Die Platin-Pioniere aus Paris präsentieren ihren mitreißenden Mix aus Pop, Electronica und Jazz im Oktober auf Tour in Deutschland.
Vorhang auf für Album Nummer 5 der Pariser Platin-Pioniere von Caravan Palace. Auf „Gangbusters Melody Club“ verpackt das Trio mehr Einflüsse als je zuvor in seine eleganten Ohrwürmer. Der Jazz und Swing, für den sie vor über einem Jahrzehnt berühmt wurden, ist ebenso präsent wie ihre Liebe zu House, Electronica und Big Beat. Nach Milliarden Streams und Auftritten von Glastonbury bis Coachella, hieß es aber erstmal: Zurück auf Anfang.
Wie immer begann das Album in getrennten Studios. Arnaud de Bosredon und Charles Delaporte tauschten Musikschnipsel aus, bevor sie sich zusammentaten, um gemeinsam mit Sängerin Colotis Zoe Instrumentalstücke zu kreieren, die ihre geheimnisvollen Texte inspirieren: „Nach fünf Alben denkt man, dass es einfacher werden sollte, unsere Songs zu schreiben, aber es ist härtere Arbeit“, sagt Arnaud. „Ich gebe dem Älterwerden die Schuld. Wenn man ein Teenager ist, kann man von einer bestimmten Harmonie oder Melodie berührt werden, weil man sie zum ersten Mal hört. Mit der Zeit werden die Klänge weniger frisch. Wir wollen Popmusik machen, die immer wieder anders ist, aber nicht zu kompliziert werden darf“. „Also machten wir uns daran, alles zu dekonstruieren“, fügt Charles hinzu. „Das Ergebnis war, dass wir uns selbst befreit haben.“
„Gangbusters Melody Club“ mag ein hartes Stück Arbeit gewesen sein, aber es klingt wie ein absoluter Knaller. Von der verspielten Deee-Lite-Disco von „Mirrors“ bis zu den Rock’n’Roll „Raccoons“, vom schreienden, bläsergetränkten „81 Special“ bis zu den wummernden „Avalanches“ – Caravan Palace verdrehen ihre Markenzeichen zu neuen Formen. Man sollte sich jedoch nicht von der ansteckenden Natur der neuen Songs täuschen lassen. Wer tiefer eintaucht, wird feststellen, dass sie nicht das sind, was sie an der Oberfläche zu sein scheinen.
Die erste Single „Reverse“ ist ein vierminütiger, sich wandelnder Rabauke, der rappende Vocals von Zoe mit dramatischen Bläsersätzen und Beats mischt. „Es ist ein sonniger Song, der von dunklen Strophen durchzogen ist“, erklärt Arnaud. „Im Refrain geht es darum, Spaß zu haben und zu tanzen. In den Strophen geht es um das Alleinsein an einem dunklen Ort. Schizophren, so würde ich es beschreiben.“
Er hat nicht unrecht. Neben dem wiederkehrenden Saxofon gibt es ein hochfliegendes Trompetensolo, Swing, Jazz, Disco und sexy Synthesizer, während Zoe zwischen Freudensprüngen, Vorsicht und Panikattacken hin und her wechselt. „City Cook“ beginnt und endet in einer verrückten Küche, die einer alten französischen Fernsehshow entnommen ist, bevor der Körper durch Jazz-Sax und Klavier aufblüht. „Es geht um jemanden, der in einer Küche für einen Tyrannen arbeitet“, erzählt Charles. „Aber eigentlich ist es eine Metapher für das, was man im Leben erreichen will. Stecke nicht in einem schlechten Job oder einer schlechten Beziehung oder Situation fest. Rette dich vor der Tyrannei!“
In den letzten Jahren sind Caravan Palace mit Milliarden von Clips zu den Hits ihrer ersten vier Alben zum Liebling von TikTok geworden. Dort hat sich auch bereits die Leadsingle „MAD“ etabliert, ein humorvoller Ausflug in die Prohibitionszeit mit Jive, Jazz, ungestümem Hip-Hop und schäbiger Electronica, der in den ersten 24 Stunden zwei Millionen TikTok-Aufrufe erhielt. Das verstörende Video mit den Cartoon-Kakerlaken war einer der Hits des letzten Jahres auf YouTube.
„Das sind ziemlich nette Kakerlaken“, lacht Arnaud. „Als der Regisseur zum ersten Mal Kakerlaken erwähnte, waren wir uns nicht sicher. Wie alle anderen haben wir kein gutes Verhältnis zu ihnen. Aber jetzt haben wir die weichere, süßere Seite einer Kakerlake gesehen.“ „Ursprünglich ging es in MAD um ein Mädchen, das Probleme mit Männern hat, wie in einer #MeToo-Situation. Dann kam der Video-Typ mit der Idee, dass es der Teufel ist, der die guten Taten vollbringt, und der nette Typ, der die schlechten Sachen macht. Also haben wir den Text geändert, um ihn an das Video anzupassen. Jetzt geht es um ein Mädchen, das versucht, ein einfaches Leben zu führen, und die Gesellschaft drängt sie dazu, so ehrgeizig zu sein wie alle anderen.“
Der Titel Gangbusters Melody Club bezieht sich sowohl auf eine Radiosendung, die in den 1930er Jahren entstand, als auch auf den veralteten Ausdruck, der impliziert, dass etwas aufregend ist – nämlich Gangbusters zu sein. „Es ist lustig und altmodisch, was uns auf den Punkt bringt“, erläutert Charles. „Außerdem lieben wir das Wort Club in diesem Zusammenhang – es erinnert an einen Geheimbund.“
Das Nachfolgealbum des 2019er Albums „Chronologic“ ist weitgehend Jazz-inspiriert, von Duke Ellington bis hin zu The Four Freshmen, einem amerikanischen Jazz-Vokalquartett aus den 50er Jahren, das Caravan Palace vor kurzem entdeckt hat und das das erhabene und sinnliche „Spirits“ inspiriert hat.
Ein weiteres Highlight des Albums, „Fool“, ist ein himmlischer Soul-meets-Futurebass-meets-Jazz-Track, der auf einem obskuren Ella-Washington-Sample aus dem Jahr 1969 basiert und das Trio in völlig neue Gefilde katapultiert. „Der Gesang stammt von einem traurigen, sehr hohen Blues-Song namens Doing The Best I Can. Obwohl das Stück nie ein Hit war, wussten wir sofort, als wir Ellas Stimme hörten, dass wir sie irgendwie verwenden wollten. Wir lieben ihn“, bekennt Charles.
Seit 15 Jahren widersetzen sich Caravan Palace den Konventionen und haben sich zu einer festen Größe in der Popmusik entwickelt, ohne dabei ihre Coolness zu verlieren, sich anzupassen oder sich Regeln zu unterwerfen. Sie werden von Fans von Strictly Come Dancing (dem UK-Original vom TV-Hit „Let’s Dance“) ebenso verehrt wie von YouTuber*innen, die von ihren gewagten Bildern verzaubert sind und Creator*innen auf TikTok.
Caravan Palace live:
8.10. Hamburg – Docks
9.10. Berlin – Huxleys Neue Welt
10.10. München – Muffathalle
14.10. Köln – Live Music Hall