder überbordende Fantasie abtun könnte, wenn sie eben nicht zwanghaft werden würden wie: „Wenn ich dieses Wort benutze, das mich an jene Person erinnert, passiert ihr etwas Schlimmes“.

Dass Wittkamp über seine Zwangsstörungen, die er lange Zeit Mitmenschen verheimlichte, aber auch manchmal lachen kann, liegt vielleicht auch an seinem Job: Er ist Hauptautor der „Heute Show online“, hat bereits Gags für Jan Böhmermann und Klaas Heufer-Umlauf geschrieben und ist als Werbetexter mitverantwortlich für die sehr erfolgreiche BVG-Kampagne #weilwirdichlieben, die inzwischen Kultstatus hat.

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Die Gabe schlaue Slogans zu kreieren ist auch im Buch zu spüren, wenn er zum Beispiel im Kapitel „Was hilft gegen die Zwänge?“ schreibt „Das ist sehr einfach. Machen Sie es nicht!““. Und das ist schon das ganze Kapitel, dem natürlich im nachfolgenden ein wenig mehr an Erläuterungen und Ernsthaftigkeit mitgegeben wird – wobei, das „Einfach Seinlassen“ natürlich auch ein ernsthafter Rat ist. Er wird jedoch ohne therapeutische Hilfe kaum umzusetzen sein, das weiß auch Wittkamp und er rät dann auch dringend dazu. Dass es trotz Humor letztendlich zu einem Psychiatrie-Aufenthalt Wittkamps kam, zeigt dass Zwangsneurosen nicht immer nur schrullige Spleens sind. Er schreibt zu dieser Erfahrung:


„Auch wenn sich der Gang in einer Psychiatrie für mich wie eine seelische Privatinsolvenz angefühlt hat, war danach aber leider nicht alles wieder zurück auf null gestellt. Zumindest bei mir nicht. Die Zeit dort hat mir geholfen, den schlimmsten Punkt meines Lebens zu überwinden, aber meine Probleme sind geblieben. Vor allem die Zwänge. An denen musste ich gemeinsam mit meinem Therapeuten in Berlin weiterarbeiten“.

Und in zehn persönlichen Tipps verrät er Leidgenossen schließlich, was ihm geholfen hat: Wichtigstes Mittel dabei: Mit anderen Menschen mit Zwangsstörungen reden. Und wenn das zu viel Überwindung kostet: Einfach erst einmal dieses Buch lesen, denn der Humor, das Wissen und die Ratschläge darin sind erster Seelenbalsam.

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Alle Infos:

Peter Wittkamp: Für mich soll es Neurosen regnen. Mein Leben mit Zwangsstörungen

318 Seiten, erschienen im bgb-Verlag 2019. 


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