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Die Geschichte von Talk Talk: Songs, Alben und Bio

1981 gegründet, ist Talk Talk bis heute eine der einflussreichsten Bands der Musikgeschichte: Der begnadete und geheimnisvolle Sänger Mark Hollis führte das Projekt vom Eighties-Synthpop hin zu experimentierfreudigem Art-Pop.

Talk Talk gehören zu den rätstelhaftesten Bands der 80er. Sie starteten ihre Karriere als Synthie-Pop Trio im Windschatten von Bands wie Duran Duran, OMD oder Depeche Mode, entwickelten dann über die Jahre einen ganz eigenen Stil, der nicht mehr von Pop, sondern vielmehr von Minimal Music und Jazz inspiriert war. 1992 löste sich die Band wieder auf und hatte in nur 10 Jahren eine musikalische Entwicklung hingelegt, die bis heute als einzigartig gilt.

Biografie Talk Talk

1981: Talk Talk wurde in London, England, gegründet. Die ursprüngliche Besetzung bestand aus Mark Hollis (Gesang), Simon Brenner (Keyboard), Lee Harris (Schlagzeug) und Paul Webb (Bass).

1982: Die Band veröffentlicht ihr Debütalbum „The Party’s Over“. Das Album enthält die Hitsingles „Today“ und „Talk Talk“. Bereits mit ihrem Debüt lassen sie einen einzigartigen Stil erkennen, wenn auch noch im damals angesagten Synthie-Pop-Gewand.

1984: Talk Talk veröffentlicht ihr zweites Album „It’s My Life“, das internationalen Erfolg erzielt. Die Single „Such A Shame“ wird vor allem in Deutschland zum großen Hit und erreicht Platz 2 der Single-Charts.

1986: Das dritte Studioalbum der Band, „The Colour of Spring“, wird veröffentlicht und zeigt eine deutliche musikalische Weiterentwicklung. Die Band sprengt das Pop-Genre und Sänger Mark Hollis wendet sich philosophischen Texten zu. Die Single „Life’s What You Make It“ wird zum letzten radiokompatiblen Song der Band. Aufgrund dieses vielversprechenden Erfolgs bietet die Plattenfirma EMI der Band den Luxus eines offenen Budgets für ihr nächstes Album. Gleichzeitig beschließt Mark Hollis, dass er nicht mehr touren und sich verstärkt um seine Familie kümmern möchte.

1988: Talk Talk veröffentlicht ihr viertes Studioalbum „Spirit of Eden“ und sprengt damit alle Hörgewohnheiten der damaligen Zeit. Das Album zeigt einen deutlichen musikalischen Wandel hin zu einem experimentelleren und atmosphärischen Sound und verzichtet erstmals komplett auf elektronische Instrumente. Zahlreiche Musiker und Musikfans bezeichnen „Spirit of Eden“ bis heute als eines der besten Alben aller Zeiten.

Zumindest schloss es mit dem bombastischen Sound der 80er Jahre ab und entwarf ein völlig neues Klangbild, an dem sich in der Folge viele Musiker und Produzenten als Referenz orientierten. Die Plattenfirma der Band war mit dieser neuen Ausrichtung und dem vollständigen Verzicht auf eine Radiosingle nicht zufrieden, zudem wollte die Band es nicht live spielen. Kommerziell floppte das Album durch diese Komplettverweigerung mit Ansage. Die Band wechselt zur Plattenfirma Polydor und schließt einen Vertrag über zwei Alben ab.

1991: Die Band veröffentlicht ihr fünftes und letztes offizielles Studioalbum „Laughing Stock“, auf dem sie den auf „Spirit of Eden“ eingeschlagenen musikalischen Weg konsequent weitergeht. Das Album gilt ebenfalls als ein Meilenstein und wurde von der Kritik hoch gelobt. Mit ihrer Mischung aus Krautrock, Jazz und Ambient gelten Talk Talk als Wegbereiter des Post-Rock-Genres und für Bands wie Radiohead.

1992: lösen sich Talk Talk offiziell auf. Die Bandmitglieder setzen ihre musikalische Karriere als Solokünstler fort.

1998: Mark Hollis veröffentlicht ein Album unter eigenem Namen, das ursprünglich noch mit Talk Talk bei Polydor veröffentlicht werden sollte. Kritiker nannten es „die ruhigste und intimste Platte, die je veröffentlicht worden sei“. Anders als das düstere und klaustrophobische „Laughing Stock“ zeigt sich Hollis auf seinem minimalistischen Solowerk versöhnlich. Mit Veröffentlichung des Albums zieht sich Mark Hollis komplett aus der Öffentlichkeit zurück.

2019: Mark Hollis stirbt im Alter von 64 Jahren an Krebs.

„Das Größte, was Musik erreichen kann, ist eine Existenz außerhalb der Zeit, in der sie geschrieben wurde.“ 

Mark Hollis

Diskografie Talk Talk

1982: The Party’s Over
1984: It’s My Life
1986: The Colour of Spring
1988: Spirit of Eden
1991: Laughing Stock
1998: Mark Hollis (Soloalbum)
1998: Asides Besides (Kompilation)


Die besten Songs von Talk Talk

10. Talk Talk

Der Opener des Debüt-Albums ist selbstbetitelt und kulminiert in der Wiederholung beim Chorus „Talk Talk Talk Talk“: Hier hört man auch heraus, warum die Band am Anfang mit Duran Duran (auch eine hübsche Wiederholung) verglichen wurden. Electro-Drama-Pop!


9. I Don’t Believe In You

Ein früher Vorbote der musikalischen Neuausrichtung, die im musikalischen Meilenstein „The Spirit Of Eden“ kulminierte.


8. It’s My Life 

Aus dem gleichnamigen 1984er Album stammt dieser perfekte Moment Eighties-Pop.


7. Renée

Ebenfalls aus „It’s My Life“ stammt dieser Song, der ein wenig an Roxy Music, Kate Bush sowie Simple Minds erinnert. Er zeigt die sensible Seite des Sängers Mark Hollis.


6. The Rainbow

Der ätherische Opener des legendären Albums „Spirit Of Eden“ stellte Fans zunächst vor eine große Herausforderung: die Band hatte sich endgültig vom radiokompatiblen Pop-Format verabschiedet und sich klassischer Musik und Jazz zugewandt. Das Album steht symbolisch für das Ende der quietschbunten 80er-Jahre-Ästhetik. Die Band verabschiedete sich komplett vom elektronischen Instrumentarium und schuf dadurch ein zeitloses Klangbild. 


5. Dum Dum Girl

Aus der New-Wave-Phase der Band stammt dieses strahlende Stück Eighties-Pop, das zwischen Melancholie und Bombast förmlich zu bersten scheint.


4. Life’s What You Make It

Stoischer Beat und klagender Gesang: Dieser leidenschaftliche Appell, das Leben im Hier und Jetzt zu genießen und die Vergangenheit ruhen zu lassen frisst sich gehörig ins Ohr. 


3. Such A Shame

Der kryptische Text ist inspiriert von dem Roman „The Dice Man“ von Luke Rhinehart, einem Lieblingsbuch von Mark Hollis: Darin geht es um einen Psychiater, der damit beginnt wichtige Entscheidungen durch Würfeln zu treffen. Der Song mit einem exzentrisch agierenden Hollis im Clip wurde ein Welthit, der Talk Talk absolute künstlerische Freiheit bescherte, die sie sich dann auch konsequent herausnahmen.


2. Living In Another World

Die Dramaturgie dieses energiegeladenen Songs aus dem „Colour Of Spring“-Album mit seinen fortlaufenden Modulationen ist schlichtweg genial. Einer der perfektesten Pop-Songs, die Talk Talk in ihrer Karriere geschrieben haben. Gänsehaut nonstop! 


1. I Believe In You

Der vielleicht emotionalste Song von „Spirit Of Eden“ handelt von der Heroinsucht seines großen Bruders Ed, der Mark Hollis mit seiner riesigen Plattensammlung in die fantastische Welt der Musik eingeführt hatte und der noch vor Veröffentlichung des Albums starb. Der Song vereint alles, was die späten Talk Talk so herausragend machten: abstrakt-poetische Texte, eine überbordende Musikalität und emotionale Tiefe. Zweifellos der kreative Höhepunkt der Band.

„I find the whole story of one man against the system in a bid to maintain creative control incredibly heartening (…) With a legacy that includes „Spirit of Eden“ perhaps there was nothing left he had to prove.“

(Oasis-Manager Alan McGee im Guardian)