Fabian Altstötter wurde mit der hochgelobten Indieband Sizarr bekannt: Unter dem Künstlernamen Jungstötter veröffentlicht er 2023 sein zweites Album „One Star“. Und das verspricht eine erstaunliche künstlerische Entwicklung.
Fabian Altstötter ist kein unbeschriebenes Blatt. Schon in frühester Jugend gründete der aus Landau stammende Künstler mit seinen Freunden Philipp Hülsenbeck und Marc Übel die Band Sizarr, die zwei erfolgreiche und von der Kritik hoch gelobte Alben veröffentlichte. Der Sound von Sizarr war jugendlich, wenn sich auch hier schon eine enthusiastische Kenntnis der Popgeschichte wie auch jene Ästhetik der Melancholie zeigte, die vielleicht über das junge Alter der Musiker hinwegtäuschte.
Nun sind einige Jahre ins Land gegangen, nach Stationen in Mannheim und Leipzig lebt Altstötter in Berlin. Die Kleider haben an Farbe verloren, die Mäntel sind länger geworden, die Haut ist gestochen von morbiden Fantasien. Ein Wandel vollzieht sich, aus Altstötter wird Jungstötter.
„Die Melancholie ist noch da, und aus dem Kokon des jungen Sängers ist ein gereifter Erzähler geschlüpft.“
Tonspion über das Debütalbum von Jungstötter
2019 stellte Jungstötter sein erstes Soloalbum vor. Es ist eine Achterbahnfahrt geworden, der Wagen, mit Samt ausgekleidet, nähert sich Abgrund um Abgrund. Anders als bei Sizarr vertrauen die zehn Stücke auf “Love Is” auf ein paar wenige Instrumente, ihre Verspieltheit emanzipiert sich ohne viel Pomp.
In der Arbeit an den Songs wurden sie musikalisch immer reduzierter, bildeten eine Skulptur heraus, die nun nicht arm an Verzierung auftritt, ihren Körper, ihre Mimik, ihren Ausdruck jedoch ohne große Effekte findet. Dabei, und das markiert eine ganz besondere Note, ist sie von einem seltsam introvertierten Pathos behaftet, der ohne Gebrüll auskommt, nicht plakativ verfährt – sondern bedacht und fast zärtlich nach seinen Hörern greift.
Auf dem zweiten Album geht er nun diesen Weg konsequent weiter und die ersten Singles deuten darauf hin, dass die Instrumentierung seiner melancholischen Songs noch ausgefeilter, noch vielschichtiger gewebt wurde.
Die Referenzen liegen in einer romantischen Sphäre. Zwischen der Schwere der Bad Seeds, der Entrücktheit David Sylvians von Japan, den alptraumhaften Songlandschaften Scott Walkers, der Intensität Neil Youngs und der Zartheit Marc Hollis’ jedoch findet Jungstötter zu einer Musik, die sich neben dem Erbe genannter Musiker ein eigenes Haus baut.