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TV-Serie „The White Lotus“ Staffel 4 führt nach Frankreich

Mit der dritten Staffel hat sich The White Lotus endgültig als eine der erfolgreichsten TV-Shows etabliert. Nach dem Finale in Thailand, das erneut mit einem überraschenden Todesfall endete, steht nun Staffel 4 in den Startlöchern – und sie führt nach Frankreich.

The White Lotus ist so etwas wie eine Mischung aus Das Traumschiff und Tatort für Menschen, denen die Geschichten der deutschen Erfolgsserien zu schlicht sind. Die Serie von Showrunner Mike White zeigt in seiner TV-Serie die dunkle Seite der oberen Zehntausend in schönsten Settings. Nun soll es also nach Frankreich gehen und es würde gut passen, wenn der Schauplatz an der Côte d’Azur liegen würde, wo sich die Reichen und Schönheitsoperierten jeden Sommer treffen, um ihre neuesten Yachten zur Schau zu stellen.

Zur Besetzung von Staffel 4 ist bislang nichts bekannt. Die Scripts sind laut Casting-Direktorin Meredith Tucker noch nicht geschrieben. Dennoch melden sich bereits Agent:innen mit Schauspieler:innen, die unbedingt Teil des Projekts sein wollen. Die Nachfrage ist hoch, doch konkrete Namen wurden noch nicht bestätigt.

Eine Rückkehr bekannter Figuren bleibt dennoch möglich. Jennifer Coolidge war in den ersten beiden Staffeln zu sehen, Natasha Rothwell spielte in Staffel 1 und 3, Jon Gries war bislang in jeder Staffel vertreten. Showrunner Mike White zeigte sich in Interviews offen für eine mögliche „All-Star-Staffel“ mit einem Querschnitt früherer Figuren. Patrick Schwarzenegger scherzte bereits über eine rein männliche Besetzung mit „all den Douchbags in einem Hotel“, inklusive Theo James und Jake Lacy.

Inhaltlich ist weiterhin davon auszugehen, dass Staffel 4 erneut eine Gruppe wohlhabender, aber innerlich zerrissener Gäste zeigt, flankiert von überforderten Angestellten und sich zuspitzenden Konflikten. Der Mord, dessen Aufklärung sich wie ein roter Faden durch jede Staffel zieht, ist längst fester Bestandteil der Serienstruktur.

Eine der markantesten Veränderungen betrifft die Musik: Cristóbal Tapia de Veer, verantwortlich für die ikonischen Soundtracks der ersten drei Staffeln, wird nicht zurückkehren. Der Komponist, der mit Tribal-Sounds und choralen Elementen das Sounddesign der Serie entscheidend prägte, sprach in einem Interview mit der New York Times über „hysterische“ Differenzen mit Mike White. Laut eigener Aussage habe White seine musikalischen Entscheidungen für Staffel 3 zunehmend in Frage gestellt.

Ein konkreter Veröffentlichungstermin für Staffel 4 steht noch aus. Bisher erschienen die Staffeln in einem unregelmäßigen Rhythmus: Staffel 1 (Hawaii) startete im Juli 2021, Staffel 2 (Sizilien) im Oktober 2022, Staffel 3 (Thailand) dann erst im Februar 2025. Angesichts der laufenden Location-Scouting-Prozesse und der fehlenden Drehbücher ist eine Ausstrahlung frühestens Ende 2026 realistisch.

Dass Mike White sich nach drei aufwendigen Produktionen eine kreative Pause genommen hat, dürfte ebenfalls Einfluss auf den Zeitplan haben. In seinem Interview mit The Hollywood Reporter betonte er: „Ich war seit drei Jahren nicht zu Hause.“ Der Druck von HBO sei dennoch spürbar: „Wenn sie etwas mögen, wollen sie es sofort.“

Mit Staffel 4 wagt sich The White Lotus erneut in unbekanntes Terrain. Frankreich bietet dabei nicht nur eine neue geografische Kulisse, sondern auch das Potenzial, gesellschaftliche Strukturen wie Kunstmärkte, Filmindustrie oder Medienlandschaften in den Fokus zu rücken. Ob das Setting letztlich Paris, die Riviera oder ein fiktionalisierter Ort wird, bleibt offen. Sicher ist nur: Die Serie bleibt sich treu in ihrem Anspruch, hinter die Fassaden der Wohlstandsgesellschaft zu blicken – und dabei stets eine Leiche im Gepäck zu haben.

Über The White Lotus

The White Lotus ist eine von Mike White geschaffene Anthologie-Serie, die seit 2021 bei HBO läuft. Jede Staffel spielt in einem anderen Luxusresort der fiktiven Hotelkette „The White Lotus“ und folgt einer Gruppe wohlhabender Gäste sowie dem Hotelpersonal – über die Dauer eines Urlaubs, der zunehmend aus dem Ruder läuft. Im Zentrum stehen keine klassischen Thriller- oder Krimihandlungen, sondern ein scharfsinniger Blick auf soziale Ungleichheit, Privilegien und die psychologischen Abgründe seiner Figuren. Der Mord, der sich jeweils am Ende ereignet und bereits im Auftakt angedeutet wird, ist dabei mehr erzählerischer Rahmen als dramaturgischer Mittelpunkt.

Sozialkritik unter Palmen

Was The White Lotus besonders macht, ist die konsequente Verbindung von Urlaubsidylle und Gesellschaftssatire. Die Serie nutzt das Setting eines 5-Sterne-Resorts, um westliche Lebensentwürfe zu sezieren. Sie stellt Fragen nach kolonialem Erbe, Klassenverhältnissen, Konsumverhalten, Selbstwahrnehmung und Identität – ohne dabei je belehrend zu wirken. Statt Moral liefert Mike White Ambivalenz, statt Held:innen nur gebrochene Figuren.

Die Gäste des Resorts sind meist privilegierte, weiße Tourist:innen, deren Wohlstand auf struktureller Ausbeutung beruht, während das Personal die unsichtbare Maschinerie darstellt, die diesen Schein aufrechterhält. Konflikte entstehen nicht durch äußere Bedrohungen, sondern aus den Figuren selbst: durch Eitelkeit, Unzufriedenheit, Frustration oder Verdrängung. Das Ergebnis ist ein Kammerspiel im Paradies mit schleichender Eskalation.

Visuell opulent, inhaltlich gnadenlos

Formal überzeugt The White Lotus durch hohe Produktionsqualität, exzellente Besetzungen und ein unverwechselbares visuelles Konzept. Die Kamera bleibt oft distanziert, beobachtend, beinahe voyeuristisch. Die Musik von Cristóbal Tapia de Veer – eine Mischung aus tribalistischen Chören, unheimlichen Percussion-Elementen und ironischen Klangspielereien – verstärkt das Gefühl ständiger Unruhe unter der glänzenden Oberfläche.

Jede Staffel funktioniert dabei wie ein geschlossenes System: neue Figuren, neuer Ort, aber dieselben Grundmuster. Staffel 1 spielt auf Hawaii, Staffel 2 in Sizilien, Staffel 3 in Thailand. Dabei wird die Grundformel jeweils leicht variiert, mal stehen Ehekrisen im Zentrum, mal kulturelle Missverständnisse oder postkoloniale Spannungen. Die Morde dienen dabei als erzählerischer Katalysator, um die Spannungen zwischen den Figuren auf die Spitze zu treiben.

Erfolg durch Tonlage und Timing

Der internationale Erfolg von The White Lotus liegt nicht nur in der klugen Konstruktion, sondern auch im richtigen Timing. In einer Zeit, in der das Reisen wieder möglich, aber politisch und sozial aufgeladener denn je ist, trifft die Serie einen Nerv. Sie bietet keine Identifikationsfiguren, sondern Spiegel. Und sie tut das mit einer stilistischen Handschrift, die im aktuellen Serienangebot auffällt – langsam, sarkastisch, elegant.

Dass The White Lotus zudem mit bekannten Schauspieler:innen (wie Jennifer Coolidge, Aubrey Plaza oder zuletzt Michelle Monaghan) arbeitet, aber immer wieder neue Gesichter integriert, sorgt für Abwechslung und Wiedererkennungswert zugleich. Der Status als Anthologie-Serie macht sie zugleich zugänglich: Jede Staffel ist in sich abgeschlossen.


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