Dekel geht einen Schritt zurück – und rückt damit näher heran. Mit ihrer neuen Live-EP „Starlings Trio“, die am 14. November 2025 erscheinen soll, legt die Indie-Folk-Künstlerin drei Songs ihres letzten Albums noch einmal offen. Parallel dazu ist mit „Starlings (Live)“ die erste Single samt Video online gegangen.
Wer Dekel bisher vor allem als sorgfältig arrangierende Studiokünstlerin kannte, erlebt hier eine bewusst andere Haltung. „Starlings Trio“ verzichtet auf große Produktion und konzentriert sich ausschließlich auf Cello, Akustikgitarre und Stimme – aufgenommen in einem Raum, der hörbar mitschwingt. Man hört Fingersätze, Atem, kleine Bewegungen zwischen den Musikern. Diese Details werden nicht kaschiert, sondern sind essenzieller Teil des Konzepts.
Anstatt die Songs neu zu deuten, legt Dekel sie unverhüllt vor. Die Arrangements sind reduziert, aber nicht minimalistisch im Sinne von „leer“ – vielmehr schaffen sie Platz, damit die Stücke atmen können. Gerade „Starlings“, das im Original dichter instrumentiert war, wirkt in dieser Version fast wie eine Skizze, die sich vor den Ohren entfaltet. Die Wärme des Cellos bildet den Gegenpol zur klaren Stimme, während die Gitarre eher Rahmen als Begleitung ist.
Dekel betont immer wieder die Bedeutung von Stille als aktivem Bestandteil ihrer Musik. Das spiegelt sich hier stark wider: Wo viele Produktionen Lücken füllen würden, lässt „Starlings Trio“ sie bestehen – und verändert damit die Wahrnehmung der Songs. Es geht nicht um Live-Energie im klassischen Sinne, sondern um Nähe, die eher an Wohnzimmer-Aufnahmen als an Konzertmitschnitte erinnert.

Dekel – Starlings Trio (EP, 2025):
- I Know I Will (Live)
- Sing With Me Sisters (Live)
- Starlings (Live)
Auch visuell markiert das Projekt einen neuen Ansatz. Für das Cover hat Dekel erstmals selbst ein Bild gemalt. Ihre Inspirationen kommen dabei von Künstlerinnen wie Julia Soboleva und Leonora Carrington sowie aus ihrer persönlichen Verbindung zu Natur- und Tiermotiven. Die Frage, die sie bei der Entstehung beschäftigte – „Wie können Gegensätze gleichzeitig existieren?“ – zieht sich als Gedanke durch das gesamte Projekt. Licht und Schwere, Zweifel und Vertrauen, Rückzug und Öffnung – diese Spannungen sind auch musikalisch spürbar.
Dekel positioniert sich zwischen Folk, klassischer Komposition und experimentellem Songwriting, ohne sich einem Genre eindeutig zuordnen zu lassen. Ihre Arbeiten folgen oft eher einem künstlerischen Impuls als einem klassischen Single-/Album-Rhythmus. Dass sie sich nun für eine EP entscheidet, die nur drei Songs umfasst und bewusst klein gedacht ist, passt zu dieser Haltung: „Starlings Trio“ versteht sich weniger als Release-Kampagne, sondern eher als Zwischenkapitel – ein künstlerisches Innehalten.
Wer das Album „Starlings“ mochte, findet hier keine spektakulären Wendungen, sondern eine Einladung, genauer hinzuhören. Für alle anderen bietet die EP einen konzentrierten Einstieg – auf das Wesentliche reduziert.