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Betterov veröffentlicht “Große Kunst” (Album 2025)

Mit Große Kunst legt Betterov nach dem gefeierten Debüt Olympia (2022) ein Werk vor, das seine persönliche Geschichte in ein breites, orchestrales Klangbild überführt.

Das Album neue Album mit dem selbstbewussten Titel versteht sich als melancholische, autobiografische Bestandsaufnahme, in der Themen wie Herkunft, Familie, Flucht und soziale Herkunft in Musik übersetzt werden.

Mit seinem überbordenden Klangbild ist “Große Kunst” die deutsche Entsprechung von Rosalías Album “Lux”, das am gleichen Tag erscheint. Elektronischer Minimalismus war gestern, wer heute noch auffallen will, schöpft musikalisch aus dem Vollen.

Zentral ist die Auseinandersetzung mit der Familiengeschichte und der Herkunft aus einem Arbeiterhaushalt in Thüringen. Besonders eindringlich gelingt das in der Doppelsingle „17. Juli 1989 / 18. Juli 1989“, in der Betterov die Flucht seines Vaters über die innerdeutsche Grenze erzählt. Dabei nähert er sich dem Thema sowohl dokumentarisch als auch emotional, obwohl er dieses Kapitel der deutschen Geschichte als Jahrgang 1994 nur noch aus Erzählungen kennt.

Ein weiteres Schlüssellied ist „Papa fuhr immer einen großen LKW“, eine Hommage an die Generation der körperlich Arbeitenden. Betterov verbindet persönliche Erinnerungen mit gesellschaftlichen Beobachtungen über Schichtzugehörigkeit, Erschöpfung und Würde der Arbeit.

Der Albumtitel Große Kunst verweist auf ein Leitmotiv: die Frage, wem Kunst eigentlich gehört und wer sagt, was große Kunst wirklich ausmacht. Betterov stellt die Exklusivität kultureller Räume infrage und betont, dass Kunst nicht dem etablierten und gut situierten Bildungsbürgertum vorbehalten sein sollte, während kleine Clubs und Projekte latent bedroht sind, obwohl dort ganz viel große und kleine Kunst stattfindet.

Musikalisch erweitert Große Kunst den Indie-Rahmen deutlich. Betterov setzt auf Streicher, Bläser und weitläufige Arrangements, die an klassische Songwriter-Traditionen erinnern, von Bruce Springsteen über The National bis hin zu deutschen Chanson-Einflüssen. Die orchestralen Passagen verleihen den Songs Größe, ohne ihre emotionale Intimität zu überdecken.

Trotz der Fülle an Klang bleibt Betterovs Stimme der emotionale Mittelpunkt: brüchig, eindringlich, zwischen Zurückhaltung und Aufruhr. Die Melancholie seiner Texte wird von einem warmen, analogen Sound getragen, der seine Affinität zu Vinyl-Ästhetik und handwerklicher Musikproduktion betont.

Große Kunst ist in diesem Sinne tatsächlich “große Kunst”: Betterov gelingt es, sich als eigenwilliger Künstler mit unverwechselbarer Handschrift zu etablieren, ohne nur der gängigen Deutschpop-Klischees zu bedienen. Und das braucht Mut in einem Land, das musikalisch über viele Generationen vor allem mit Schlager sozialisiert wurde. Denn anders als Kollegin Rosalía kann man nicht davon ausgehen, dass man als deutschsprachiger Künstler zum internationalen Phänomen wird. Aber zum nationalen Phänomen ist er längst geworden.

Betterov auf Tour

  • 04.03.2026 DRESDEN, Club Tante JU Tickets
  • 05.03.2026 WIEN, WUK Tickets
  • 06.03.2026 LINZ, POSTHOF Mittlerer Saal Tickets
  • 07.03.2026 MÜNCHEN, Muffathalle Tickets
  • 09.03.2026 STUTTGART, Im Wizemann (Club) Tickets
  • 10.03.2026 FREIBURG, Jazzhaus Tickets
  • 13.03.2026 ZÜRICH, Plaza Tickets
  • 14.03.2026 DORNBIRN, Dornbirn Conrad Sohm Tickets
  • 16.03.2026 NÜRNBERG, Z-Bau Saal Tickets
  • 17.03.2026 FRANKFURT, Batschkapp Tickets
  • 18.03.2026 KÖLN, Carlswerk Victoria Tickets
  • 20.03.2026 DORTMUND, Junkyard Tickets
  • 21.03.2026 OSNABRÜCK, Botschaft Tickets
  • 22.03.2026 BREMEN, Kulturzentrum Schlachthof Tickets
  • 23.03.2026 HANNOVER, Kulturzentrum Pavillon Tickets
  • 24.03.2026 JENA, KASSABLANCA Tickets
  • 26.03.2026 LEIPZIG, Felsenkeller Leipzig Tickets
  • 27.03.2026 MAGDEBURG, Factory Tickets
  • 28.03.2026 HAMBURG, Docks Hamburg Tickets
  • 29.03.2026 BERLIN, HUXLEY'S NEUE WELT Tickets

Betterov Biografie

Als Betterov 2020 seine erste EP „Viertel vor Irgendwas“ veröffentlichte, war er in der deutschsprachigen Indie-Szene noch ein weitgehend unbeschriebenes Blatt. Vier Jahre später gilt der Musiker als eine der markantesten Stimmen seiner Generation. Zwischen Wut und Melancholie, Dringlichkeit und Nachdenklichkeit, hat sich Betterov ein ganz eigenes Klangbild geschaffen: tief verwurzelt im Post-Punk, offen für Pop und getrieben von der Suche nach Haltung in einer orientierungslosen Zeit.

Betterov (Foto: Rebecca Kraemer)

Vom Dorf auf die große Bühne

Hinter dem Künstlernamen Betterov steht der in Thüringen geborene Manuel Bittorf, geboren am  7. Februar 1994. Aufgewachsen in einem kleinen Ort nahe Eisenach, prägte ihn früh das Leben in der ostdeutschen Provinz, eine Umgebung, die in seinen Texten immer wieder durchscheint. Der Alltag im ländlichen Raum, das Gefühl von Enge, Perspektivlosigkeit und die Suche nach einem Ausweg: all das fließt in seine Songs ein, ohne dabei in Klischees zu verfallen.

Erst relativ spät fand Betterov zur Musik. Zuvor lag sein Fokus auf dem Theater, er studierte Schauspiel in Wien und war auf verschiedenen Bühnen aktiv. Die performative Energie, die Bühnenpräsenz und die Fähigkeit, Emotionen präzise zu transportieren, überträgt er heute auf seine Live-Auftritte. Sie sind geprägt von einer intensiven Körperlichkeit, fast wie ein musikalisches Schauspiel.

„Viertel vor Irgendwas“: Die erste EP als Standortbestimmung

Mit seiner Debüt-EP „Viertel vor Irgendwas“ legt Betterov 2020 den Grundstein für seine Karriere. Die Songs wirken wie Skizzen einer jungen Existenz im Übergang: zwischen Stadt und Land, Erwachsensein und Jugend, Vergangenheit und Zukunft. Musikalisch orientiert sich Betterov am britischen Post-Punk, zitiert Joy Division ebenso wie aktuelle Acts wie Fontaines D.C. oder IDLES, schafft es dabei aber, diese Referenzen mit deutschsprachigem Indiepop zu verbinden.

Tracks wie „Dussmann“ oder „Angst“ machen schnell die Runde, nicht nur im Netz, sondern auch auf den Playlisten einschlägiger Radiosender. Betterov gelingt es, persönliche Themen mit gesellschaftlicher Relevanz zu verbinden, ohne ins Pathetische oder Belehrende zu kippen. Die Sprache bleibt klar, die Bilder konkret, die Musik drängend.

Zwischen Post-Punk und Pop – das Debütalbum „Olympia“

Zwei Jahre später folgt mit Olympia das erste Studioalbum. Die Songs auf dem Album sind reifer, detailverliebter arrangiert und doch unverkennbar Betterov. Die Gitarren klingen kantiger, die Drums treibender, der Sound insgesamt mutiger. Gleichzeitig öffnet sich der Musiker für neue Einflüsse: Synthesizer setzen Akzente, Piano und Streicher fügen emotionale Tiefe hinzu.

Textlich bleibt Betterov seinem Stil treu: Er schreibt über Einsamkeit in einer übervernetzten Welt, über psychische Gesundheit, über die Angst zu scheitern, aber auch über Hoffnung. Songs wie „Platz am Fenster“ oder „Bis zum Ende“ kreisen um depressive Verstimmungen, sprechen offen über innere Krisen und verlieren dennoch nie den Blick nach vorn. Die Auseinandersetzung mit mentaler Gesundheit zieht sich wie ein roter Faden durch seine Texte.

Zwischen Pop und Haltung: Kollaborationen und Perspektiven

Parallel zu seinen eigenen Veröffentlichungen arbeitet Betterov immer wieder mit anderen Künstlern zusammen. 2023 erscheint eine gemeinsame Version seines Songs „Angst“ mit Provinz, einer Band, die ebenfalls für den Spagat zwischen Pop-Appeal und gesellschaftlichem Anspruch steht. Die Zusammenarbeit funktioniert, weil beide Acts ähnliche Themen verhandeln, aber unterschiedliche musikalische Wege gehen.

Betterov hat sich in wenigen Jahren vom Außenseiter zum Sprachrohr einer jungen Generation entwickelt. Mit seiner Mischung aus musikalischer Klarheit und textlicher Tiefe trifft er einen Nerv, der weit über klassische Genregrenzen hinausreicht. Ob im Club, im Radio oder auf Festivalbühnen: Betterov bringt Fragen zum Klingen, auf die es keine einfachen Antworten gibt. Dass er dabei nie in Zynismus oder Pessimismus verfällt, sondern immer auch nach Hoffnung sucht, macht seine Musik so relevant.


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