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SchwuZ meldet Insolvenz an – Berlins ältester queerer Club kämpft mit Ticketabo um seine Zukunft

Der Neuköllner Club SchwuZ gilt seit Jahrzehnten als feste Größe in der queeren Kultur Berlins, er ist der älteste LGBTQIA+-Club Deutschlands und einer der größten seiner Art in Europa. Jetzt steht die Zukunft des traditionsreichen Hauses auf der Kippe: Das SchwuZ hat Insolvenz angemeldet.

Die wirtschaftlichen Probleme sind laut Jäger vor allem auf zwei Faktoren zurückzuführen: In erfolgreichen Jahren wurde das Personal stark ausgebaut, häufig in Form von Minijobs. Während der Corona-Zeit stiegen zudem die Löhne deutlich an. Diese höheren Kosten konnten zuletzt nicht mehr durch die sinkenden Einnahmen gedeckt werden. „Der Anstieg an Personalkosten korrespondierte überhaupt nicht mehr mit dem Gäst*innengeschehen“, so Jäger.

In einzelnen Monaten fehlten zwischen 30.000 und 60.000 Euro, obwohl der Club vor allem an Samstagen gut gefüllt ist. Selbst nach den schmerzhaften Personaleinsparungen blieb ein Defizit.

Trotz der finanziellen Schieflage will das Team den Betrieb weiter aufrechterhalten und setzt auf Unterstützung aus der Community. Mit der neu eingeführten „SchwuZ Unlimited“-Karte können Besucherinnen und Besucher für 29,90 Euro im Monat unbegrenzt an allen regulären Veranstaltungen teilnehmen, erhalten 10 Prozent Rabatt an der Bar, freien Zugang zur Garderobe und können über einen Fast-Lane-Einlass Wartezeiten umgehen. Das Abo ist monatlich kündbar und soll helfen, die laufenden Kosten zu decken und die Einnahmen planbarer zu machen. Eine gute Idee für alle, die den Club nicht nur mit einer Spende unterstützen, sondern auch an den Verantstaltungen teilnehmen möchten.

Das Programm des SchwuZ ist so vielfältig wie das Publikum: An Wochenenden und Feiertagen wechseln sich Pop-Nächte mit Drag-Shows, Karaoke, Talentwettbewerben und Konzerten ab. Die drei unterschiedlich gestalteten Bereiche – die große „Kathedrale“, die Salonbar und die gemütliche Pepsi Boston Bar bieten Raum für Clubnächte, Lesungen, Diskussionen und externe Events. Die Musik im Schwuz reicht von Chartspop über House und Techno bis hin zu klassischem Discosound, verteilt auf die drei Tanzflächen.

In der Vergangenheit gab es regelmäßig auch Konzerte, u.a. spielten Blondie, Morrissey oder Petula Clark dort live. Außerdem finden regelmäßig auch Theater-Aufführungen und Musicals im Schwuz statt. Es wäre ein herber Verlust, wenn Berlin dieses wichtige kulturelle Zentrum verlieren würde.

Neben der Partykultur hat das SchwuZ seit seiner Gründung auch gesellschaftlich Spuren hinterlassen. Viele queere Initiativen, darunter der erste Berliner Christopher Street Day und das Stadtmagazin Siegessäule, haben hier ihre Wurzeln. Historische Dokumente und Fotografien im Eingangsbereich erinnern an die politischen Anfänge und an Persönlichkeiten wie die Tunten-Ikone Pepsi Boston.

Mit dem Unlimited Abo bekommt das Schwuz Planungssicherheit.

Seit 2021 bündelt die SchwuZ Queer Stiftung gGmbH die kulturellen und künstlerischen Aktivitäten des Clubs. Ziel ist die Förderung queerer Kunst, Genderdiversität und gesellschaftlicher Inklusion – auch jenseits des wirtschaftlichen Erfolgs.

Mit der Insolvenz droht nun nicht nur der Verlust eines wichtigen Veranstaltungsortes, sondern auch eines kulturellen und sozialen Zentrums für die Berliner LGBTQIA+-Community. Das Team ruft deshalb zu Solidarität auf, ob durch ein Abo, Spenden oder schlicht durch den Besuch einer der kommenden Veranstaltungen.

Weitere Informationen und die Möglichkeit, SchwuZ Unlimited zu bestellen, gibt es unter schwuz.de. Übrigens: Um das Abo abzuschließen, muss man nicht Teil der Community sein.


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