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Massive Attack und Paul Weller erwirken Geoblockade ihrer Musik in Israel

Massive Attack und Paul Weller haben durchgesetzt, dass ihre Musik in Israel auf Streamingdiensten wie Spotify, Apple Music oder Deezer nicht mehr verfügbar ist und setzen ein fragwürdiges Zeichen.

Beide Künstler folgen damit dem Aufruf der im September 2025 gestarteten BDS-Kampagne No Music For Genocide (NMFG), die internationale Künstlerinnen und Künstler dazu auffordert, ihre Musik in Israel zu blockieren.

Ein aktuelles Statement der Kampagne bestätigt nun, dass die Anträge von Paul Weller und Massive Attack auf eine Geo-Blockade offiziell genehmigt wurden. Ihre jeweiligen Labels, Universal Music und Warner Music, haben der Sperrung zugestimmt und ermöglichen damit, dass die Musik beider Künstler auf Streaming-Plattformen in Israel nicht mehr verfügbar ist – zumindest für diejenigen, die noch nichts von VPN-Diensten gehört haben, mit denen sich solche Blockaden einfach umgehen lassen.

Die Entscheidung markiert eine neue denkwürdige Eskalationsstufe innerhalb der No Music For Genocide-Kampagne, denn sie zeigt, dass nicht nur einzelne Künstler, sondern auch große Major-Labels bereit sind, territoriale Ausschlüsse umzusetzen – ein Vorgehen, das bislang selten praktiziert wurde. Die Geo-Blockade betrifft den kompletten Katalog der beteiligten Musiker und wurde gezielt im Kontext der politischen Lage in Gaza beantragt.

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Der Hintergrund: Protest gegen die israelischen Militäraktionen im Gazastreifen und die Unterstützung eines kulturellen Boykotts, der Druck auf die israelische Regierung ausüben soll. Als ob die sich für diese Bands interessieren würden.

Zahlreiche weitere Acts wie Lorde, Björk, Paramore, Idles, Fontaines D.C., My Bloody Valentine, Rina Sawayama, Yaeji oder Soccer Mommy beteiligen sich mittlerweile an der antisemitischen Boykott-Kampagne, während Künstler, die sich von der Kampagne bewusst distanziert haben, insbesondere Thom Yorke und Nick Cave, seit einiger Zeit mit massiven Shitstorms überzogen und angefeindet werden.

Die Initiative fordert dabei nicht nur individuelle Musikerinnen und Musiker zum Handeln auf, sondern adressiert explizit auch die großen Musiklabels Universal, Warner und Sony. Diese hätten – so das Argument – im Falle Russlands bereits gezeigt, dass es möglich ist, komplette Kataloge zu sperren und den lokalen Betrieb einzustellen.

„Wir rufen alle Künstler und Labels auf, ihre Boykottbemühungen zu verstärken“, heißt es in einem aktuellen Statement der Kampagne auf Instagram. „Ermutigt eure Kolleg:innen, sich dem Boykott anzuschließen. Verweigert Auftritte in Israel oder in Institutionen mit israelischer Unterstützung. Kämpft für territoriale Ausschlüsse in euren Verträgen. Und stellt sicher, dass eure Geo-Blocks aktiv bleiben.“

Sowohl Massive Attack als auch Paul Weller sind seit Langem politisch aktiv und setzen sich öffentlich für die palästinensische Sache ein. Paul Weller nahm im Herbst am Solidaritätskonzert Together For Palestine im Wembley-Stadion teil und spielte beim Gig for Gaza in London. Auch Massive Attack engagieren sich seit Jahren, verzichten seit 1999 auf Auftritte in Israel und kritisierten jüngst die britische Regierung für das Vorgehen gegen pro-palästinensische Demonstrationen.

Warum die Aktion nichts bringt – ganz im Gegenteil

Während die aktive Unterstützung für die Menschen in Gaza ein berechtigtes und ehrenwertes Anliegen ist, ist ein kultureller Ausschluss von Menschen, die zufällig in einem bestimmten Land leben, nichts anderes als blinder populistischer Aktionismus. Wer seine Musik in einem ganzen Land blockiert, trifft nicht die Regierung, sondern ausschließlich das eigene Publikum: Menschen, die oftmals selbst kritisch gegenüber der Politik ihres Landes eingestellt sind, ansonsten wären sie wohl kaum Fans dieser politisch links angesiedelten Künstler.

Gerade von Künstlern, die sich für Menschenrechte einsetzen, wäre zu erwarten, dass sie die Heuchelei solcher Boykotte erkennen. Bislang ist jedoch nicht bekannt, dass diese Künstler vergleichbare Geo-Blocks für China, Iran, Saudi-Arabien oder die USA fordern. Die selektive Empörung legt eine unangenehme Doppelmoral offen und erinnert letztlich an ein düsteres Kapitel in Deutschland, wo der über Jahre geschürte Hass auf eine Minderheit zum Holocaust führte.

PEN Berlin verurteilt kulturelle Boykotte

Die Entscheidung, Musik gezielt in Israel zu sperren, reiht sich ein in eine wachsende Zahl kultureller Boykottaufrufe, die zunehmend nicht nur Regierungen, sondern ganze Bevölkerungen adressieren.

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Wir teilen die Einschätzung des PEN Berlin, dass solche Boykotte keine Lösung bieten. Kulturelle Ausgrenzung führt nicht zu politischem Fortschritt, sondern verhindert Austausch, Begegnung und Differenzierung.

Künstlerinnen und Künstler sollten nicht nach Herkunft bewertet oder pauschal in politische Verantwortung genommen werden, ebenso wenig dürfen sie wiederum mit Gegensanktionen belegt werden, weil sie eine bestimmte Meinung öffentlich ausdrücken.

Kultur darf nicht zum Spielfeld geopolitischer Auseinandersetzungen werden. Wer Kunst konsumiert oder produziert, sollte dies frei von nationaler Zuschreibung tun können.