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Filmtipp: „Don’t Look Up“ mit Leonardo DiCaprio und Jennifer Lawrence auf Netflix

Die Katastrophenfilm-Satire „Don’t Look Up“ mit den beiden Stars Leonardo DiCaprio und Jennifer Lawrence toppt die Netflix Charts im Dezember 2021. Aber lohnt es sich auch, den Film zu sehen?

Stell dir vor, eine Naturkatastrophe epischen Ausmaßes rast auf die Menschheit zu. Was würden wir tun? Bis vor wenigen Jahren hätten wir wohl geschworen, dass alle an einem Strang ziehen und Politik und Wissenschaft sich um das Problem kümmern und mit vereinten Kräften beseitigen. Dass das vielleicht doch nicht so laufen wird, zeigen die aktuelle Pandemie und die drohende Klimakatastrophe eindrücklich.

„Don’t Look Up“ nimmt sich dem Thema an und baut aus diesem Blockbusterstoff eine Polit-Satire mit Star-Besetzung und hohem Unterhaltungswert, aber auch unmissverständlicher Botschaft.

Jennifer Lawrence und Leonardo DiCaprio als Wissenschaftler in „Don’t Look Up“ (Bild: Netflix)

Die Doktorandin Kate Dibiasky (Jennifer Lawrence) entdeckt bei ihren Forschungen einen bislang unbekannten Kometen. Ihr Professor Dr. Mindy (Leonardo DiCaprio) berechnet, dass der mehrere Kubikkilometer große Komet in sechs Monaten auf der Erde einschlagen und alles Leben auslöschen wird.

Sie überbringen die Hiobsbotschaft der US-Präsidentin Orlean (Meryl Streep), die sich um ihre Wiederwahl sorgt und der diese Nachricht nicht in die politische Agenda passt. Auch Medien nehmen die beiden Forscher nicht ernst und säen Zweifel an ihrer Kompetenz.

In sozialen Netzwerken findet sich schnell eine Gegenbewegung zusammen, die mit dem Hashtag #dontlookup lautstark gegen die „Hysterie“ der Wissenschaftler protestiert, obwohl der Killer-Komet schon am Himmel zu sehen ist.

Der erfolgreiche Tech-Unternehmer Isherwell hat den Plan, die wertvollen Rohstoffe, die der Komet mit sich aus dem All bringt zu bergen und zerschlägt mit Unterstützung der Präsidentin den ursprünglichen Plan der US-Regierung, den Kometen mit Nuklearwaffen zu zerstören, bevor er auf der Erde einschlagen kann. Stattdessen plant er ihn mit seinen firmeneigenen High-Tech-Robotern zu zerteilen und kontrolliert ins Meer stürzen zu lassen. Ein Rennen gegen die Zeit beginnt…

Was sich anhört wie ein handelsüblicher Blockbuster im Roland-Emmerich-Stil, kann im Jahr 2021 nur noch wie eine bitterböse Polit-Satire umgesetzt werden, denn niemand würde mehr an einen Helden glauben, der im Alleingang das Universum rettet. Stattdessen scheitern am Ende alle an ihrem Egoismus und das Unausweichliche geschieht. Was denn auch sonst?

Es gibt keine Hoffnung, die Menschheit ist in voller Geschwindigkeit auf dem Weg in den Abgrund und niemand unternimmt etwas, um die Katastrophe zu verhindern. Die Superreichen fliegen stattdessen ins All und erforschen schon mal Fluchtwege, während die Regierungen der Welt weiter Business-as-usual betreiben und Politik nur auf Basis von Machterhalt machen. Nicht zum Erhalt des Planeten oder gar zum Wohle der Menschheit. Dass eine Satire all das gar nicht mehr toppen kann liegt auf der Hand.

„Don’t Look Up“ führt uns die unausweichlichen Folgen dieses Verhaltens buchstäblich und bitterböse vor Augen. Denn während man eigentlich nur nach oben zu sehen braucht, um die konkrete Bedrohung zu sehen, findet die Menschheit immer wieder Gründe, doch lieber wegzusehen, sich abzulenken oder wissenschaftliche Fakten einfach in Frage zu stellen.

Der einzige Punkt, an dem sich der sichtbar unter strikten Corona-Einschränkungen gedrehte Film leider wirklich mit den großen Blockbuster-Katastrophenfilmen messen kann, ist die Ignoranz des Drehbuchs gegenüber anderen Ländern. Denn während die US-Regierung im Film einfach agieren kann, wie sie will angesichts einer globalen Katastrophe, sind Russland, China oder Europa nur Statisten mit drittklassiger Technologie, die noch nicht einmal eine Rakete unfallfrei ins Weltall befördern können.

„Don’t Look Up“ ist Popcorn-Kino mit düsterer Botschaft: wir werden alle sterben, wenn wir uns nicht ändern. Der Film dient dem Umweltaktivisten Leonardo DiCaprio in erster Linie dafür über sein Lieblingsthema in Talkshows zu sprechen. Dabei nimmt man einen politisch engagierten Schauspieler ungefähr so ernst wie einen singenden. Vor allem, wenn er selbst weiterhin am liebsten im Privatjet reist.

In Nebenrollen zu sehen sind Ariana Grande, Kid Cudi und Timothée Chalamet („Call Me By Your Name“). Die Abspannmusik ist von Bon Iver.