Im Dezember 2023 eröffnete in Wuppertal ein Club, der inzwischen weit über Nordrhein-Westfalen hinaus für Aufmerksamkeit sorgt: Open Ground. Die britische Zeitung The Guardian besuchte den Club und zeigt sich beeindruckt.
Untergebracht in einem umgebauten Luftschutzbunker nahe des Hauptbahnhofs, steht dieser Club nicht für spektakuläre Lichtinstallationen, prominente Bookings oder soziale Exklusivität, sondern für kompromisslose klangliche Qualität. Laut einem ausführlichen Porträt im Guardian ist er der „am schönsten klingende Club der Welt“. DJs wie Floating Points und Mantra sprechen von einer bisher unerreichten akustischen Erfahrung.
Was Open Ground besonders macht, ist die konsequente Ausrichtung auf Klang. Der gesamte Raum wurde raumakustisch behandelt, nicht nur Tanzfläche und DJ-Booth, sondern auch die Wände, Decken und angrenzenden Bereiche. Die verbauten Paneele, entwickelt von Wax Acoustics, eliminieren störende Reflexionen und ermöglichen eine Klarheit im Sound, wie man sie aus Clubs kaum kennt.
Im Zentrum steht ein selten genutztes Soundsystem von Funktion-One, das Modell F132, ergänzt durch eine raumangepasste Aufstellung aller Komponenten – nicht auf maximale Lautstärke, sondern auf Gleichgewicht und Präzision ausgelegt.
Hinter dem Projekt stehen Markus Riedel, ehemals bei Hard Wax in Berlin, und Mark Ernestus, Mitgründer von Basic Channel und Rhythm & Sound. Beide bringen jahrzehntelange Erfahrung in der Produktion und Distribution elektronischer Musik mit. Die Vision war klar: ein Ort, an dem Musik nicht nur gehört, sondern körperlich erlebt wird – ohne akustische Überforderung, ohne unnötige visuelle Reize. Selbst die Lüftung und das Catering für Künstler*innen wurden in dieses Konzept integriert. Ein Club als funktionierendes Gesamtsystem, nicht als Kulisse.
Open Ground soll kein glamouröser Ort sein. Kein Türsteherkult, kein Dresscode, keine übertriebene Coolness. Stattdessen eine zurückhaltend gestaltete Architektur, bei der der Raum selbst zur Bühne wird. Wer auf der Tanzfläche steht, soll sich nicht präsentieren, sondern in die Musik eintauchen. Möglich wird das auch durch den respektvollen Umgang mit Lautstärke: Die Musik ist präsent, aber nicht ohrenbetäubend, die Bässe spürbar, aber nie überzogen. Selbst in den ruhigeren Bereichen des Clubs sind Set-Mitschnitte dezent hörbar, ohne dass Gespräche gestört würden.
Der Guardian-Artikel betont auch die gesundheitlichen Aspekte dieser klanglichen Achtsamkeit. Ernestus selbst leidet seit jungen Jahren unter Tinnitus und beschreibt die Belastung, die schlecht eingestellte Beschallungssysteme verursachen können – nicht nur akustisch, sondern auch physiologisch: von erhöhtem Stressniveau bis hin zu langfristigen gesundheitlichen Risiken. Open Ground versteht Sound nicht nur als ästhetisches Element, sondern als zentrales Element einer lebbaren Clubkultur.
Immer mehr Clubs legen größten Wert auf den Sound, der Maßstab dafür war lange das Berghain in Berlin, dessen gewaltiges Soundsystem genau so abgestimmt ist, dass der Bass tief in die Magengrube fährt, ohne dass man taub dabei wird. Immer mehr Clubs haben in den letzten Jahren kräftig aufgerüstet, um das bestmögliche Setup zu bieten.
Die Reaktionen auf den Artikel in den sozialen Medien fielen – wie immer wenn es um Klang geht – extrem unterschiedlich aus. Einige vergleichen das Open Ground mit anderen audiophilen Clubs wie Stereo in Montréal, Fold in London oder Output in Brooklyn. Dabei wird die Sorgfalt hervorgehoben, mit der auch dort gearbeitet wurde vom Raumdesign bis zur Auswahl der Technik.
Clubs mit herausragender Soundqualität
Folgende Clubs werden besonders häufig in Diskussionen für ihre hervorragenden Sound gelobt.
Stereo – Montréal (CA)
Audiophiler Spitzenclub mit perfektioniertem Funktion-One-System. Häufig als Referenz genannt, insbesondere für House und Techno.
Fabric (Room 1) – London (UK)
Martin-Audio-System mit „bodysonic“ Dancefloor, der die Bässe direkt über den Boden fühlbar macht. Besonders präzise Abbildung, egal wo man im Raum steht.
Ministry of Sound – London (UK)
Legendärer Club, der 2015 ein 64-Lautsprecher-starkes Dolby-Atmos-System installierte. Das immersive Setup ist so präzise, dass es für Remastering-Projekte genutzt wird.
Phonox – London (UK)
Klein, aber klanglich sehr stark. Martin Audio sorgt für konsistenten Sound auf dem ganzen Floor. Besonders beliebt für detailreiche DJ-Sets.
Fold – London (UK)
Funktion-One-System in industriellem Setting, sehr beliebt in der Londoner Techno-Szene. Fokus auf Qualität statt Show.
Good Room – Brooklyn, NYC (US)
Ausgestattet mit einem D&B Audiotechnik-System. Gelobt für seine Wärme, Präzision und Offenheit gegenüber verschiedensten Stilen. Ort für Musikliebhaber.
Lux Frágil – Lissabon (PT)
Das Flaggschiff des portugiesischen Nachtlebens. Eng mit Funktion-One entwickelt, regelmäßige Updates und Feintuning. Sehr differenzierter, druckvoller Klang.
Bassiani – Tiflis (GE)
Zwei Räume mit Funktion-One und Void Acoustics, abgestimmt von Guri Gotsadze. Politisch engagierter Club mit massiver internationaler Fanbase.
Elysia – Basel (CH)
Verwendet das Lambda-Labs-System, das für hohe Auflösung und Transparenz bekannt ist. Club für audiophile Nächte auf kleinem Raum.
Blitz – München (DE)
Void-System in offener Architektur. Extrem klarer, dennoch druckvoller Klang. Besonders beliebt bei Techno- und House-Fans.
Club OST – Berlin (DE)
Setzt auf Pioneer Pro Audio. Große Räume, viel Volumen, ausgeglichenes Klangbild.
Vertigo – San José (CR)
Versteckt in einem Hochhaus, mit Gary Stewart Audio-System ausgestattet. State-of-the-Art-Klang für lateinamerikanische Nächte.
Brilliant Corners – London (UK)
Teilzeit-Club, Teilzeit-Sushi-Bar. Mit Bozak-Rotary-Mixer und Klipschorn-Lautsprechern eher audiophiles Wohnzimmer als klassischer Club. Fokus auf Hörerlebnis statt Lautstärke.
G Livelab – Helsinki (FI)
Setzt auf Genelec Studio-Technik. Mischung aus Club und Konzerthaus, bekannt für exakte Klangabbildung.
Stereogun – Leiria (PT)
Kombiniert Next Soundsystem mit optimierter Raumakustik. Wird sowohl für Live-Acts als auch Clubnächte geschätzt.
Womb – Tokio (JP)
Setzt auf Pioneer-System, besonders beliebt für Techno. Gute Raumakustik trotz großem Volumen. Einer der Top-Clubs Asiens.
Despacio (weltweit, mobil)
Ein Konzept von James Murphy (LCD Soundsystem) und den Dewaele-Brüdern (Soulwax). Acht 11-Fuß-hohe McIntosh-Türme mit insgesamt 50.000 Watt. Keine LED-Wände, keine Visuals – nur Klang im Fokus.