Anna Calvi meldet sich mit einer ungewöhnlichen Kollaboration zurück. Gemeinsam mit Perfume Genius interpretiert sie den Song „I See A Darkness“ von Bonnie „Prince“ Billy neu. Statt großer Gesten gibt es leise Intensität: Zwei Stimmen, die einander Raum lassen, ein Duett über Freundschaft in dunklen Zeiten.
Calvi beschreibt den Song als Hommage an Wahlfamilien und queere Intimität – jenseits klassischer Romantik. Das Video dazu zeigt zwei Frauen bei einer Nacht voller Nähe, ohne dass daraus ein Drama gemacht wird. Ein Moment des Alltags, der in seiner Schlichtheit fast schon widerständig wirkt.
Parallel zur Veröffentlichung hat Calvi ihren eigenen Substack gestartet: Carving Silver In Strange Weather. Dort teilt sie bislang unveröffentlichte Musik, persönliche Texte und Gedanken zur Kunst abseits kommerzieller Mechanismen.

Anna Calvi Biografie
Anna Calvi wurde 1980 in London geboren und wuchs in einer musikalischen Familie auf. Ihr Vater war Psychologe italienischer Herkunft, die Mutter arbeitete als Krankenschwester. Bereits früh entdeckte sie klassische Musik für sich, insbesondere Werke von Debussy, Ravel und Messiaen. Die Gitarre kam später dazu, wurde aber schnell zu ihrem markantesten Ausdrucksmittel.
Obwohl sie zunächst klassische Geige studierte, entschied sie sich schließlich für ein Musikstudium an der University of Southampton, wo sie sich auf Gitarre spezialisierte. Ihr spielerischer Stil ist geprägt von einer cineastischen Herangehensweise: Sie nutzt das Instrument nicht nur rhythmisch oder melodisch, sondern fast orchestriert, mit starker Betonung auf Atmosphäre und Dynamik. Einflussreich waren für sie unter anderem Jimi Hendrix, Jeff Buckley, Scott Walker und Edith Piaf.
2011 erschien ihr selbstbetiteltes Debütalbum Anna Calvi, produziert von Rob Ellis (PJ Harvey). Die Songs, getragen von dramatischem Gesang, expressivem Gitarrenspiel und einem Hang zum Theatralischen, wurden von der Kritik gefeiert. Das Album erhielt eine Nominierung für den Mercury Prize und wurde von Brian Eno als eine der stärksten Debütplatten des Jahrzehnts bezeichnet.
2013 folgte One Breath, ein Album, das persönliche Brüche verarbeitete und zugleich musikalisch weiter ausgriff. Die Stücke wirkten intimer, experimenteller, mit subtiler Elektronik und deutlich mehr Dynamik. Auch dieses Album wurde für den Mercury Prize nominiert, außerdem gewann Calvi den European Border Breakers Award.
Mit Hunter (2018) wurde Calvi explizit politisch. Die Texte setzen sich mit Genderrollen, Sexualität und Körperlichkeit auseinander. Musikalisch blieb sie ihrem dichten, kontrollierten Sound treu, öffnete ihn aber stärker für Pop-Elemente. Produziert wurde das Album unter anderem von Nick Launay (Nick Cave, Grinderman), als Gäste wirkten Adrian Utley von Portishead und Martyn Casey von den Bad Seeds mit.
Parallel arbeitete sie zunehmend an Soundtracks. Ihre Musik wurde für Theaterproduktionen, Filme und Serien verwendet, besonders prominent in der BBC-Serie Peaky Blinders, für die sie mehrere Staffeln lang als musikalische Leiterin tätig war. Diese Arbeit beeinflusste auch ihre Kompositionsweise: filmischer, weniger songorientiert, stärker im Spannungsfeld zwischen Bild und Ton gedacht.