Jeden Monat bewertet die Tonspion Redaktion die wichtigsten Musik-Neuerscheinungen. Am Ende entstehen daraus unsere Alben des Jahres. Hier unsere Jury-Charts für die besten Alben im Oktober!
Die Alben des Monats Oktober 2025
Unsere Jury besteht aus aktiven und ehemaligen Mitgliedern der Tonspion Redaktion sowie freien Musikjournalisten. Hier die zehn Alben, die unserer Fachjury diesen Monat am besten gefallen haben.
1. Tristan Brusch – Am Anfang
Mit „Am Anfang“ schließt Tristan Brusch seine Albumtrilogie ab. Entstanden ist ein dritter Teil, der sich musikalisch wie inhaltlich weiter öffnet und doch konsequent im Spannungsfeld zwischen romantischer Verklärung und existenzieller Selbstbefragung bleibt. Das Album ist nicht nur Neubeginn, sondern auch ein vorläufiges Ende. Und ein eindrucksvoller Beweis dafür, dass Tristan Brusch derzeit einer der eigenständigsten und besten Songwriter im deutschsprachigen Raum ist. Wir sind jetzt schon gespannt, was da als nächstes kommt.
2. Sudan Archives – The BPM
Inspiriert von sudanesischen Geigern, R&B, westafrikanischen Rhythmen und experimenteller elektronischer Musik variiert die autodidaktische Künstlerin aus Los Angeles ihren vibrierenden Dance-Sound: „The BPM“ von Sudan Archives ist pulsierend und rhythmisch, ihre (verfremdete) Violine wird zum Tanz-Instrument und der Beat zum Bewusstseinssymbol.
3. Lily Allen – West End Girl
Dieses Album ist wohl die Pop-Überraschung des Jahres: Ein schonungsloser Seelenstriptease in zuckersüßen Pop verpackt, oft eingehüllt in psychischen wie psychedelischen Nebel. Für viele Hörerinnen und Hörer, die mit Lily Allen aufgewachsen sind, dürften diese Songs mehr sein als ein persönliches Drama im Pop-Format. Das Thema Trennung und Neuanfang sprechen eine Sprache, die weit über das Promi-Umfeld hinaus verständlich ist. Dass Allen ihre Geschichte in eingängige Songs verpackt, die sich zwischen Pop, Indie und Singer-Songwriter-Ästhetik bewegen, macht das Album nicht nur relevant, sondern auch anschlussfähig.
4. The Last Dinner Party – From The Pyre
Mit „From The Pyre“ – also „vom Scheiterhaufen“, veröffentlichen die Britinnen nun ihr heißbegehrtes, zweites Album und Feuer ist auch das richtige Schlagwort dazu: The Last Dinner Party evozieren hier eine hexenhafte und hitzige Atmosphäre, voller Wut und Leidenschaft ummantelt mit bluesigem wie härterem Indie-Rock, der stark von dem Freiheitsdrang einer Stevie Nicks oder Florence Welch geprägt ist.
5. Just Mustard – We Were Just Here
Es fiept und flirrt gar gespenstisch und gewaltig zu Beginn des dritten Albums der irischen Band Just Mustard, die ihren Noise-Rock-Sound auf “We Were Just Here” noch weiter in Richtung geisterhaft und geheimnisvoll treibt. Mit schimmernden Soundteppichen sowie pulsierendem Post-Punk im Titelsong schenken Just Mustard dem Genre ein Werk zwischen Dunkelheit und Licht. Ein Album, das den Bandsound noch schärfer definiert: intrinsisch und intensiv.
6. Soulwax – Systems Are Lying
Das erste Album seit sieben Jahren des belgischen Elektronikmusik-Duos der Brüder David und Stephen Dewaele klingt schwer nach Soulwax: Percussion, Pop und Beat erschaffen auf „Systems Are Lying“ einige Banger zwischen House und Disco – oder wie sie selbst sagen: „Ein Rockalbum ohne E-Gitarren“.
7. Jerskin Fendrix – Once Upon A Time… In Shropshire
Der britische Komponist, der unter anderem den Score für den gefeierten Film „Poor Things“ erschuf, schenkt uns auf seinem dramatischen Album „Once Upon A Time… In Shropshire“ einen experimentellen Mix aus Post-Rock, Chamber-Pop und klassischen Elementen, wobei Jerskin Fendrix es schafft die Klaviatur von Ernsthaftigkeit, Verletzlichkeit und Humor musikalisch auszuloten.
8. Tame Impala – Deadbeat
Fünf Jahre nach dem eher introspektiven „The Slow Rush“ öffnet Kevin Parker, das kreative Zentrum von Tame Impala, auf „Deadbeat“ seinen Sound nun stärker dem Dancefloor und markiert den Übergang vom Psychedelic Pop zum Clubsound. Dabei bleibt Parker einer, der auch auf dem Dancefloor nicht tanzt, sondern der in der Ecke steht und das Treiben beobachtet.
9. Bar Italia – Some Like It Hot
„Some Like It Hot“ – so heißt nicht nur der grandiose BillyWilder-Film von 1959, sondern auch das neue Album des Londoner Trios Bar Italia: Wie die Komödie mit Marilyn Monroe handelt es von Romantik, Intrigen und Selbstfindung – mal musikalisch als Rockhymnen inszeniert, mal folk-poppig oder balladig eingekleidet.
10. Sparkling – We
Aus Köln kommt dieses Trio, das bereits 10 Jahre auf dem Buckel hat und rasanten Indie-Rock mit poppigem Post-Punk mischt: „We“ ist wohl das bisher stärkste Album von Sparkling, kompromisslos, kantig und dennoch tanzbar.
Nicht in die Top Ten haben es diese drei Schwergewichte der Musiklandschaft geschafft:
Taylor Swift – The Life Of A Showgirl
Mit “The Life Of A Showgirl” veröffentlicht Taylor Swift ihr zwölftes Studioalbum – nur wenige Monate nach dem Ende ihrer rekordverdächtigen “Eras Tour”. Trotz immenser Erwartungen bleibt das Album überraschend leise und unspektaktulär. Statt radiotauglicher Pop-Hymnen gibt es sanften Softrock, Alltagsbeobachtungen und ein paar provokante Seitenhiebe. Und auf Seite des Hörers ungläubiges Staunen: und das ist nun der erfolgreichste Popstar der Welt? Bleibt die Frage: Was kommt danach? Ein Rückzug? Ein Neuanfang? Oder die Ära der Verwaltung des eigenen Ruhms?
Richard Ashcroft – Lovin’ You
Richard Ashcroft, Sänger der Britpop-Band The Verve, ist derzeit wieder in aller Munde. Aber nicht unbedingt aufgrund seiner neuen Songs. Wenn Richard Ashcroft aktuell als Support-Act der wiedervereinten Oasis auftritt, erleben viele Zuschauer ein Déjà-vu: „Bittersweet Symphony“ gilt für nicht wenige als einer der Höhepunkte des Abends, einer Zeit in der Britpop ganz groß war. Die Ära ist inzwischen verblasst und Ashcrofts neues Soloalbum „Lovin’ You“ zeigt genau das. Wo einst Emotionalität und Songwriting-Tiefe lagen, regiert heute eine Art musikalische Selbstparodie. Das Album versucht sich an modernen Produktionsweisen und nostalgischer Balladenkunst zugleich, bleibt dabei aber seltsam orientierungslos und vorhersehbar.
The Lemonheads – Love Chant
Die Die Indie-Rock-Legende Evan Dando versucht es nach fast zwanzig Jahren ohne neue Lemonheads-Musik noch einmal mit seinem lässigen Missmut und veröffentlicht das Album „Love Chant“: Wir hören darauf natürlich viel Indie-Rock, gewürzt mit Western Swing, Blues und Bläser, aber so richtig in Schwung kommt das alles leider nicht.
Einzelwertungen der Tonspion Jury
| Oktober 2025 | AC | UR | KK | CP | CB | SC | TS | FS | CM | DM |
| Tristan Brusch | 4,5 | 4,5 | 3,5 | 4,5 | 3,5 | 4 | 4 | 4,5 | 3,5 | |
| Sudan Archives | 3,5 | 3,5 | 4 | 4 | 4 | 3,5 | 4 | 5 | 4 | |
| Lily Allen | 4 | 4 | 4 | 3,5 | 3 | 3,5 | 4 | 4,5 | 4 | |
| The Last Dinner Party | 4 | 4 | 4 | 4 | 3,5 | 3 | 4 | 3,5 | 3,5 | |
| Just Mustard | 4 | 4,5 | 4 | 4 | 4 | 3,5 | 3 | 3 | 3,5 | |
| Soulwax | 4 | 3,5 | 3 | 4 | 4 | 3,5 | 3,5 | 3 | 4 | 3 |
| Jerskin Fendrix | 3 | 2,5 | 4 | 2,5 | 4 | 3,5 | 4 | 3,5 | ||
| Tame Impala | 4 | 3 | 2,5 | 3 | 3,5 | 3 | 3 | 4 | 4 | 3 |
| Bar Italia | 3,5 | 3,5 | 3,5 | 3,5 | 3 | 3,5 | 2,5 | 3 | 3 | |
| Sparkling | 4 | 3,5 | 3 | 3 | 2,5 | 2,5 | 3 | 3,5 | 2,5 | |
| The Lemonheads | 3 | 3 | 2,5 | 3 | 3 | 3 | 2,5 | 2,5 | 4 | 2,5 |
| Taylor Swift | 2,5 | 2 | 2,5 | 3 | 2,5 | 1,5 | 2 | 3 | 3 | |
| Richard Ashcroft | 2 | 2 | 2 | 2 | 3 | 3 | 2 | 3,5 | 2 |
Tonspion Jury: Christoph Braun, Astrid Clave (AC), Sebastian Cleemann (SC), Kerstin Kratochwill (KK), Christoph Prenner (CP), Florian Schneider (FS), Satoru Teshima (ST), Udo Raaf (UR), Christina Mohr (CM), Dylan MacKenzie (DM).
Die Alben des Monats September 2025
Unsere Jury besteht aus aktiven und ehemaligen Mitgliedern der Tonspion Redaktion sowie freien Musikjournalisten. Hier die zehn Alben, die unserer Fachjury diesen Monat am besten gefallen haben.
1. NewDad – Altar
Spannender Shoegaze-Sound von der grünen Insel: NewDad aus Irland verbinden auf ihrem zweiten Album „Altar“ ein vierblättriges Kleeblatt aus eingängigem Dreampop, düsterem Noise, energetischem Indie-Rock sowie zornigem Grunge – ein musikalischer Glücksfall und als Einflüsse blitzen zudem immer wieder Pixies, Lush oder auch My Bloody Valentine durch.
2. Sprints – All That Is Over
Das so genannte schwierige zweite Album wirkt bei der irischen Post-Punk-Band Sprints ziemlich mühelos: Cooler wie hitziger Post-Punk im Stile von Acts wie Savages, Fontaines D.C oder Wire treibt noisig und krachend durch diese tollen wie mitreißenden Songs.
3. Lola Young – I’m Only Fucking Myself
Mit gerade einmal 24 Jahren veröffentlicht die britische Sängerin Lola Young bereits ihr drittes Album. „I’m Only Fucking Myself“ ist ein ungeschöntes, wütendes und oft verstörend ehrliches Werk, das sich konsequent jeder musikalischen Kategorisierung zwischen Pop, Soul und Indie-Rock entzieht.
4. Sydney Minsky Sargeant – Lunga
Sydney Minsky Sargeant, besser bekannt als Sänger des gefeierten Post-Punk-Quartetts Working Men’s Club aus Manchester, veröffentlicht sein erstes Solo-Album „Lunga“. Und er klingt darauf ganz neu, denn was wir hier hören, sind zarte, fast zärtliche Melodien, die reduziert und flirrend zugleich mit warmen Streichern, akustischen Gitarren und atmosphärischen Synths daher kommen.
5. John Maus – Later Than You Think
Auf seinem nun mittlerweile siebten Alben “Later Than You Think”, das nach einer schweren Krise mit Trauerfällen in seiner Familie entstand, ist John Maus noch radikaler in seiner Kunst und der Verschmelzung von Glaube, Gesang und Gebet. Seine Retro-Sounds klingen wie ein sakraler Synthpop-Sog aus der Gothic-Church.
6. Big Thief – Double Infinity
Das erste Album der Band als Trio nach dem Ausstieg ihres Bassisten gleicht die New Yorker Indie-Folk-Band mit einer Vielzahl an Studiomusikern und Gästen aus: Big Thief klingen auf „Double Infinity“ dabei immer noch zauberhaft und zartschmelzend schön – was vor allem Adrianne Lenkers einzigartigem Gesang zu verdanken ist.
7. Nation Of Language – Dance Called Memory
Das inzwischen vierte Album der Brooklyner Band Nation Of Language bietet wieder einen Synthpop-Rausch für Retro-Romantiker, so dass der Albumtitel „Dance Called Memory“ treffender nicht hätte gewählt sein können. Wir bitten zum Tanz zu Eighties-Sounds im Stile von OMD, The Human League oder Ultravox.
8. Múm – History Of Silence
Das isländische Kollektiv Múm – ausgesprochen “Muum” – veröffentlicht mit “History Of Silence” das erste neue vollständige Werk seit “Smilewound” (2013) und ihr damit bisher siebtes Studioalbum: Noch ätherischer und enigmatischer als ihre isländischen Kolleginnen und Kollegen von Sigur Rós, Björk oder Ásgeir, oszilliert Múms Musik im ganz eigenen Klangraum zwischen elektronischen wie orchestralen Sounds.
9. ClickClickDecker – Wir waren schon immer da
Nach insgesamt 20 Jahren und einer vorläufigen Abschiedstour 2023 erscheinen jetzt doch zehn brandneue Songs von ClickClickDecker, die auf ihrem neuen Album behaupten: „Wir waren schon immer da“ und ja, ihr einzigartiger wie entwaffnender Indie-Singer-Songwriter-Pop ist einfach zeitlos schön.
10. Saint Etienne – International
Saint Etienne, die Edel-Indie-Pop-Darlinge der 90ies, veröffentlichen mit “International” ihr neues und zugleich letztes Album voller wunderbarer Songs zwischen Indie- und French-Pop, Sixties-Girl-Group.Sounds und Disco-Hymnen. Damit verabschiedet sich hier eine Pop-Legende auf eine erhabene und elegante Weise: Saint Etienne, wir trinken und tanzen mit Cocktails in der Hand und Coolness im Style auf Euch!
Nicht in die Top Ten haben es diese zwei Schwergewichte der Musiklandschaft geschafft:
Suede – Antidepressants
Fast vier Jahrzehnte nach ihrer Gründung beweisen Brett Anderson und seine Band Suede mit ihrem neuen Album “Antidepressants”, dass ihr nostalgisch anmutender Sound keinesfalls von gestern ist. Hier geht es nicht um Retrospektive, sondern um das Hier und Jetzt. Es ist ein postpunkiger Realismus, der Bands wie Killing Joke, Magazine oder The Chameleons ins Gedächtnis ruft, aber gefiltert durch Suedes eigenen, hochsensiblen Blick auf eine Gegenwart voller Zersetzung, Überforderung und Verbindungsverlust.
Mariah Carey – Here For It All
Mit ihrem 16. Studioalbum ist Superstar Mariah Carey nach sieben Jahren Pause zurück – stilistisch unverändert und mit einer Produktion, die ebenso gut 1995 hätte erscheinen können. „Here For It All“ ist ein opulent arrangiertes, bewusst nostalgisches Pop- und R&B-Album, das sich ganz auf die Essenz von Mariah Carey konzentriert: Glamour, Verletzlichkeit, Selbstbewusstsein und eine Stimme, die mehr als nur ein Jahrzehnt Musikgeschichte geprägt hat.
Einzelwertungen der Tonspion Jury
| AC | UR | KK | CP | CB | SC | TS | FS | CM | DM | |
| NewDad | 4 | 4 | 4,5 | 4 | 3,5 | 4 | 4 | 4 | 4 | |
| Sprints | 4 | 3 | 4 | 4 | 4 | 3,5 | 4 | 4,5 | 4 | |
| Lola Young | 4 | 4 | 3 | 4 | 3,5 | 4,5 | 3,5 | 4,5 | 3,5 | |
| Sydney Minsky Sargeant | 4 | 4,5 | 4 | 3,5 | 3,5 | 4 | 4 | 3 | 3,5 | |
| John Maus | 3,5 | 4 | 4,5 | 2,5 | 3 | 3,5 | 4 | 3,5 | 4 | 2,5 |
| Big Thief | 3 | 3,5 | 3 | 3,5 | 4 | 3,5 | 3 | 3 | 3,5 | 4,5 |
| Nation of Language | 3,5 | 3 | 4 | 4 | 3 | 3,5 | 3,5 | 3,5 | 3 | |
| Múm | 3,5 | 3,5 | 4 | 3 | 3,5 | 3 | 3 | 3,5 | 3,5 | 3 |
| ClickClickDecker | 3,5 | 4 | 3,5 | 3,5 | 3 | 3,5 | 3 | 3 | 3 | |
| Saint Etienne | 3,5 | 3 | 3,5 | 3 | 3 | 3 | 3 | 4 | 3,5 | |
| Suede | 4 | 4,5 | 2,5 | 3 | 3,5 | 3 | 3 | 2 | 4 | 2,5 |
| Mariah Carey | 3,5 | 3,5 | 3 | 2 | 3 | 3 | 3,5 | 3,5 | 3 |
Tonspion Jury: Christoph Braun, Astrid Clave (AC), Sebastian Cleemann (SC), Kerstin Kratochwill (KK), Christoph Prenner (CP), Florian Schneider (FS), Satoru Teshima (ST), Udo Raaf (UR), Christina Mohr (CM), Dylan MacKenzie (DM).
Die Alben des Monats Juli & August 2025
Unsere Jury besteht aus aktiven und ehemaligen Mitgliedern der Tonspion Redaktion sowie freien Musikjournalisten. Hier die zehn Alben, die unserer Fachjury diesen Monat am besten gefallen haben.
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1. Tyler, The Creator – Don’t Tap The Glass
Ein Album, das weniger überlegt als überdreht wirkt und genau darin liegt sein Reiz: In nur 29 Minuten montiert er einen quirligen Mix aus House, Electro-Funk und Oldschool-Rap zusammen, der den introspektiven Tiefgang seines letzten Albums „Chromakopia“ gegen ein verspielt-explosives Mini-Feuerwerk auf dem Dancefloor eintauscht. Dass dabei nicht jede Idee zündet, gehört zum Konzept: Tyler will nicht gefallen, sondern in Bewegung bringen. Und das gelingt ihm fast durchgehend.
2. Wet Leg – Moisturizer
Das bekanntermaßen schwierige zweite Album gelingt den Post-Punkerinnen von Wet Leg mühelos: Nach dem gefeierten Debüt klingt Moisturizer noch rougher und tougher – sympathischer Indie-Sleaze für die Sommerstrandparty.
3. Ethel Cain – Willoughby Tucker, I’ll Always Love You
Eine Fortsetzung der Story vom Vorgänger-Album und Debüt „Preachers’s Daughter”, die das triste und trostlose Leben einer queeren Priester-Tochter weiterschreibt. Musikalisch untermalt ist das mit geradezu sakralem Slowcore, der sich zuweilen in düstere Horror-Electronica ergießt oder in fließenden Folk erhebt.
4. Deftones – Private Music
Dank TikTok und Co. hat die Alternative-Metal-Band inzwischen auch eine neue jüngere Generation erreicht: Auf dem neuen Album Private Music“ bleibt sich die US-Truppe treu, es gibt Prog und Nu-Metal, es wird geschrien und gejault – und es gibt dabei einige Banger zu hören.
5. Blood Orange – Essex Honey
Das fünfte Studioalbum von Devonté Hynes aka Blood Orange ist eine ungewöhnliche sowie außergewöhnliche Pop-Perle: Mit artifiziellem R&B und Jazz-Einschüben sowie Orchester-Parts schimmert „Essex Honey“ wie Honig.
6. Newmen – Terminal Beach
Das neue Album der Frankfurter Band ist ein hypnotischer wie hellsichtiger Loop: Schwebender Synth-Pop verbindet sich mit groovigem Neo-Kraut zu einer stilsicheren Schleife, das Erinnerungen an NEU!, Kraftwerk und Stereolab weckt – wunderbar!
7. Racing Mount Pleasant – Racing Mount Pleasant
Chamber Pop, Prog-Jazz und Folktronica hören wir von dieser Band aus Michigan auf ihrem Debüt-Album: Ihr Sound ist einzigartig und vielversprechend, und dürfte Fans von Radiohead, Dredg und The Notwist begeistern.
8. Alex G – Headlights
Das zehnte Album des US-Indie-Singer-Songwriters Alex G schillert zwischen weirdem Lo-Fi und widerspenstiger Electronica: „Headlights” ist ein melancholisches, dichtes Album für die Tage voller Sommerregen.
9. Jehnny Beth – You Heartbreaker, You
Die detailverliebten Songs auf Jehnny Beths zweitem Solo-Werk klingen dabei wie ein brachialer radikaler Mix aus Nine Inch Nails, PJ Harvey, Peaches, Sonic Youth oder auch Tricky, herzerweichend und hart zugleich – ein Album befreiend und belebend wie eine Herzdruckmassage.
10. The Armed – The Future Is Here And Everything Needs To Be Destroyed
Die Rückkehr von The Armed fällt schon im Albumtitel kompromisslos aus: Mit „The Future Is Here and Everything Needs To Be Destroyed“ veröffentlicht das experimentelle Hardcore-Kollektiv aus Detroit sein bisher radikalstes Album und schlägt ein neues Kapitel in seiner Entwicklung auf.
Einzelwertungen der Tonspion Jury
| AC | UR | KK | CP | CB | SC | TS | FS | CM | DM | |
| Tyler, The Creator | 4,5 | 4 | 4 | 4 | 4 | 3,5 | 4 | 4 | 5 | 4 |
| Wet Leg | 3,5 | 3,5 | 3,5 | 4 | 4 | 3,5 | 3,5 | 4 | 4 | 4 |
| Ethel Cain | 3,5 | 4 | 3,5 | 4 | 4 | 3,5 | 4 | 3,5 | 3,5 | |
| Deftones | 4 | 3,5 | 3,5 | 4,5 | 3 | 3,5 | 3,5 | 4,5 | 3 | 4 |
| Blood Orange | 3 | 2,5 | 3,5 | 4 | 4 | 4 | 4 | 4 | 4 | |
| Newmen (DE) | 3,5 | 4,5 | 5 | 3,5 | 3 | 3,5 | 3,5 | 3,5 | 3 | 3,5 |
| Racing Mount Pleasant | 4 | 3 | 3,5 | 4,5 | 3,5 | 4 | 4 | 3 | 3 | |
| Alex G | 3 | 3 | 3 | 4 | 3 | 3,5 | 4 | 4 | 4 | |
| Jehnny Beth | 3 | 3 | 4 | 4 | 3 | 3,5 | 3,5 | 3,5 | 4 | 3,5 |
| The Armed | 3 | 3 | 3 | 3,5 | 2,5 | 5 | 4 | 4 | 3 | 3,5 |
Tonspion Jury: Christoph Braun, Astrid Clave (AC), Sebastian Cleemann (SC), Kerstin Kratochwill (KK), Christoph Prenner (CP), Florian Schneider (FS), Satoru Teshima (ST), Udo Raaf (UR), Christina Mohr (CM), Dylan MacKenzie (DM).
Die Alben des Monats Juni 2025
Unsere Jury besteht aus aktiven und ehemaligen Mitgliedern der Tonspion Redaktion sowie freien Musikjournalisten. Hier die zehn Alben, die unserer Fachjury diesen Monat am besten gefallen haben.
1. Little Simz – Lotus
Die britische Rapperin Little Simz veröffentlicht einmal mehr ein Album voller großartiger Kollaborationen und Songs. Auf „Lotus“ sind unter anderem mit dabei: Sampha, Obonjayar, Yussef Dayes oder Moses Sumney, die den Tracks Vielfalt und Variationen zwischen erhaben und energetisch verleihen.
2. Pulp – More
Es ist das erste neue Album der Britpop-Ikonen Pulp seit 24 Jahren – und gleichzeitig eine erstaunlich vitale Bestandsaufnahme dessen, was es heißt, älter zu werden, ohne sich der Nostalgie hinzugeben: Ein meisterhaftes Werk, das das Vermächtnis der Band nicht nur bewahrt, sondern erweitert.
3. Annahstasia – Tether
Zwischen zartem Indie-Folk und schwebendem Neo-Soul sowie einer außergewöhnlichen Stimme, die tief und hypnotisch in den Bann zieht, schillert das neue Album der nigerianisch-amerikanische Musikerin Annahstasia, das Vergleiche mit Anohni und Tracy Chapman evoziert.
4. Turnstile – Never Enough
Niemals genug kann man von dem Hardcore mit Herz der US-Rockband Turnstile bekommen: Die einstigen Skateboard-Lieblinge erreichen mit ihrem Alternative-Sound mittlerweile eine große Fangemeinde und auch ihr neues Album macht einfach nur großen Spaß.
5. Steve Queralt – Swallow
Steve Queralt, seines Zeichens Bassist der Shoegaze-Legende Ride, hat sein schimmerndes und schönes Debüt-Album “Swallow” zwischen Drone und Dreampop, Ambient und Electronica, Post-Rock und Noise-Pop angelegt. Dazu kommen mit den Gast-Sängerinnen Emma Anderson (Lush, Sing-Sing) sowie Verity Susman (Electrelane, Memorials) wunderbare verträumte und schöne Stimmen.
6. Lorde – Virgin
Mit „Virgin“ veröffentlicht Lorde ihr viertes Studioalbum und kehrt nach dem zwiespältig aufgenommenen „Solar Power“ zu jener introspektiven Klarheit zurück, die sie einst zur Stimme einer ganzen Generation machte. Es ist ein Album, das nicht gefallen will, sondern erzählen. Kein großes Spektakel, kein verkleideter Pop. Sondern ein bewusst gesetztes, persönliches Statement.
7. Hotline TNT – Raspberry Moon
Noisig-fuzziger Grunge und effektgeladener Indie-Rock aus Brooklyn: Hotline TNT weben auf „Raspberry Moon“ einen dichten wie detailverliebten Klangteppich, der die Hörer umhüllt und für eine entspannte Atmosphäre sorgt.
8. Haim – I Quit
Die Haim-Schwestern servieren uns auf ihrem Album „I Quit“ heilenden und tröstenden Pop und Indie-Folk, der befreit: Das erinnert dann mal an Fleetwood Mac, mal an Violent Femmes und dazwischen ertönt einfach mal ein Sample aus George Michaels Hit „Freedom ’90’“.
9. Lifeguard – Ripped And Torn
Die Highschool-Freunde von der US-Band Lifeguard ziehen ihre Inspiration aus Punk, Dub und Power-Pop und verwandelt diese auf “Ripped And Torn” in einen explosiven und energetischen Sound mit Ohrwurm-Charakter.
10. King Gizzard & The Lizard Wizard – Phantom Island
Das mittlerweile 27. Album der umtriebigen australischen Psychedelic-Progressive-Rock-Band King Gizzard & the Lizard Wizard ist wie immer eine musikalische Wundertüte mit Streicher, Bläser, Latin-Sounds und Orchester-Pomp – mal cheesy, mal cool.
und auf dem allerletzten Platz…
Volbeat – God of Angels Trust
Mit ihrem neunten Album landete die dänische Band Volbeat allerdings auf Platz 1 der deutschen Albumcharts: In unsere Redaktion fiel der doch fast immer gleich klingende und poliert produzierte Sound aus Heavy Metal und Punk-Rock allerdings durch.
Einzelwertungen der Tonspion Jury
| AC | UR | KK | CP | CB | SC | TS | FS | CM | DM | |
| Little Simz | 4,5 | 3,5 | 4 | 4 | 4,5 | 4 | 4 | 4,5 | 5 | 4 |
| Pulp | 5 | 5 | 4 | 4 | 4 | 3,5 | 3,5 | 2,5 | 4,5 | 3,5 |
| Annahstasia | 4 | 4 | 3,5 | 4 | 4 | 4 | 4 | 4 | 4 | |
| Turnstile | 3,5 | 3,5 | 3 | 4 | 4 | 4,5 | 3,5 | 4,5 | 3 | 4,5 |
| Steve Queralt | 4 | 4 | 4,5 | 3,5 | 4 | 3,5 | 3 | 3,5 | 3,5 | |
| Lorde | 3,5 | 3 | 3 | 3,5 | 3 | 3,5 | 4 | 4 | 3,5 | |
| Hotline TNT | 3 | 3,5 | 3,5 | 4 | 3 | 3,5 | 3 | 3 | 4 | |
| Haim | 3 | 3 | 3 | 3 | 3 | 3,5 | 3 | 4 | 3 | |
| Lifeguard | 2,5 | 2 | 2,5 | 4 | 3 | 3 | 2,5 | 3 | 4 | 3,5 |
| King Gizzard & The Lizard Wizard | 3,5 | 3,5 | 2,5 | 2,5 | 3 | 3,5 | 2,5 | 2,5 | 3 | 2,5 |
Die Alben des Monats Mai 2025
Unsere Jury besteht aus aktiven und ehemaligen Mitgliedern der Tonspion Redaktion sowie freien Musikjournalisten. Hier die zehn Alben, die unserer Fachjury diesen Monat am besten gefallen haben.
1. Stereolab – Instant Holograms On Metal Film
Vor 15 Jahren kündigten Stereolab eine unbestimmte Pause vom Musizieren an. Diese ist nun vorbei, denn mit “Instant Holograms On Metal Film” beamt sich die englisch-französische Avant-Pop-Band stilsicher in unsere Gegenwart, als ob seit 2010 keinerlei Zeit vergangen wäre und katapultiert seinen retrofuturistischen wie hypnotischen Signature-Sound mit Warp-Geschwindigkeit ins Hier und Jetzt – ein überirdisch strahlend-schönes wie überraschendes Geschenk an Musik.
2. Sophia Kennedy – Squeeze Me
Auf unserer Nr. 1 vom April, nämlich DJ Kozes “Music Can Hear Us“ war sie Gaststar, und mit ihrem eigenen dritten Album „Squeeze Me“ landet sie im Mai auf Platz 2! Die Wahlberlinerin überzeugt darauf mit catchy Artpop und coolem Indie-Pop.
3. Jenny Hval – Iris Silver Mist
Songs wie silbriger Nebeldunst, der einen sowohl sanft als auch stählern umfasst: Die norwegische Künstlerin Jenny Hval veröffentlicht hier faszinierende Lieder und Lyrics, die zwischen Folktronica und Synthpop pendeln. Ein Album, das in all seiner Komplexität dennoch nie sperrig, sondern schimmernd klingt.
4. Mark Pritchard & Thom Yorke – Tall Tales
Das Radiohead-Mastermind Yorke und der britische Electronica-Musiker Pritchard begannen ihre Arbeit zu diesem Album 2020 während der COVID-19-Pandemie und tauschten ihre Arbeiten online aus: Herausgekommen ist dabei ein cinematischer Fluss aus Ambient-, Krautpop- und Experimental-Sounds, der sich sämtlichen Konventionen entzieht.
5. Model/Actriz – Pirouette
Das zweite Studioalbum der Brooklyner Noise-Rock- und Dance-Punk-Band Model/Actriz ist ein wilder Tanz aus Electronica, Experiment und Emotion. Inspiriert wurde „Pirouette“ von Kylie Minogue und Janet Jackson, aber dazu drehen sich noch Presslufthammer-Rhythmen und jede Menge Lärm-Fetzen mit.
6. These New Puritans – Crooked Wing
Nach sechs Jahren Pause erscheint mit “Crooked Wing” das fünfte Album von These New Puritans. Darauf finden sich Einflüsse aus Jazz, Electronica, Klassik, Industrial oder Hip-Hop, man fühlt sich dabei oft an Steve Reich, Xiu Xiu oder Radiohead erinnert und man fließt regelrecht durch dieses surreal anmutende Werk.
7. Ezra Furman – Goodbye Small Head
Zwölf Lieder, zwölf Variationen, zwölf Verausgabungen über die Erfahrung, völlig die Kontrolle zu verlieren: Ezra Furman zitiert mit viel Leidenschaft hier Riot Grrrl-Punk, Glam-Rock-Theatralik und Emo-Prog-Rock in starken Songs.
8. Car Seat Headrest – The Scholars
Das erste Album der US-Indie-Rock-Band um den Multiinstrumentalisten Will Toledo nach fünfjähriger Pause ist nach Eigenbeschreibung eine Rock-Oper: Auf ausufernden und bühnenreifen Songs hören wir dann eine Vielfalt an Gitarrensounds zwischen Hard-Rock, Folk, Goth-Rock und Emo.
9. Miley Cyrus – Something Beautiful
Miley Cyrus’ neuntes Studioalbum ist ein ambitioniertes Werk zwischen Eurovision und Experiment: Der Popstar variiert dabei mühelos zwischen Pathos, Disco und Glamour. Highlight ist dabei das energiegeladene Duett „Walk of Fame“ mit Brittany Howard.
10. Sally Shapiro – Ready To Live A Lie
Nächster flirrender Relase auf dem legendären Italians Do It Better Label: Das schwedischen Elektropop-Projekt Sally Shapiro vereint auf seinem fünften Album perlenden Synthpop und treibenden Italo-Disco-Sound zwischen Pet Shop Boys und Giorgio Moroder.
und da waren sonst noch…
Garbage – Let All That We Imagine Be The Light
Nicht in die Top Ten, sondern nur auf Platz 14 haben es die Alternative-Veteranen Garbage mit ihrem achten Album geschafft, das allerdings ein durchaus ein starkes Statement und solides Werk geworden ist: perfekt poliert zwischen Synth-Pop, Industrial und Noise-Indie-Rock, verziert mit messerscharfen Gitarrenriffs und punktgenauen Beats.
Arcade Fire – Pink Elephant
Auf dem letzten Platz landeten die Indie-Darlinge von Arcade Fire mit ihrem ersten Album nach den Missbrauchsvorwürfen gegen Win Butler: Um diesen Elefanten im Raum wird auf dem Album herummusiziert, die Band hat diese nie kommentiert oder gar aufgearbeitet. Und die Musik? Fühlt sich mit all den bekannten Versatz-Stücken aus Chören und Synthsounds bemüht und irgendwie seelenlos an.
Einzelwertungen der Tonspion Jury
| AC | UR | KK | CP | CB | SC | TS | FS | CM | DM | |
| Stereolab | 4 | 3,5 | 5 | 3,5 | 4 | 5 | 3,5 | 3,5 | 5 | 3,5 |
| Sophia Kennedy | 3,5 | 4 | 4 | 4,5 | 3,5 | 3,5 | 4 | 4 | 5 | 3,5 |
| Jenny Hval | 3 | 3 | 3,5 | 4 | 4 | 4 | 4 | 4 | 4 | 4 |
| Mark Pritchard & Thom Yorke | 4 | 4 | 3,5 | 3,5 | 3,5 | 3,5 | 3,5 | 4 | 3,5 | 3,5 |
| Model/Actriz | 3,5 | 3,5 | 3,5 | 4 | 4 | 3,5 | 3,5 | 3,5 | 3,5 | |
| These New Puritans | 3,5 | 4 | 3,5 | 4 | 3 | 4 | 3,5 | 3 | 3,5 | |
| Ezra Furman | 3,5 | 4,5 | 3 | 2,5 | 3,5 | 3,5 | 2,5 | 3,5 | 4,5 | 3 |
| Car Seat Headrest | 3,5 | 4 | 3 | 3 | 3 | 3,5 | 3 | 3,5 | 3 | 3,5 |
| Miley Cyrus | 3 | 3 | 3 | 2,5 | 3 | 3 | 3,5 | 4 | 3,5 | |
| Sally Shapiro | 2,5 | 1,5 | 4 | 2,5 | 3,5 | 3 | 3 | 4 | 3,5 |
Die Alben des Monats April 2025
Unsere Jury besteht aus aktiven und ehemaligen Mitgliedern der Tonspion Redaktion sowie freien Musikjournalisten. Hier die zehn Alben, die unserer Fachjury diesen Monat am besten gefallen haben.
1. DJ Koze – Music Can Hear Us
Sieben Jahre nach seinem letzten Soloalbum legt DJ Koze mit „Music Can Hear Us“ ein neues fantastisches Werk zwischen Electronica, Avantgarde-Pop und Soundexperimenten vor. Dazu kommen Gäste wie Damon Albarn, Soap&Skin, Ada, Sophia Kennedy, Markus Acher (The Notwist). Statt klassischer Clubmusik lässt er mit ihnen 17 atmosphärische Tracks ineinanderfließen mit teils starken Kontrasten – verspielt, melancholisch, rhythmisch gebrochen oder mit überraschenden Brüchen.
2. Tunde Adebimpe – Thee Black Boltz
Das erste Soloalbum des TV-On-The-Radio-Sängers überrascht und überzeugt mit einem facettenreichen Synth-Punk-Funk-Pop-Mix: Tunde Adebimpe zieht auf „Thee Black Boltz“ alle Register des Pop und spielt mit Sixties-Sounds a la Beach Boys oder Electronica wie bei New Order.
3. Sault – 10
Gospel, Soul, R&B und Jazz: Das sind die feinen Zutaten des enigmatischen britischen Acts Sault, die ihr neues Album „10“ wieder unangekündigt als Überraschungsrelease am Ostersonntag veröffentlichten. Das passt zu den Themen, denn es geht um Spiritualität und Liebe.
4. The Raveonettes – Pe’ahi II
2014 erschien mit „Pe’ahi“ eines der besten Alben des dänischen Duos The Raveonettes, hierzulande sträflicher Weise immer noch ein bisschen Geheimtipp ist. Gut ein Jahrzehnt später erscheint nun mit „Pe’ahi 2“ das Sequel, das sich einfachen Songstrukturen verweigert und mit Sixties, Psychedelica und Noise einen musikalischen Haken nach dem anderen schlägt – Rave on!
5. Σtella – Adagio
Σtella, die Musikerin, die sich mit dem griechischen Buchstaben Sigma schreibt veröffentlicht nach fünf Jahen Pause ihr fünftes Album, das zwischen Slowcore, Folk und Dreampop schimmert und die Hörerinnen und Hörer mit psychedelischer Wärme und poppiger Leichtigkeit umhüllt – grandioser griechischer Pop zwischen Beach House und Sade.
6. Bon Iver – Sable, Fable
Die Indie-Folk-Lieblinge von Bon Iver um Bandleader Justin Vernon haben mit „Sable, Fable” ein zweigeteiltes Konzeptalbum herausgebracht, das aus zarten Folk-Miniaturen einerseits und strahlenden Popsongs andererseits besteht. Eine Aufteilung, die Vernon scherzhaft mit J. R. R. Tolkiens “Hobbit” und “Herr der Ringe” vergleicht und die genauso Klassiker-Potential hat.
7. Viagra Boys – Viagr Aboys
Mit ihrem vierten – vielleicht bis dato besten – Album legen Viagra Boys eine radikal überdrehte, absurd-komische und zugleich erschreckend präzise Zustandsbeschreibung unserer Zeit vor: Musikalisch bleibt das Album dem Sound der Band treu, erweitert ihn aber um noch mehr Chaos. Neben den typischen Punk- und Rock-Elementen finden sich elektronische Spielereien, jazzige Einsprengsel und sogar Vocoder-Experimente.
8. Momma – Welcome to My Blue Sky
Die Alternative-Rock-Band aus Brooklyn reitet auf einer Welle aus Gitarren-Fuzz durch Songs über Liebe, Sehnsucht und das Überleben in den frühen Zwanzigern und spielt dabei mit 90ies Vibes. Der Track „I Want You (Fever)“ ist dabei ein Instant-Hit, der an Liz Phair oder Veruca Salt erinnert.
9. Miki Berenyi Trio – Tripla
Das Miki Berenyi Trio, kurz MB3, ist nach seiner schillernden Leadsängerin benannt, der ehemaligen Sängerin/Co-Gitarristin der Shoegaze-Legende Lush: Ihr Debüt-Album ist ein feingesponnenes wie flirrendes Triple aus Shoegaze, Electronica und Dream-Pop. Der Opener “8th Deadly Sin” gibt dabei das Motto vor, ein von Dance-Musik beeinflusster dynamischer Shoegaze-Track, der klingt als würde Underworld mit Lush zusammenspielen und mit deutlicher Message an die Menschheit, die dabei ist, die achte Todsünde zu begehen: Die Zerstörung unserer Erde.
10. Beirut – A Study Of Losses
Zach Condon aka Beirut legt mit “A Study Of Losses” ein komplexes wie kompliziertes Werk vor, das sich mit dem „Studium“ der Gefühle befasst: Sieben der 18 Stücke sind Instrumentals, in anderen sind die Vocals oft auf Laute wie Hmmm oder Aahahah beschränkt, dazu hören wir Streicher, Banjos oder Orgeln, die den Indie-Folk in neue Sphären hieven.
Einzelwertungen der Tonspion Jury
| AC | UR | KK | CP | CB | SC | TS | FS | CM | DM | |
| DJ Koze | 4 | 4 | 3,5 | 4,5 | 4 | 3,5 | 4 | 4,5 | 5 | 4 |
| Tunde Adebimpe | 5 | 4,5 | 4 | 4 | 3 | 3,5 | 3,5 | 3,5 | 4 | 3,5 |
| Sault | 3,5 | 4 | 3,5 | 4 | 4 | 3,5 | 3,5 | 4 | 3,5 | |
| The Raveonettes | 4 | 4 | 4,5 | 4 | 3,5 | 3 | 3,5 | 4 | 3 | |
| Σtella | 4 | 4 | 4,5 | 3 | 3 | 3 | 4,5 | 4 | 3 | |
| Bon Iver | 4 | 4,5 | 3 | 3,5 | 3 | 4 | 4 | 3,5 | 3 | 4 |
| Viagra Boys | 4 | 4,5 | 3,5 | 4 | 3 | 3 | 3,5 | 4 | 3,5 | 3,5 |
| Momma | 4 | 3 | 4 | 4 | 4 | 3,5 | 3 | 3 | 4 | 3,5 |
| Miki Berenyi Trio | 3,5 | 3,5 | 5 | 3 | 3,5 | 3 | 4 | 2,5 | 4,5 | 3 |
| Beirut | 3,5 | 4 | 3 | 3,5 | 3,5 | 3 | 3,5 | 3,5 | 3,5 |
Die Alben des Monats März 2025
1. Deafheaven – Lonely People With Power
Die Mitbegründer des Blackgaze sind nach ihrem letzten shoegazigen Ausflug wieder mit Wucht und Wut bei ihrem schweren wie schwarzen Gewitter-Sound gelandet: „Lonely People With Power“ vereint die intensiven Schreie von George Clarke, verfrickelte Melodien und verdammt gute Songs. Dazu ein Albumtitel, der wohl der beste Kommentar zur aktuellen Weltlage darstellt.
2. Perfume Genius – Glory
Zärtliche wie zauberhafte Melodien zwischen Gitarrenfolk, Baroque-Pop und Indie-Soul von US-Singer-Songwriter Michael Alden Hadreas, besser bekannt unter seinem Künstlernamen Perfume Genius. Auf seinem siebten Album „Glory“ beweist er, dass er einer der wichtigsten queeren Stimmen im Indie-Pop bleibt.
3. Men I Trust – Equus Asinus
Die kanadische Indie-Pop-Band Men I Trust gibt es bereits seit zehn Jahren und ihr entspannter Sound ist mit elektronischen, funkigen und R&B-Elementen angereichert: Auf ihrem fünften Album „Equus Asinus“ verzaubern sie mit meditativem und magischem Bedroom-Pop, der eine ganz eigene Atmosphäre entwickelt.
4. Desire – Games People Play
Ein schillerndes Cyber-Film-Noir-Album aus dem Italians Do It Better-Universum von Mastermind Johnny Jewel (Glass Candy, Chromatics etc.): Desire spielt auf „Games People Play“ mit Italo-Disco a la Giorgio Moroder, Eigthies-Pop der frühen Madonna oder Synth-Pop im Stile der Pet Shop Boys. Sexy und stylish.
5. Lucy Dacus – Forever Is A Feeling
Singer-Songwriterin Lucy Dacus ist ein Drittel der Indie-Supergroup Boygenius und stattet ihr Solo-Album „Forever Is A Feeling” mit viel countryeskem Kammerpop aus: Die Geschichten in ihren ergreifenden Songs handeln dabei von queeren Beziehungen und deren Schönheiten und Scheitern.
6. Sasami – Blood On the Silver Screen
Sasamis drittes Album ist ihr großes Pop-Meisterwerk – cool und clever, eingängig und emotional ist “Blood On the Silver Screen“ voller Hits zwischen späten 80er- und frühen 2000er-Einflüssen. Es ist das ‚Guilty Pleasure‘ Sasamis wie sie selbst sagt, zu dem wir uns auch nur allzu gerne ’schuldig‘ bekennen
7. Japanese Breakfast – For Melancholy Brunettes (& Sad Women)
Die Indie-Lieblinge um Frontfrau Michelle Zauner, deren Memoiren „Crying in H-Mart“ gerade verfilmt werden – sind auf ihrem neuen Album, der laut Titel melancholischen Brünetten und traurigen Frauen gewidmet ist, musikalisch auch dunkler und düsterer geworden, inkl. hinreißender Crooner-Country-Ballade mit Jeff Bridges als Duett-Partner.
8. Lady Gaga – Mayhem
Zurück zu den infektiösen Pop-Bangern: Lady Gaga feuert auf „Mayhem“ dunkle Discofunk-Killer ab. Highlight ist dabei das on Gesaffelstein produzierte “Killah”, das nach 80ies Prince und Bowie klingt und dabei mit dystopisch-treibend-düsterer Bassline unwiderstehlich ins Ohr geht.
9. Bambara – Birthmarks
Brodelnder Noise-Pop, Gothic-Rock und Post-Punk aus Brooklyn: Mit Grabesstimme a la Nick Cave und treibenden Melodien a la Preoccupations entfaltet „Birthmarks“ von Bambara eine soghafte Wirkung.
10. CocoRosie – Little Death Wishes
Fünf Jahre nach ihrem letzten Album “Put The Shine On” glänzen CocoRosie wieder mit neuen schräg-schönen Songs: “Little Death Wishes” ist das mittlerweile achte Album des Schwesternduos Bianca und Sierra Casady, das mit rauer Zärtlichkeit ihre mysteriöse magische Musik sowie ihre innige irrwitzige Kreativität umarmt.
Einzelwertungen der Tonspion Jury
| AC | UR | KK | CP | CB | SC | TS | FS | CM | DM | |
| Deafheaven | 3,5 | 3,5 | 4 | 4 | 3,5 | 5 | 3,5 | 4,5 | 3 | 3,5 |
| Perfume Genius | 3,5 | 3,5 | 3,5 | 3,5 | 3 | 4 | 4 | 5 | 4 | |
| Men I Trust | 3,5 | 4,5 | 3,5 | 3,5 | 3,5 | 4 | 3,5 | 4,5 | 3,5 | |
| Desire | 4,5 | 3,5 | 4,5 | 3 | 3,5 | 3 | 4 | 3,5 | 3,5 | |
| Lucy Dacus | 3,5 | 4 | 3,5 | 3 | 4 | 3,5 | 3 | 4,5 | 3,5 | |
| Sasami | 4 | 4 | 3,5 | 4 | 3 | 3,5 | 3,5 | 3 | 4,5 | 3 |
| Japanese Breakfast | 3,5 | 3,5 | 3,5 | 4 | 3,5 | 3,5 | 4 | 3 | 4 | 3,5 |
| Lady Gaga | 4 | 4 | 3 | 3,5 | 3 | 3 | 3,5 | 4 | 3,5 | |
| Bambara | 4 | 4,5 | 3 | 4 | 2,5 | 3,5 | 3,5 | 3 | 3 | |
| CocoRosie | 3,5 | 4 | 3,5 | 2,5 | 3 | 3 | 4 | 3,5 | 3 |
Die Alben des Monats Februar 2025
1. Bdrmm – Microtonic
Die Band mit dem unaussprechlichen Namen hat sich auf ihrem dritten Album noch weiter von ihrem Shoegaze-Ursprung entfernt: Bdrmm aus dem englischen Hull widmen sich auf „Microtonic“ nun 90ies Dance- und Rave-Sounds, die sie mit Ambient- und Art-Rock verweben – hymnisch und herrlich zugleich.
2. Saya Gray – Saya
Fließend und flirrend zwischen Psychedelic und Alternative-R&B sind die Songs der Londoner Sängerin Saya Gray: Der gebürtige Kanadierin mit japanisch-schottischen Musiker-Eltern ist mit dieser Mischung auf ihrem Zweitling ein unkonventionelles Hit-Album gelungen.
3. Bartees Strange – Horror
Alles andere als grausig ist das neue, dritte Album des US-Musikers Bartees Strange: Auf „Horror“ verbindet er lässige Gitarrenklänge mit Hip-Hop und House sowie Funk und Soul. Eklektisch und existenziell zugleich, hören wir hier in ein emotional-dringliches Werk hinein.
4. Zement – Passagen
Die Nürnberger Band Zement hat sich dem Neo-Krautrock verschrieben, den sie auf ihrem Album „Passagen“ mit spielerischen Dance-, Afrobeat- & Wave-Einlagen verfeinern: Entstanden ist so eine groovige Avandgardepop-Utopie, die zwischen LCD Soundsystem, Talking Heads und Devo tanzt.
5. Panda Bear – Sinister Grift
Panda Bears neues Album „Sinister Grift“ ist spirituell und verspielt zugleich: Das Gründungsmitglied von Animal Collective sprengt darauf einmal mehr Genre-Grenzen und überrascht mit Sounds zwischen poppiger Psychedelic und klassischem Rock.
6. Youth Lagoon – Rarely Do I Dream
Der US-Künstler Trevor Powers aka Youth Lagoon hat auf “Rarely Do I Dream” entspannte Gitarren-Sounds mit VHS-Kassettenauschnitten und schönen Synthflächen zu einer musikalischen Melange von Alltagsskizzen geformt und damit einen außergewöhnlichen Ansatz im Indie-Rock gefunden.
7. Shirley Holmes – Mein bestes Selbst
„Andere haben Hobbys, ich habe Angst…“: Mit Zeilen wie diesen singt sich der Act Shirley Holmes in das Popgedächtnis wie andere deutschsprachige sloganstarke Bands a la Tocotronic oder Isolation Berlin: Mitreißende Musik wider den Optimierungswahn des Berliner Garage-Punk-Trios.
8. Heartworms – Glutton For Punishment
Das Projekt Heatworms der britischen Musikerin Jojo Orme bringt den Goth-Rock auf fulminante Weise zurück: „Glutton For Punishment“ ist düsterer Synth-Pop zwischen Siouxsie und pochender Post-Punk, der in Richtung Billie-Eilish-Pop zielt.
9. Horsegirl – Phonetics On And On
Das bekanntlich schwierige zweite Album des Trios Horsegirl klingt ziemlich lässig: Die drei Freundinnen verweben auf „Phonetics On And On“ psychedelische Sounds mit viel Pop und veredeln das Ganze mit exotischen Instrumenten wie Gamelan – Perkussives wie Gongs, Xylophone oder Trommeln.
10. Squid – Cowards
Das neue Album der britischen Post-Punker und Kraut-Rocker von Squid widmet sich dem Bösen: Musikalisch wird das perfide gut mit teuflisch packenden Beats, rasselnden Melodien und jeder Menge Energie umgesetzt.
… und diesmal auf dem letzten Platz gelandet, auch wenn punktemäßig nicht weit entfernt vom ersten Platz:
Tocotronic – Golden Years
Das neue Album der deutschen Indie-Rock-Institution ist wieder voller wunderbarer Melodien und Texten, glänzt aber dennoch weniger golden, sondern ist eher beige.
Außer Konkurrenz:
1.000 UK Artists – Is This What We Want?
Mehr als 1.000 Künstler:innen, darunter Kate Bush, Damon Albarn und Annie Lennox, haben ein ungewöhnliches Album veröffentlicht: Is This What We Want? enthält zwölf Aufnahmen leerer Studios und symbolisiert die existenzielle Bedrohung für die gesamte Musikbranche durch so genannte Künstliche Intelligenz. Alle Infos zu dem wichtigen Projekt, das ein starkes wie stilles Statement gegen Musikdiebstahl im großen Stil ist, lest ihr hier.
Einzelwertungen der Tonspion Jury
| AC | UR | KK | CP | CB | SC | TS | FS | CM | DM | |
| Bdrmm | 4 | 4,5 | 4 | 4,5 | 3,5 | 3,5 | 3 | 3,5 | 3 | |
| Saya Gray | 4 | 3,5 | 3,5 | 4 | 3 | 3,5 | 3,5 | 4,5 | 3,5 | |
| Bartees Strange | 4 | 4 | 3 | 3,5 | 3,5 | 3,5 | 4 | 4 | 3,5 | 3,5 |
| Zement | 3,5 | 4 | 4,5 | 3,5 | 3,5 | 3 | 4 | 3,5 | 4 | 3 |
| Panda Bear | 3 | 4 | 3 | 2,5 | 3,5 | 4 | 4,5 | 4 | 3,5 | |
| Youth Lagoon | 4,5 | 4,5 | 3 | 3 | 3 | 4,5 | 4 | 2,5 | 3 | 3,5 |
| Shirley Holmes | 4,5 | 4 | 3,5 | 3,5 | 3,5 | 3,5 | 3,5 | 2 | 4,5 | 3 |
| Heartworms | 3 | 3 | 3,5 | 4 | 3,5 | 3,5 | 3 | 4 | 4 | 3,5 |
| Horsegirl | 3 | 3 | 4 | 3 | 4 | 4 | 3,5 | 3 | 4,5 | 3 |
| Squid | 3 | 2,5 | 3 | 4 | 3 | 3,5 | 3,5 | 3 | 4 | 4 |
Die Alben des Monats Januar 2025
Unsere Jury besteht aus aktiven und ehemaligen Mitgliedern der Tonspion Redaktion sowie freien Musikjournalisten. Hier die zehn Alben, die unserer Fachjury diesen Monat am besten gefallen haben.
Tonspion Jury: Christoph Braun, Astrid Clave, Sebastian Cleemann, Kerstin Kratochwill, Christoph Prenner, Florian Schneider, Satoru Teshima, Udo Raaf, Christina Mohr, Dylan MacKenzie.
1. Ela Minus – DÍA
Sie ist eine der spannendsten Künstlerinnen der aktuellen elektronischen Szene und die erste Nummer 1 des Jahres: Die in Kolumbien geborene Musikerin Ela Minus kombiniert minimalistische Synthesizer-Sounds mit melancholischem Gesang sowie rebellischer Attitüde. Ihr aktuelles Album „DÍA“ tanzt dabei federleicht und facettenreich zwischen Techno-Pop und Club-Anthems. Und mit einer Stimme, die mal exzentrisch nach Björk, dann wieder cool nach Boy Harsher klingt, verschmilzt Ela Minus nicht nur Genres wie Pop und Electro, sondern auch Experimentelles wie jazzige Aspekte und ätherische Atmosphären.
2. FKA Twigs – Eusexua
Mit dem Albumtitel – ein Kofferwort aus Euphorie und Sexualität – fasst FKA Twigs den Zustand, in dem man sich verlieren kann, wenn alle Fasern des Körpers vibrieren – etwa beim Lieben oder Musikhören: Und hört man sich dieses vibrierende quasi perfekte Album an, das getragen von Electronica, Dancefloor, 90ies-Clubs, Trip-Hop und Techno-Pop, gerät man in einen ähnlich ekstatische bis euophorischen Zustand.
3. Sault – Acts Of Faith
Eigentlich bereits am 20. Dezember 2024 erschienen, aber viel zu gut, um dieses Werk in dieser Niemandszeit zwischen den Jahren verschwinden zu lassen: Ohne Ankündigung und ohne Promo erschienen, verspricht der Act aus Großbritannnien nichts Weniger als Heilung – und was das Unglaubliche an ihrem Sound aus Gospel, Soul, R&B und Jazz ist, Saul hält dieses Versprechen sogar.
4. The Weather Station – Humanhood
Tamara Lindeman alias The Weather Station verzaubert auf “Humanhood” mit Sophisticated Pop, der jazzig und folkig sowie anmutig und ambientfreudig starken Singer-Songwriter-Pop zu detailverliebten Songperlen verdichtet.
5. Jasmine.4.t – You Are The Morning
Queerer Singer/Songwriter-Folk der Indie-Band aus Manchester um trans* Frau Jasmine Cruickshank, der strahlt und schimmert: „You Are The Morning“ fängt dabei die Liebe in Freund:innenschaften ein und schafft es dabei komplexe Themen leichtfüßig klingen zu lassen – denn ist es denn wirklich so schwer? Liebe siegt einfach!
6. Dina Summer – Girls Gang
In dieser „Girls Gang“ trifft Glamour-Gothic auf Disco-Wave: Dina Summer aus Berlin machen einen dermaßen coolen infizierenden und elektrisierenden Sound, der zwischen New Wave, EBM und Synthpop in allen Vibes samt-schwarz schillert und neue düstere Hymnen für die nebelgeschwängerten Clubs kreiert.
7. Franz Ferdinand – The Human Fear
Das verflixte Album Nr. 7 von Franz Ferdinand macht verdammt viel Spaß, denn es schielt schamlos Richtung Pop und zwinkert uns charmant croonerhaft zu. „The Human Fear“ handelt zwar von unseren Ängsten, steckt aber voller Energie. Sehr viel Sparks, Talking Heads, Giorgio Moroder, David Bowie, Roxy Music und so viel mehr steckt in der Zitat-Maschine Franz Ferdinand, die erneut mit rasiermesserscharfen Riffs sowie glamourösem Crooner-Charme überzeugen.
8. Mogwai – The Bad Fire
Die Post-Rock-Legende aus Glasgow schillert hier wieder in allen Varianten des Genres: Der Albumtitel bezieht sich auf die schottische Bezeichnung für die Hölle, und die Bandmitglieder gingen bei den Aufnahmen in unterschiedlichsten Varianten wie Krankheiten und Schicksalsschläge durch eben diese. „The Bad Fire“ klingt dann aber weniger düster, sondern psychedelisch, dreampoppig und beschwingt – frei nach dem Motto des Songs: „If You Find This World Bad, You Should See Some Of The Others“.
9. Anna B Savage – You & I Are Earth
Folkiger Singer-Songwriterpop wie ein klärender Spaziergang an einer irischen Küste: Anna B Savages drittes Album beschwört mit starken wie sanften Songs die Kraft, die in der Natur und in einem selbst liegt. Dazu kommt eine unvergleichliche Stimme, die zwischen Beth Gibbons, Nina Simone und Antony Hegarty zu berühren vermag.
10. The Weeknd – Hurry Up Tomorrow
Abel Tesfaye, the artist formerly known as The Weeknd bringt unter diesem Künstlernamen wohl mit „Hurry Up Tomorrow” sein letztes Album heraus und es ist ein krönender furioser Ritt durch Genres wie R&B, Latin, 90ies Electro und Dance geworden und wartet mit Features sowie Stargästen wie Lana Del Rey, Justice und Florence + The Machine auf. Und dann taucht auch noch Synth-Disco-Pionier Giorgio Moroder im Track “Big Sleep” durch Schichten von Vocoder-Klängen auf.
Einzelwertungen der Tonspion Jury
| AC | UR | KK | CP | CB | SC | TS | FS | CM | DM | |
| Ela Minus | 4,5 | 4,5 | 4,5 | 4 | 4 | 3,5 | 3,5 | 4,5 | 4 | |
| FKA Twigs | 4 | 4 | 4 | 4,5 | 3 | 3,5 | 4,5 | 4,5 | 4 | |
| Sault | 3,5 | 4,5 | 3,5 | 3,5 | 4 | 4 | 3,5 | 4,5 | 3,5 | |
| The Weather Station | 4 | 4 | 3,5 | 4 | 3 | 4 | 4 | 3 | 4 | 4 |
| Jasmine.4.t | 4 | 4 | 3,5 | 3,5 | 4 | 3,5 | 4 | 3,5 | 3,5 | 3,5 |
| Dina Summer | 4 | 3,5 | 4 | 4 | 3,5 | 3 | 2,5 | 3 | 4 | 3 |
| Franz Ferdinand | 4 | 3,5 | 3,5 | 3 | 3 | 3 | 3,5 | 3 | 3,5 | 3 |
| Mogwai | 3,5 | 2,5 | 3,5 | 3,5 | 3 | 4 | 3,5 | 3 | 3 | 3 |
| Anna B Savage | 3,5 | 3,5 | 3,5 | 3 | 3,5 | 3 | 3,5 | 3 | 3 | 3 |
| The Weeknd | 3 | 3 | 3 | 3,5 | 3,5 | 3 | 3 | 3,5 | 3,5 |
Die Tonspion Jury
Astrid Clave wurde im Kölner Kompakt-Umfeld sozialisiert, bevor sie in London Drehbuch studierte. Heute schreibt sie über die elektronische Musikszene für Tonspion und Drehbücher u.a. für einen großen Streamingdienst.
Christoph Braun schreibt als freier Autor bereits seit 1996 Texte zu Musik und Popkultur, unter anderem auch für Tonspion. Aktuell arbeitet er außerdem an seinem ersten Roman und in einer Gemeinschaftsunterkunft für geflüchtete Menschen.
Christoph Prenner arbeitete nach einem Gastspiel in der Tonspion Redaktion als Chefredakteur mehrerer Magazine in Österreich. Er ist Teil des Film/Serien-Podcasts Screen Lights und des Electro-Pop-Duos Pola-Riot.
Dylan MacKenzie ist ein kanadischer Musik- und Foodblogger, der seit Kurzem in Berlin lebt.
Florian Schneider war knapp 10 Jahre die musikalische Allzweckwaffe bei Tonspion in Berlin bevor er ablösefrei zum Visions Magazin nach Dortmund wechselte.
Kerstin Kratochwill ist promovierte Germanistin, arbeitet als Lektorin sowie Texterin und schreibt für so gut wie alle Musikmagazine, die es gibt.
Satoru Teshima ist Autor, Musiker (Elleh), Blogger (Lights and Music) und Japanisch-Übersetzer und lebt in Berlin.
Sebastian Cleeman ist Gelegenheitsautor, Ghostwriter, Mitleser, Ex-Tonspionpraktikant, Anfänger for life, macht Musik als Petula und Trommelgeräusche bei Clickclickdecker.
Udo Raaf ist Tonspion-Gründer und Online-Marketing-Spezialist und verbindet im Tonspion seit 1999 beide Leidenschaften.
