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Make Streaming Fair: Alternative Bezahlmodelle für Streaming bei Spotify & Co. in der Diskussion

Wenn DrakeTaylor Swift und Post Malone ihre Alben veröffentlichen, verdienen unbekanntere Künstler deutlich weniger. 

Songwriter Leon Kaack hat über die Auswirkungen des Streamings auf den Musikmarkt geschrieben. In seinem Beitrag nimmt er unter die Lupe, wohin das Geld fließt, das die insgesamt 229,56 Millionen Premium-User von Spotify, Apple Music und Amazon Play generieren.

Pro-Rata-Modell

Kaack beschreibt das derzeit gängige „Pro-Rata-Modell“, nach dem die Gewinne aus dem Streaming prozentual auf alle Beteiligten verteilt werden. Wenn ein Superstar ein Hitalbum veröffentlicht, bekommt dieser also wesentlich mehr ausbezahlt, ein Künstler, der jeden Monat genau gleich viele Streams generiert, bekommt im gleichen Zeitraum deutlich weniger, da er prozentual gesehen weniger Anteil am gesamten Streamingvolumen hat. Dass das nicht fair sein kann, kann sich jeder ausrechnen. Früher bekam jeder einen Anteil an seinen verkauften Platten, unabhängig davon, wie oft ein anderes Album verkauft wurde.

User-Centric-Modell

Mit dem „User-Centric-Modell“ gibt es also eigentlich schon lange ein faireres Modell. Dieses besagt, dass jeder Nutzer nur die Künstler bezahlt, die er auch hört. Streamt ein Spotify-Abonnent also nur einen einzigen Künstler, erhält dieser die kompletten Ausschüttungen seiner Abogebühr und der Superstar, den der Abonnent aber nie hört, geht leer aus. Eine Studie hat herausgefunden, dass durch dieses Modell die erfolgreichsten Musiker statt 9,9 Prozent der Ausschüttungen nur noch 5,6 Prozent erhalten würden. Dafür bekommen die weniger gestreamten Künstler entsprechend mehr. Die erfolgreichsten Musiker machen derzeit 0,4 und die weniger bekannten 99,6 Prozent der Ausschüttungsempfänger aus. Die meisten davon sind unabhängige Künstler ohne globale Reichweite. 

Deezer und Tidal zahlen fairer als Spotify

Mit dem Hashtag #MakeStreamingFair bewirbt der französische Martkführer Deezer sein neues Abrechnungsmodell. Das beruht auf genau diesem User-Centric-Payment System. Sprich: nur die Künstler, die ich tatsächlich höre, profitieren von meinen Abogebühren. Für Deezer Content Chef Alexander Holland ist das der nächste Schritt im Streamingzeitalter. „Die Musikindustrie war vor zwölf Jahren nach wie vor mit Piraterie konfrontiert“, sagt er im Interview mit Das Filter. „Es brauchte einfach eine schnelle Lösung. Die Insights, auf die Labels und Verlage heute zugreifen können, um sich ein Bild davon zu machen, wie das Geld wo lang fließt: Die gab es damals schlicht und einfach noch nicht. Hier hat sich mittlerweile viel Wissen angesammelt. Und das führt auf allen Seiten zu einer Neubewertung der Situation“.

ACT DES MONATS

Linkin Park (Bandfoto 2024, James Minchin)
ACT DES MONATS: Linkin Park (Foto: James Minchin)

 

So zahlen Streaminganbieter im Vergleich

Auch Tidal, die Streamingplattform von Jay-Z, zahlt deutlich mehr an die Künstler aus. Die US-Plattform Digital Music News hat die Auszahlung pro Stream verglichen und eine Tabelle daraus erstellt. Die Unterschiede sind gigantisch. Auf Spotify muss man rund doppelt so viele Plays haben als auf Tidal, um den US Mindestlohn zu verdienen. Das Problem: Spotify ist in Deutschland mit großem Abstand Marktführer im Streaming. Das heißt, ohne Spotify kann in Deutschland kaum ein Musiker Geld verdienen, ob er das Modell gut findet oder nicht. Aber immerhin setzt ein Umdenken in der Branche ein.

Streaming-Music PayoutsQuelle: Digital Music News
Streaming-Music PayoutsQuelle: Digital Music News

Alternative Bezahlmodelle

Modelle wie die von Bandcamp erlauben eine fairere Bezahlung der Musiker. Die Plattform erlaubt das kostenlose Streamen ein paar Mal, fordert dann aber zum Kauf der Musik auf. Auch ein Konzept des Hamburger Musikers Wolfgang Müller stellt Kaack vor. Dieses sieht in der Preisstruktur ähnlich wie ein Hügel aus. Sprich: Die ersten Streams kosten nichts, für Fans, die einen Song immer wieder hören wollen, wird es dann teurer und nach einer Weile wieder billiger. 

Fazit

Das Streaming fängt die Einnahmeverluste aus sinkenden Downloads und physischen Verkäufen nicht ab. Kompensiert wird dies stattdessen mit Merchandise und Konzerten. Neue Abrechnungsmodelle werden dieses Problem nicht lösen, aber unabhängigen Künstlern zumindest eine faire Bezahlung für ihre Streams bringen. Je kleiner der Streaminganbieter, desto kleiner fällt am Ende auch die Abrechnung aus, deshalb dürfte Tidal für viele Musiker derzeit keine nennenswerten Umsätze erwirtschaften können, auch wenn die Plattform fairer bezahlt als die großen Marktführer. Ganz weit hinten bei der Bezahlung liegt weiterhin Youtube, die Videoplattform zahlt nur Bruchteile eines Cents pro Stream aus, da diese weit überwiegend nur werbefinanziert sind.