In den letzten Jahren sind Ticketpreis in absurde Höhen gestiegen und es werden allerhand Gebühren und Pakete aufgeschlagen, die den Konzertbesuch für viele junge Menschen fast unmöglich machen. Dass es anders geht, zeigt ein Projekt in Hamburg.
Tixly: Neuer Anbieter mit pauschaler Ticketgebühr
Kampnagel, das Deutsche Schauspielhaus und das Thalia Theater arbeiten seit Kurzem mit dem isländischen Anbieter Tixly zusammen. Der Vorteil liegt auf der Hand. Die Ticketgebühr beträgt 2,50 Euro brutto, unabhängig vom Preis des Tickets und ohne weitere Zuschläge. Das berichtet der Konzertveranstalter und Publizist Berthold Seliger in seinem Musikbranchen-Newsletter.
Seliger kritisiert seit Jahren, dass Anbieter wie CTS Eventim oder Ticketmaster prozentuale Vorverkaufsgebühren erheben, die keinerlei Bezug zum tatsächlichen Aufwand haben. Die technische Leistung, ein Ticket zu verkaufen, bleibt immer gleich, egal ob es 20 oder 120 Euro kostet.
Er zieht einen Vergleich mit dem Supermarkt: Eine Papiertüte kostet dort in der Regel pauschal 50 Cent. Niemand würde akzeptieren, dass sie plötzlich drei Euro kostet, nur weil man teurere Produkte eingekauft hat. Genau dieses Prinzip werde beim Ticketing jedoch angewandt. Der Ticketverkauf ist zum Selbstbedienungsladen großer Konzerne geworden.
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Margen ohne Risiko
Die finanziellen Dimensionen dieser Gebührenpraxis sind erheblich. Seliger rechnet vor, dass bei einem Konzert mit 1000 Tickets à 35 Euro netto rund 4300 Euro an den Ticketing-Anbieter gehen, allein durch Vorverkaufs- und Systemgebühren. Zusätzliche Einnahmen durch Versand oder „Print-at-home“-Gebühren noch nicht eingerechnet.
Während lokale Veranstalter das volle Risiko tragen und sich mit einem Bruchteil der Einnahmen zufriedengeben müssen, verdienen Ticketplattformen wie CTS Eventim ohne jedes Risiko oder Arbeit an jedem verkauften Ticket mit.
Wie profitabel dieses Geschäft ist, zeigen die aktuellen Geschäftszahlen. CTS Eventim meldete im dritten Quartal 2025 einen Gewinn im Ticketing von 91 Millionen Euro, bei einer Marge von über 43 Prozent. In der ersten Jahreshälfte lag der Gewinn bereits bei knapp 167 Millionen Euro.
Auch die hohen Versandkosten sind ein Problem. Ein Standardbrief kostet beim Anbieter unter einem Euro Porto, die Kund:innen zahlen dafür aber häufig 4,90 oder mehr. Noch absurder: Wer sein Ticket selbst zu Hause ausdruckt, wird mit einer sogenannten „Print-at-home“-Gebühr zusätzlich belastet, obwohl der Anbieter in diesem Fall überhaupt keine Leistung erbringt.
Dass ausgerechnet öffentlich geförderte Institutionen bislang oft mit diesen Anbietern zusammenarbeiten, ist ein Problem, denn so wird dieses System zementiert.
Kommunale Ticketplattformen als Alternative
Das Beispiel Tixly zeigt, dass es funktionierende Alternativen gibt, wenn man das will. Die Zusammenarbeit mit Tixly beweist, dass auch bei pauschalen Gebühren von 2,50 Euro wirtschaftlich gearbeitet werden kann.
Technisch ist ein solches System problemlos umsetzbar. Vielerorts fehlt es nicht an den Mitteln, sondern am politischen Willen. Dabei könnten vor allem kleinere Clubs, freie Theater und unabhängige Veranstalter profitieren, die sich die hohen Margen großer Anbieter kaum leisten können.
Dass das pauschale Pricing nichts neues ist, zeigt Seliger anhand eines alten Konzerttickets für die Rolling Stones aus dem Jahr 1982. Das kostete damals stolze 38 DM und war damit extrem teuer für die damalige Zeit, die Vorverkaufsgebühr betrug aber nur pauschal 2 Euro bzw. 5 Prozent des Ticketpreises.
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Ein faires Ticketing wäre auch eine kulturpolitische Maßnahme. Es würde nicht nur Kosten senken, sondern auch die Zugänglichkeit zu kulturellen Veranstaltungen verbessern, ein Aspekt, der angesichts wachsender sozialer Ungleichheit zunehmend an Bedeutung gewinnt.
Verantwortung liegt auch bei den Künstler:innen
Seliger weist darauf hin, dass auch Künstler:innen und deren Managements Einfluss nehmen könnten. Sie entscheiden mit, über welche Plattformen ihre Tickets verkauft werden. Während die großen Acts häufig das maximale aus ihren Fans herausquetschen und trotzdem alle Hallen und Stadien ausverkaufen, kämpfen viele kleinere Künstler darum, dass den Fans das Geld fehlt, um auf ihre Konzerte zu kommen.
Wer sich für faire Preise und transparentes Ticketing einsetzt, handelt nicht nur im Interesse der Fans, sondern auch langfristig im eigenen. Denn nichts sichert die Zukunft eines Konzertpublikums besser als Vertrauen und das Gefühl, nicht übervorteilt zu werden.
Hamburg als Vorbild
Die Einführung eines transparenten, pauschalen Gebührenmodells durch öffentlich geförderte Häuser ist ein wichtiges Signal nicht nur an andere Veranstalter, sondern auch an Städte und Länder, die solche Prozesse aktiv mitgestalten können.
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Dass ein Anbieter wie Tixly mit einem Bruchteil der Gebühren auskommt, zeigt deutlich, wie überdimensioniert die Gewinne der marktführenden Ticketing-Konzerne mittlerweile sind und dass ein anderes Pricing möglich ist, wenn man das will.